Anfeindungen im Zuge der Ring-Debatte in Bitburg: Beigeordneter tritt zurück

Bitburg · Der Rückbau des Rings ist beschlossene Sache. Was bleibt, ist ein Riss in der Gesprächskultur. Etliche Ratsmitglieder wie auch der Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter wurden in den vergangenen Wochen immer wieder angefeindet und beleidigt. Beigeordneter Hermann-Josef Jutz ist deshalb zurückgetreten.

Bitburg. Die Betroffenheit war spürbar. Als der dritte Beigeordnete Hermann-Josef Jutz in der Sitzung des Stadtrats das Wort ergriff, herrschte Stille. Auch die mehr als 40 Bürger, die interessiert die Abstimmung über den Innenstadtring verfolgt hatten, hielten kurz die Luft an.
Da war der Rückbau des Rings bereits beschlossene Sache. Was folgte war eine sehr persönliche Ansprache von Jutz, in der deutlich wurde, dass es in Bitburg schon seit Wochen und Monaten nicht mehr möglich war, sachlich über das Verkehrsprojekt zu diskutieren.Beleidigt und angefeindet


"Wenn dies die Art und Weise eines politischen Umgangs miteinander ist, dann soll es wohl so sein. Ich bin hierfür aber nicht mehr zu haben", sagte Jutz, der seit knapp sechs Jahren einen der drei Beigeordneten-Posten (siehe Extra) innehat und sich seit mehr als 15 Jahren in diversen Ausschüssen des Stadtrats für die FBL engagiert. Für ihn ist das Maß voll. "Es ist einfach nicht mehr auszuhalten gewesen, wenn man derart angefeindet und beleidigt wird, nur weil man einen mehrheitlich gefassten Beschluss eines demokratischen Gremiums mitträgt", sagt Jutz tags darauf. In der Sitzung stellte er seinem Rücktritt eine Stellenbeschreibung voran:
"Suche Person aus dem Stadtgebiet mit ganz viel freier Zeit, die bereit ist, einen Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht, ertragen möchte."
Angefeindet wurde Jutz nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch auf der Straße - ähnlich, wie das zuvor auch schon Bürgermeister Joachim Kandels im TV-Interview beschrieben hatte. Auch er musste etliche, teils ausfallende Kommentare über sich ergehen lassen. Kandels war zwar von Jutz vorgewarnt, rang aber dennoch um Worte: "Ich bedanke mich für die sehr kollegiale Zusammenarbeit. Wir können Ihre Entscheidung nachvollziehen, wir müssen das verstehen und respektieren." schoMeinung

So kann es nicht weitergehen
Selten wurde in Bitburg so ausgiebig und leidenschaftlich über Stadtpolitik debattiert wie im Zusammenhang mit dem Ring. Es ist gut, wenn sich Bürger für Kommunalpolitik interessieren und Themen kontrovers diskutieren. Von der Vielfalt der Meinungen, gepaart mit dem Respekt vor Andersdenkenden, lebt die Demokratie. Die Grenze zwischen kritischem Austausch und persönlicher Kränkung ist aber überschritten, wenn Menschen angegangen, beleidigt und beschimpft werden. Die Angriffe waren so heftig, dass der Bürgermeister den inneren Frieden gefährdet sieht - und ein Beigeordneter resigniert hinwirft. Mögen es auch nur Einzelne gewesen sein: Solche Ausfälle in einer über Wochen und Monate geführten Dauerdebatte, hinterlassen einen Riss in der Gesprächskultur. Es sollte Anliegen aller sein, zu einem achtsamen Umgang miteinander zurückzufinden. So kann es - unabhängig vom Ausgang der Geschichte, den manche ja begrüßen mögen - auf keinen Fall weitergehen. d.schommer@volksfreund.de

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