Als "Zömmich Kättchen" in die Voba kam

PRÜM. (api) Vor 60 Jahren glich Prüm noch einem Trümmerfeld. Die Arbeiten und Erlebnisse der Heimkehrer zwischen Ruinen, Schutt und Asche sind nun in einer Ausstellung in der Volksbank Eifel-Mitte auf Fotografien zu sehen. Bei der Eröffnung ging es indessen sehr lebendig zu.

Vor 60 Jahren endete zwar der Zweite Weltkrieg, doch immer noch herrschte Armut und Elend unter den Heimkehrern, die alles verloren hatten - auch in Prüm. Wie die "Menschen zwischen Trümmern und Wiederaufbau" lebten und arbeiteten, zeigt eine Ausstellung in der Volksbank Eifel Mitte. Die Initiative Frauenschuh zeigt dabei rund 130 Fotos aus dem Privat-Archiv der Prümerin Monika Rolef. "Viele der großformatigen Bilder wurden damals vom Fotografenmeister August Altenberg gemacht", erzählt Rolef. "Und Zuhause hab ich noch etwa 100 Bilder liegen." Die Fotografien zeigen vor allem die Zeit nach den Monaten zwischen September 1944 und März 1945, als etliche Bomben und Granaten Gebäude, Straßen und die gesamte Infrastruktur Prüms vernichteten. Als die große Zerstörungswelle kam, waren die meisten der Prümer Bewohner bereits zwangsweise evakuiert. Viele von ihnen verbrachten Wochen und Monate in Westerwald, Siegerland oder Harz, bevor sie wieder in ihre Heimatstadt Prüm - einem Trümmerhaufen - zurückkehrten. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung ließen nun vor allem der Theaterverein Schwarzer Mann, Mitglieder des Katholischen Deutschen Frauenbundes und viele Prümer Bürger die Originale der damaligen Zeit aufleben. So wurde "Zömmich Kättchen", die Prüm während der schweren Kämpfe zu keiner Stunde verlassen hatte, umsorgt von zwei Ordensschwestern auf einer Bahre von Soldaten in die Volksbank getragen. Gleichfalls betrat später "Kochs Gretchen" die Bühne. Sie führte in den Nachkriegsjahren das Gasthaus "Grünes Hüttchen", ehemals Kaiserhof, und bekochte dort Beamte, Angestellte und Handwerker. Und letztlich durfte auch "Regnerys Kättchen" mit ihrem Milchwägelchen nicht fehlen. Authentische Originaldokumente

Zwischendurch informierten zudem Film- und Tonbandaufnahmen über die Erlebnisse vor 60 Jahren. Vor eindrucksvollen Bildern des zerstörten Prüm berichtete die Stimme des ehemaligen Stadtinspektors Gustav Gauer über seine Heimkehr. Prüm sei zwar ein Trümmerfeld gewesen. Aber immer noch hätten die Türme der Salvator-Kirche als das Wahrzeichen der Stadt gestanden und den Menschen Trost gespendet. Auch Kaspar Thürwächter erinnerte sich zurück, als er nach dem Krieg durch die menschenleeren Straßen Prüms lief. "Zunächst stand ich auf dem Hahnplatz, dann ging ich durch die Langemarckstraße und erst in der Reginostraße begegnete ich dem ersten Prümer."Gefährliche Grundversorgung

In den nächsten Wochen habe er sich mit den Hinterlassenschaften amerikanischer Soldaten versorgt. "Auf dem Roten Sandberg war eine amerikanische Stellung gewesen", erzählt Thürwächter. "Und da habe ich dann amerikanische Decken, Hosen, Jacken und Frühstückspackungen gefunden." Im Nachhinein ist er froh, diese Aktion überlebt zu haben. Denn das gesamte Gebiet war minenverseucht. Wie Prüm noch vor 60 Jahren aussah und mit welcher Solidarität und welchem Engagement die Prümer ihre Stadt vor der Kalvarienberg-Explosion 1949 wieder aufbauten, zeigt die Ausstellung "Menschen zwischen Trümmern und Wiederaufbau" in der Volksbank Eifel Mitte noch bis etwa 10. Juni, werktags von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Als nächstes Projekt steht im Dezember die Ausstellung "Prüm - wieder aufgebaute Stadt" (wahrscheinlich in der Basilika) an. Zudem soll dann ein Buch von Monika Rolef und Kaspar Thürwächter vorgestellt werden, das die Geschichte von 1950 bis 2000 beleuchtet.

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