Als das Wasser knapp wurde

Aus den Akten der ehemaligen Bürgermeisterei Gransdorf ist eine Geschichte überliefert, die von der Zeit spricht, als die Wasserzuführung miserabel war. Der Vorfall ereignete sich im Sommer des Jahres 1848.

 Der Brunnen am heutigen Dorfplatz in Gransdorf. 1848 stand ein ähnlicher Brunnen im damaligen Ortskern in der Nähe des Spangerbaches. TV-Foto: Erich Gerten

Der Brunnen am heutigen Dorfplatz in Gransdorf. 1848 stand ein ähnlicher Brunnen im damaligen Ortskern in der Nähe des Spangerbaches. TV-Foto: Erich Gerten

Gransdorf. Seit dem beginnenden 20. Jahrhundert hat jeder Haushalt in unseren Dörfern fließendes Wasser. Diese Einrichtung ist so selbstverständlich geworden, dass kaum jemand sich vorstellen kann, wie das Leben ohne Wasserleitung vor mehr als 100 Jahren ausgesehen hat.

Damals holten die Menschen das Trinkwasser täglich aus den öffentlich zugänglichen Brunnen und schleppten es mit Eimern nach Hause. 1847 gab es in Gransdorf Probleme mit der Wasserversorgung. Daher sollte eine neue Zuleitung gelegt werden, weil "der Ort Gransdorf an Wassermangel leidet", wie Amtsbürgermeister Merten im Februar 1847 an den Landrat schrieb. Das Zuleitungssystem des vorhandenen Brunnens reiche nicht aus, weil viel Wasser durch die undichten, aus Ton bestehenden alten Leitungen verloren gehe.

Daher schlug der Bürgermeister vor, eine neue Zuleitung mit Eisengussröhren herzustellen, so dass dadurch das Wasser zu zwei Stellen statt wie bisher nur zu einem Brunnen im Ort geleitet werden könne. Leider geht aus dem Schreiben nicht hervor, von woher das Wasser kam und wo die beiden Brunnen standen. Erkennbar ist nur, dass es über eine Länge von 88 bis 90 Ruthen zugeleitet wurde. Das waren etwa 340 Meter.

Die Zeit zur Neuverlegung war auch deswegen günstig, weil zur selben Zeit die Durchgangsstraße von Oberkail nach Spangdahlem in der Ortslage Gransdorf fertiggestellt wurde und daher sowieso Bauarbeiten in der Dorfmitte vonstatten gingen. Diese Straße nannte sich Meulenwaldstraße, weil sie bis nach Trier führte und ab Herforst durch den Meulenwald verlief.

Aber erst im Jahr darauf berichten die Akten, dass der Unternehmer Knödgen aus Bruch mit der Herstellung der neuen Wasserzuführung beauftragt wurde. Zudem ließ Knödgen sich Zeit, viel Zeit. Deshalb beschwerte sich Gransdorfs Ortsvorsteher Schuh am 28. Juli 1848 beim Amtsbürgermeister, weil Knödgen trotz mehrmaliger Mahnungen seinen Auftrag zur Verlegung der Leitung nicht nachgekommen ist. Selbst in der "jetzt günstigen Zeit, wo die Wiesen gemäht sind", habe er die Arbeiten nicht aufgenommen. Die Gransdorfer seien "in ihrem Wasserbedarf sehr gehindert".

Er setzte Knödgen ein Ultimatum von 14 Tagen, während denen er die Arbeiten auszuführen habe, oder es werde auf dessen Kosten ein anderer Unternehmer beauftragt. Diese schriftliche Mahnung wirkte, denn weitere Klagen kommen nicht mehr vor. Zwar waren die Endarbeiten im Januar 1849 noch nicht abgeschlossen. Aber dabei handelte es sich lediglich um die Pflasterung rund um den Brunnen.

Walter Kremer aus Gransdorf vermutet, dass die historische Wasserleitung vom ehemaligen "Schafkümpel", einer Quelle am Spangerbach, gespeist und durch das Wiesental zu einem Wassertrog unweit der Bachbrücke in die Nähe des damaligen Ortskernes geleitet wurde. no/yz

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