Am Ende zahlt der Auftraggeber

BITBURG/DAUN/WITTLICH/TRIER. Ob das, was lange währt, letztlich auch gut wird, bleibt in Sachen Maut abzuwarten. Die Spediteure sind zumindest skeptisch und fürchten höhere Kosten - nicht nur für ihre Unternehmen, sondern auch für die Verbraucher.

Die Vorbereitungszeit für die Spediteure war lang; immer wieder wurde der Start der Maut verschoben. Doch jetzt, zu Beginn des neuen Jahres, wird es ernst, und die meisten LKW scheinen gerüstet. Für die Anschaffung der On-Board-Units - kurz Obu genannt -, den Einbau und die damit verbundenen Verluste durch die Standzeit von zirka einem halben Tag mussten die Spediteure mit mehreren Hundert Euro in Vorleistung treten. Wie Achim Vetter von der Wittlicher Spedition Elsen und auch Gerd Schon von der Spedition Schon in Traben-Trarbach bestätigen, liegen die bisherigen Kosten für den Obu-Einbau in ihren Fuhrparks bereits in fünfstelliger Höhe. Die Spedition Bickel Logistic aus Trier habe lediglich einen Teil der Kosten erstattet bekommen, sagt Uwe Grabert: Wegen der langen Zeit bis zur wirklichen Einführung der Maut habe sein Unternehmen bereits ausgerüstete LKW durch neue ersetzt und so erneut Obus einbauen müssen. Richtig teuer wird es jetzt allerdings durch die Maut-Gebühren. Die Zahlen sind beeindruckend: "Wenn man ausschließlich die direkten Mautgebühren betrachtet, kommt ein LKW, der etwa 150 000 Kilometer pro Jahr fährt und davon 85 Prozent auf Autobahnen unterwegs ist, auf eine jährliche Zusatzbelastung von 15 810 Euro", rechnet Achim Vetter vor. Ähnliche Zahlen nennt auch Thomas Mutsch von der Spedition Mutsch in Bitburg. Er sieht eine Mehrbelastung von bis zu 1800 Euro monatlich pro Brummi auf sich zukommen. "Man muss das weiter berechnen," sagt Mutsch. Manfred Neuwinger von der Möbelspedition Mallmann Umzüge in Trier rechnet mit zirka 100 bis 120 Euro zusätzlichen Kosten für einen Umzug von Trier nach München. "Die muss der Kunde zahlen", sagt auch Neuwinger. Er rechnet damit, dass der Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmen größer wird.Der Kunde wählt die billigere Möglichkeit

Wenn ein Mitbewerber nur die Hälfte der Maut-Kosten auf den Kunden umlege, so werde dieser die billigere Möglichkeit wählen. Für die Möbelspedition gibt es beim Umlegen der Mehrkosten allerdings noch ein anderes Problem: Wenn der Staat Kunde sei - etwa bei Umzügen von Soldaten oder solchen, die das Arbeitsamt finanziere - gelten feste Tarife. Eine Übernahme der Mautkosten sei hier noch nicht geklärt, habe er auf Anfrage erfahren, sagt Manfred Neuwinger. Andere Kunden sind offensichtlich schon weiter. Wie Achim Vetter berichtet, sei den Verladern durch intensive Gespräche bewusst geworden, dass die staatlich auferlegte Straßenbenutzungsgebühr eine Kostenbelastung bedeute, die weder durch Rationalisierung noch durch ein Umorganisieren der Verkehrsabläufe zu kompensieren sei. "Der Spediteur muss die Maut eins zu eins an den Auftraggeber weitergeben", sagt Vetter. Mit Mehrkosten rechnet auch die Bitburger Brauerei. "Was die Anlieferung von Waren wie Rohstoffen oder Ersatzteilen angeht, ist davon auszugehen, dass höhere Kosten auf die Brauerei zukommen", erklärt Pressesprecher Dietmar Henle. Beim Verhandeln um Transport-Konditionen werde auch die Maut ein Thema sein. Von Seiten der Brauerei sei allerdings nicht mit höheren Bierpreisen zu rechnen. "Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Logistik-Partner beziehungsweise der Handel ihre Mehrbelastung durch die Maut an den Endverbraucher weitergeben werden", sagt Henle. Ein Ausweichen auf die Landstraße ist allerdings bei keiner der angesprochenen Speditionen ein Thema: "Im Terminverkehr können wir uns keinerlei Zeitverzögerung leisten", berichtet Gerd Schon. Achim Vetter lehnt diese Möglichkeit ebenfalls ab, "da die mautfreien Bundes- und Landstraßen noch stauanfälliger sind als die Autobahnen und dadurch die ohnehin sehr engen Termine nicht mehr eingehalten werden können". Wiegand Otterbach, Mautbeauftragter beim Koblenzer Landesbetrieb Straßen und Verkehr, wagt hier allerdings noch keine Prognose. "Das ist Glaubenssache", sagt er: "Die, die dafür sind, meinen, alles bleibt auf der Autobahn. Die dagegen sind, behaupten das Gegenteil." Wie es wirklich werde, sei erst in einigen Wochen abzusehen.

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