Alte Bücher gegen neue getauscht

Bitburg · Neues Schuljahr, neue Bücher: Und die werden von rund 51 Prozent der Schüler an den Realschulen plus und Gymnasien im Eifelkreis ausgeliehen. Mittlerweile hat sich das vor vier Jahren eingeführte Leihsystem eingespielt. Der TV hat den Packern der Buchpakete in der Realschule plus in Bitburg über die Schulter geschaut.

 Hier wird „hochgestapelt“: Julia Hank (links) und Jutta Klaes-Berg packen Tausende Bücherpakete. TV-Foto: Mandy Radics

Hier wird „hochgestapelt“: Julia Hank (links) und Jutta Klaes-Berg packen Tausende Bücherpakete. TV-Foto: Mandy Radics

Bitburg. Mathematik, Deutsch, Englisch oder Hauswirtschaft. In der Realschule plus in Bitburg haben sich zwei Wochen vor Schulbeginn meterhohe Bücherstapel getürmt. Auf jeder Seite des großen Klassenraums stehen Hunderte blauer und orangefarbener Stoffbeutel. Die wiegen schwer. Denn sie sind vollgepackt mit Büchern für die Schüler der Klassen fünf bis zehn.
Julia Hank und Jutta Klaes-Berg haben den Überblick über das geordnete Chaos. Beide sind bei der Buchhandlung Schiewek angestellt, die einer von insgesamt sechs Dienstleistern sind. Die hat der Eifelkreis zum Packen der Lehrmittel engagiert. "Den Anfang bildet immer die individuelle Bücherliste eines jeden Schülers", erklärt Jutta Klaes-Berg. Erst werden all diese Bücher zusammengesucht, dann gescannt und im Computer erfasst, bevor der schwere Packen in einem der Stoffbeutel landet. Sortiert wird nach Klassen, und die sind manchmal sechszügig.
Beide Buchhändlerinnen sind seit Einführung des neuen Ausleihsystems im Jahr 2010 dabei (der TV berichtete mehrfach). "Am Anfang war es chaotisch. Der Server war überlastet. Die Bücheranzahl hat oft nicht gestimmt", sagt Julia Hank. Jetzt sei mehr Routine drin. Aber reibungslos laufe das Ganze nicht ab. Zwei Wochen haben die Dienstleister Zeit für ihre Arbeit. Drei Tage hätten sie durch technische Probleme verloren. "Das Internet ging nicht. Der Scanner wollte nicht", sagt Jutta Klaes-Berg. Doch dann lief alles.
Erstmals wurden in diesem Jahr die zurückgegebenen Bücher gegen neue Exemplare ausgetauscht. "Die Bücher werden in der Regel drei Jahre ausgeliehen und dann aus dem Sortiment genommen", erklärt Julia Hank. Die Kreisverwaltung bietet diese den Schulen und Fördervereinen der jeweiligen Schule an: "Beispielsweise zur Verwendung in der Schulbibliothek, zum Vorhalten von Klassenbeständen oder zur Durchführung von Schulbuchbasaren zum Verkauf an die Schüler." Abgenutzte Bücher werden laut Kreis entsorgt.
Mehr als die Hälfte macht mit


Unbrauchbar können Bücher auch vor ihrem offiziellen Ablaufdatum sein, weiß Jutta Klaes-Berg. Bei einer Rückgabe seien sogar einmal alle Bücher nicht mehr zu verwenden gewesen. "Sie sahen aus, als hätte der Schüler sie im Fluss versenkt und sei darauf herumgetrampelt." Laut Kreisverwaltung wird in solchen Fällen überprüft, ob Schadenersatz geleistet werden muss. Auch bei Verunreinigungen durch Flüssigkeiten, fehlenden Seiten oder handschriftlichen Eintragungen würden die Bücher aussortiert. Normale Gebrauchsspuren wie Eselsohren oder abgenutzte Buchrücken fielen jedoch nicht darunter.
Bis zum heutigen Montag war alles gepackt. Ab heute stehen 513 von insgesamt 915 Schülern Schlange, um ihre Schulbücher abzuholen. Davon zahlen 270 ein Drittel des Buchpreises, 243 bekommen die Lehrmittel unentgeltlich. "Das hängt vom Einkommen der Eltern ab", sagt Julia Hank (siehe Extra). Die Ausleihquote liegt damit bei rund 56 Prozent. An der Realschule plus in Bleialf liegt sie sogar bei fast 70 Prozent, während an der Realschule plus in Neuerburg nur rund 36 Prozent der Schüler das Ausleihsystem in Anspruch nehmen. Zehn Realschulen plus und Gymnasien nehmen am Ausleihsystem teil. Das entspricht einer Quote von rund 51 Prozent, bei 2974 von insgesamt 5852 Schülern.
Laut Kreisverwaltung betrug der tatsächliche Kostenaufwand im Schuljahr 2012/13 59 000 Euro. Einen Zuschuss erhielt der Eifelkreis jedoch nur in Höhe von 22 288,50 Euro. Den Rest muss er aus eigener Tasche finanzieren. Das Ausleihen sei an sich eine gute Sache, sagen die beiden Buchhändlerinnen. Doch das System sei umständlich und verursache zu große Kosten. "Realistisch gesehen wäre ein geringerer Verwaltungsaufwand wünschenswert", findet Jutta Klaes-Berg. "Der Idealzustand wäre: kostenfreie Lehrmittel für alle", sagt Julia Hank.
Extra

Die Einkommensgrenze, bis zu der Eltern für ihre Kinder kostenlos Schulbücher leihen können, ist variabel. Bei einem Paar mit einem Kind darf das Jahreseinkommen 26 500 Euro brutto nicht übersteigen (Alleinerziehende: 22 750 Euro). Für jedes weitere Kind erhöhen sich diese Einkommensgrenzen um 3750 Euro. Bei der kostenlosen Ausleihe werden den Schülern außer den Büchern auch alle Lernmaterialien zur Verfügung gestellt. Familien, die mehr verdienen, können auch an dem Ausleihsystem teilnehmen. Diese müssen für die Bücher allerdings ein Drittel des Ladenpreises als Leihgebühr für ein Jahr zahlen. Bücher, die während der ganzen Schulzeit genutzt werden sowie Arbeits- und Übungshefte müssen komplett selbst gezahlt werden. MRA

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