Altlasten stoppen Lückenschluss

ST. THOMAS/ZENDSCHEID. Unmut an der Kyll: Beim geplanten Lückenschluss des Fernradwegs gibt es ein neues Hindernis. Ein belastetes Grundstück muss näher untersucht werden.

Der Kylltalradweg zwischen Gerolstein und Trier-Ehrang gehört zu den sieben landesweiten Fernradwegen. Das Angebot wird hervorragend angenommen. Teilweise radeln Gruppen mit bis zu 80 Teilnehmern an der Kyll entlang. Um so wichtiger wäre ein durchgehender Ausbau. Eine schmerzende Lücke klafft zwischen St. Thomas (VG Kyllburg) und Densborn (VG Gerolstein). Diese rund sieben Kilometer sollen zusammen mit dem Ausbau der parallelen L 24 verwirklicht werden, der für 2006 geplant ist. Das Straßenprojekt wird voraussichtlich rund zwei Millionen Euro kosten - relativ preiswert, denn es handelt sich lediglich um einen so genannten Bestandsausbau. Die VG Kyllburg hat für 2005 den Radwegbau auf dem Abschnitt zwischen St. Thomas und dem Sägewerk bei Zendscheid ins Auge gefasst. Die knapp vier Kilometer lange Strecke soll an der Bahntrasse entlang laufen. "Den Radweg über den Ortsteil St. Johann zu verlegen, kann man vor allem den etwas älteren Radfahrern nicht zumuten", begründen Willi Sonnen und Bernd Heinicke, die Ortsbürgermeister von Zendscheid beziehungsweise St. Thomas, die Pläne. Die Gespräche mit der Bahn über die notwendigen Grundstückskäufe sind weit fortgeschritten. Doch zusammen mit den Kaufvertragsentwürfen schickte die Bahn plötzlich ein Gutachten aus dem Jahr 2000. Darin werden Verunreinigungen auf einem Grundstück nördlich vom Bahnhof St. Thomas erwähnt. Betroffen ist eine Fläche von rund 7500 Quadratmetern, auf der früher ein zweites Bahngleis verlief. "Wir brauchen eigentlich nur einen Zipfel der Fläche, aber die Bahn will ihre Grundstücke nur ganz oder gar nicht verkaufen", erklärt Bürgermeister Bernd Spindler.Schwermetalle und Mineralöle

Das Gutachten weist Schwermetalle, PAK (Polyzyklisch-aromatische Kohlenwasserstoffe) und Mineralöl-Kohlenwasserstoffe nach. Die Schwermetalle könnten ausgetreten sein, als dort einst Bahnschwellen und Weinberg-Pfähle bearbeitet wurden, um sie haltbarer zu machen. Die Mineralöle stammen vermutlich aus Material, dass nach einem Bahnunfall auf dem Grundstück gelagert wurde. Eine Gefahr für die Umwelt geht laut Gutachten von den Altlasten nicht aus, solange dort nichts verändert wird. Das hilft der VG aber nicht weiter, denn zum Radwegebau muss der Boden bearbeitet werden. Das birgt das Risiko, dass Stoffe freigesetzt werden. Eine Baugenehmigung wäre deshalb fraglich. Auch der Kampfmittelräumdienst Rheinland-Pfalz hat die Fläche noch nicht freigegeben, die zudem im sensiblen Bereich nahe des Flusslaufs liegt. "Wir haben die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz eingeschaltet, damit wir eine erste Schadensbewertung bekommen", sagt Spindler. "Leider sind wir im Lauf der Jahre nie auf diese Problemfläche oder die Existenz eines Gutachtens hingewiesen worden. Diese Überraschung wirft uns wieder ein Stück zurück." Wie schnell eine Lösung gefunden werden kann, hängt nicht zuletzt von der Bahn ab. Denn Spindler stellt unmissverständlich klar: "Eine Entsorgung des Bodens kann die Verbandsgemeinde nicht leisten."

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