Als die Eifel preußisch wurde

Malberg · Der 9. Juni 1815 ist ein Meilenstein in der Geschichte Europas. Die Schlussakte des Wiener Kongresses regelte die Neuordnung Europas. Welche Auswirkungen das auf die Eifel hatte, zeigt eine Ausstellung von Landkarten vor und nach 1815, die am Sonntag auf Schloss Malberg eröffnet wird. Der TV hat sich im Vorfeld von dem Wissen und den Anekdoten des Kurators Karl Solchenbach begeistern lassen.

Als die Eifel preußisch wurde
Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Malberg. Gingendorf. Ein malerischer Ort in der Eifel, ganz in der Nähe von St. Thomas. Sie kennen Gingendorf nicht? Verständlich. Gingendorf gibt es nicht. Gab es auch nie. Und trotzdem ist ein kleiner Ort mit diesem Namen auf einer Landkarte aus der Zeit um 1700 eingezeichnet. Zu sehen ist diese prachtvolle, mit bunten, barocken Kartuschen gezeichnete, aber leider fehlerhafte Karte ab kommenden Sonntag auf Schloss Malberg. Um 11 Uhr eröffnet der Förderverein des Schlosses dort eine Landkartenausstellung mit dem Titel "200 Jahre Wiener Kongress - Die Landkarte der Eifel wird neu gezeichnet". Zur geschichtlichen Einführung sprechen der Bitburger Stadtarchivar Dr. Peter Neu und der Echternacher Historiker Dr. Henri Trauffler.
Flickenteppich verschwindet



13 Original-Karten aus der Zeit zwischen 1700 und 1855 sind in den Räumen des Schlosses zu sehen; sie stammen aus den privaten Sammlungen Solchenbach und Niewodniczanski sowie aus dem Trierer Antiquariat Fritzen. "Sie zeigen", sagt Kurator Karl Solchenbach, "wie aus dem Flickenteppich von einst ein kompaktes Staatengebilde wurde." Sind die ältesten Karten noch ein buntes Durcheinander der einzelnen Herrschaftsgebiete und Grafschaften, werden sie im Lauf der Zeit immer übersichtlicher. Sie zeigen, wie sich die Politik entwickelte.
Die erste Vermessung der Eifel war eine Auftragsarbeit von Kaiserin Maria Theresia, zu deren Gebiet Malberg gehörte. Jahrelang hat Joseph Graf von Ferraris daran gearbeitet - aber nur am luxemburgischen Gebiet, das damals zu Österreich gehörte. Die Folge: Kyllburg, schon immer kurtrierisch gewesen, erscheint auf dieser Karte gar nicht.
Präzisere Karten gibt es aus der Zeit von Napoleon. Mit seiner Vermessungsmethode der Triangulierung gelingt dem französischen Oberst Jean Tranchot eine detaillierte Darstellung der gesamten Eifel.
Sauer und Our werden Grenze


Seine Arbeit wurde nach dem Wiener Kongress vom preußischen Freiherrn Ferdinand von Müffling fortgesetzt. Darin sind dann auch Sauer und Our als die neue Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg dargestellt. Der historischen Entwicklung Luxemburgs sind ebenfalls Karten und ausführliche Schautafeln gewidmet.
Die Ausstellung auf Schloss Malberg ist nicht nur informativ und lehrreich, sie wird vermutlich dem einen oder anderen Besucher auch den Ausruf "So war das also" entlocken. Ein Abstecher in den Eisernen Garten von Schloss Malberg, der derzeit in voller Blüte steht, bietet sich da an.Extra

Wer die Landkartenausstellung besucht, sollte auch einen Abstecher in den Eisernen Garten machen, der zurzeit in voller Blüte steht und einen beeindruckenden Blick auf das Schloss bietet.

Wer die Landkartenausstellung besucht, sollte auch einen Abstecher in den Eisernen Garten machen, der zurzeit in voller Blüte steht und einen beeindruckenden Blick auf das Schloss bietet.

Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Die Landkartenausstellung auf Schloss Malberg "200 Jahre Wiener Kongress - Die Landkarte der Eifel wird neu gezeichnet" ist bis 9. August sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Nach Absprache bietet Kurator Karl Solchenbach auch Sonderführungen an. Interessierte können dafür per E-Mail Kontakt aufnehmen mit Dr. Bernhard Gies, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Malberg: bernhard.gies@t-online.de wiw

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