Als Ur-Opa nach Amerika ging

BITBURG. Raus aus dem Dorf, nach Amerika, ins Banat: Wenn Menschen sich in Bewegung setzen, um fern oder nah der Heimat eine neue Existenz aufzubauen, nehmen sie Erinnerungen, Hoffnungen und Ängste mit.

Ein großes Wandbild, abgestellt in einem Flur. Ein uraltes Kästchen, sicher verstaut. Und ein großer und leerer Raum im oberen Stockwerk. Noch ist nicht viel zu sehen von der grenzüberschreitenden Ausstellung "Migration", die die Auswanderung von Eifelern und Luxemburgern nach Amerika und Osteuropa im Kreismuseum Bitburg-Prüm illustrieren soll, zu sehen. Selbst der Hirsch fehle, sagt Burkhard Kaufmann.Man habe das blaue Symbol der Kulturhauptstadt Luxemburg vor dem Museum aufstellen wollen, um für die Ausstellung zu werben, erklärt der Leiter des Kreismuseums. "Leider steht in Luxemburg keiner mehr zur Verfügung." Dabei hätte der über die inneren Grenzen der Großregion wandelnde Hirsch bestens zur Ausstellung (ab 16. März) gepasst: In den vergangenen Jahrhunderten sind die Menschen der Region wiederholt zu neuen Ufern aufgebrochen - nach Amerika, nach Südosteuropa, wo die Moselfranken fälschlicherweise als "Siebenbürger Schwaben" bekannt wurden, oder auch nur ein paar Kilometer vom Dorf in die Stadt. Auch die Landflucht ist eine Form der "Migration".

Originalexponate sind selten

Konzipiert vom Luxemburger Amt für Denkmalpflege und vorbereitet vom Kreismuseum, den Luxemburgern und der belgischen "Vereinigung Ländlicher Raum - Umwelt - Entwicklung", präsentiert die Ausstellung das Einzelschicksal von Migranten und deren Erfahrungen in der neuen Heimat auf etlichen Schautafeln. Ergänzt wird dies durch historische Tonaufnahmen. Kaufmann erzählt von der Auswandererfamilie Zirbes aus Mötsch oder Zurückgekehrten. Neu an der Migrationsausstellung sei der grenzübergreifende Gedanke. "Auch in Chicago lebten Luxemburger und Eifeler in nächster Nähe."

Leider gebe es einen gewissen "Mangel" an Originalexponaten, sagt Kaufmann. "Es liegt in der Natur der Sache, dass die Migranten alles mitnahmen, was ihnen wichtig war." Doch das schmälert nicht den Wert der Ausstellung. Zusätzlich zu den Infotafeln wird es - speziell in Bitburg - "Extras", auch zum "Anfassen", geben. Unter anderem Leihstücke Eifeler Familien, etwa ein altes "Tapezierkästchen", in welchem Briefe und Fotos aus der neuen Heimat von den zurückgelassenen Familienmitgliedern aufbewahrt und beim Sonntagskaffee herumgereicht wurden. Ein Leseabend mit Ausschnitten aus entsprechenden Briefen. Und als besonderes Angebot eine "Auswandererdatenbank" mit Infos zu 30 000 Migranten aus Eifel-Mosel-Saar, zusammengestellt von Genealogieforscher Werner Lichter. Am Sonntag, 25. März, wird die Datenbank vorgestellt. Wer schon immer wissen wollte, was aus seinem reisefreudigen Ur-Opa geworden ist, gibt Namen und Herkunftsort ein - und könnte fündig werden.

Wanderausstellung "Migration": Bitburg 16. März bis 3. Juni, Kreismuseum Trierer Straße 15, Telefon 06561/683888. Öffnungszeiten: täglich außer dienstags 14 bis 17 Uhr, sowie montags und mittwochs bis freitags 10 bis 13 Uhr. Weitere Informationen unter Telefon 06561/683888.

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