Eifeler Tradition Der Krautwisch - ein Strauß der gegen fast alles hilft (mit Info-Poster zum Download)

Olmscheid · An Mariä Himmelfahrt werden in der Eifel aus Heil- und Blühpflanzen Krautwische gebunden und gesegnet. Diese waren früher ein wesentlicher Bestandteil der Hausapotheke.

An Mariä Himmelfahrt werden in der Eifel Krautwische gebunden
Foto: Fritz-Peter Linden

Wie man einen Krautwisch bindet und welche Pflanzen man dazu verwendet, weiß Rosi Moser aus Olmscheid in der Eifel noch aus ihrer Kindheit. „Da war das Krautwischbinden das Normalste von der Welt“, sagt sie. Und damit das alte Wissen nicht verlorengeht, hat sie den Volksfreund in ihren schönen Garten eingeladen und gezeigt, wie man das Gebinde, das mindestens aus neun Kräutern besteht, zusammenstellt.

In die Mitte des Straußes kommt eine Königskerze, um die dann die anderen Kräuter und Blumen herumgebunden werden. Ist das Gebinde fertig, wird es auf den Altar gestellt und mit einem Segensgebet geweiht.

Dieser Brauch hat seinen Ursprung in der Keltenzeit, weiß Rosi Moser. Damals wurden die Kräuterbüschel zu Ehren verschiedener Gottheiten gesammelt. Vor der Christenheit waren es die drei keltischen Matronen. Später wurde der Brauch von der katholischen Kirche geduldet und durch die Symbole Glaube, Hoffnung, Liebe ersetzt. „Diesen alten Glauben hat man aus den Menschen nicht rausbekommen“, sagt die 65-Jährige. 751 nach Christus wurden die Kräuter unter den Segen Marias gestellt. Seitdem feiert man die Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt. Der Krautwisch besteht aus Heilpflanzen und Gewürzkräutern. „Der Strauß wurde kopfüber in den Herrgottswinkel gehängt und diente den Menschen als Hausapotheke“, sagt Rosi Moser. Der Herrgottswinkel war meist da, wo das Kruzifix hing und oft auch die Heiligenbildchen standen.

„Wenn jemand krank war, wurden die Kräuter aus dem Strauß genommen und ein Tee davon gekocht.“ Auch diente das Gebinde als Grabbeigabe. Bei Gewitter wurden einige Kräuter im Herdfeuer verbrannt. Krankem Vieh wurden Heilpflanzen ins Futter gemischt. „Und in das Saatgut kamen die gesegneten Getreideähren, damit im nächsten Jahr die Ernte gut wird“, sagt sie.

Mindestens 60 Pflanzen für den Krautwisch wachsen bei Rosi Moser im Garten. Die restlichen findet sie in der Natur. „Wir sind hier in der Eifel gut versorgt mit verschiedenen Pflanzen.“ Dennoch sollte einem beim Kräutersammeln bewusst sein, dass die Natur kein Selbstbedienungsladen ist, in dem man sich ungebremst bedienen kann.

Wer jetzt ebenfalls Lust hat, sich unter Anleitung von Rosi Moser einen Krautwisch zu binden, kommt am Donnerstag, 15. August, 17 Uhr zur Mariensäule in Waxweiler (bei schlechtem Wetter wird die Aktion in die Kirche verlegt). Oder aber am Samstag, 17. August, werden im Neuerburger Seniorenheim Berghof von 10 Uhr an Krautwische gebunden. Auch dort ist die Teilnahme kostenlos. Gäste sind willkommen.

Welche Kräuter zum Krautwisch gehören, wie sie wirken und wie ein echter Krautwisch aussieht, zeigt unsere großes Info-Poster, das hier heruntergeladen werden kann.

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