Amor verschießt seine Pfeile digital

Bitburg · Bitburg Was tun, wenn die Traumfrau vorbeiläuft, aber man einfach zu schüchtern ist, sie anzusprechen? Früher hätte man vielleicht eine Kontaktanzeige geschaltet. Heute geht das alles digital: auf Spotted:Bitburg zum Beispiel.

2013 hat Johannes Barth, damals noch Student in Trier, die Seite gegründet. Seitdem werden dort täglich Beiträge gepostet - anonym versteht sich. Da sucht die eine "die beiden Schneckchen aus dem Kaufland", der andere "die schöne Blondine", die ihn auf dem Folklore Fest angesprochen hat. Und darunter wird kräftig kommentiert, Facebook-Profile werden verlinkt. Ob sich dadurch wirklich Paare finden? Diese und weitere Fragen haben wir Johannes Barth gestellt:Wann kam es zur Gründung von Spotted:Bitburg?Spotted entstand ja in einer Universitätsbibliothek. Ich dachte mir, was dort mit ein paar tausend Studenten klappt, könnte auch in einer Kleinstadt wie Bitburg funktionieren. In der Eifel kennt ja bekanntlich jeder jeden irgendwie. Wie sieht seitdem die Entwicklung der Mitglieder aus?Es sind knapp 8000 und die Anzahl steigt. Jedoch nicht mehr so rasant wie in den Anfangsjahren. Ihre Seite ist ja nicht nur Partnerbörse, sondern inzwischen auch Fundbüro und Kummerkasten - wie wählen Sie aus, was gepostet wird?Es ist meistens eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Wenn jemand etwas verloren oder gefunden hat, wird das natürlich veröffentlicht. Viele entlaufene Haustiere konnten so ausfindig gemacht werden und das ein oder andere Handy ist wieder aufgetaucht. Filtern Sie die Beiträge, die gepostet werden?Ich lasse die Beiträge an sich unbearbeitet. Es fällt mir sehr schwer, da ich gerne die grausamen Rechtschreibfehler mancher Kommentare ausbügeln möchte. Aber die Beiträge sollten im Idealfall eins zu eins so bleiben, wie sie bei mir ankommen. Ich will ja auch ein ehrliches Bild des Verfassers zeigen. Trotzdem lese ich jeden Beitrag und achte darauf, dass niemand diffamiert wird oder politische Meinungen gepusht werden. Was auch nicht veröffentlicht wird, sind Angebote von Firmen.Wie würden Sie die Community einschätzen? Hat die sich in den vergangenen Jahren verändert?Spotted:Bitburg ist erwachsener geworden. Viele Beiträge stammen von Menschen Ende 20 bis Mitte 30. Anfangs waren es noch mehr Jugendliche. Von wie vielen Paaren wissen Sie, die sich aufgrund Ihrer Spotted-Seite gefunden haben?Ich vergleiche "Spotted:Bitburg" gerne mit dem Köcher von Amor. Die Seite ist der Behälter für die Pfeile. Wir merken, wenn ein Pfeil herausgezogen wird, aber wir sehen nicht, wohin er schießt oder ob er auch tatsächlich trifft. Aber im ersten Jahr bekam ich schon mal Rückmeldungen von Personen, die durch uns jemanden gefunden haben. Das macht mich stolz. Machen Ihnen Datingapps inzwischen den Markt streitig?Ich denke, dass durch diese Dating-Apps vor allem jüngere Mitglieder weniger auf Spotted:Bitburg nach einem Partner suchen. Tinder oder Lovoo haben das Dating revolutioniert. Aber ich finde, Spotted:Bitburg hat ein bisschen mehr "Charme and Romance". Suchen die Spotter bei Ihnen also eher was Ernstes als eine Bettgeschichte?Selten suchen Mitglieder offen nach einer Bettgeschichte. Stattdessen häufen sich Beiträge, in denen Mitglieder Laufpartner suchen oder Leute, die mit ihnen bowlen gehen. Daraus können Freundschaften entstehen oder mehr.Christian Altmayer

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