Angler setzen sich zur Wehr

BITBURG. Eifeler Angler fürchten um die Artenvielfalt in den Bächen. Bei einer Tagung in Bitburg forderten sie nachdrücklich, die Durchgängigkeit der Gewässer herzustellen.

Es müssen nicht immer die Wehre sein, die einen Bach zu einem eingeschränkt intakten Gewässer machen. Oft sind es verrohrte Ausgüsse von Kleingewässern in Our, Kyll, Prüm, Sauer oder Nims, die Fischwanderung zur Einbahnstraße machen. Diese Erkenntnis wurde jüngst bei einer Tagung der Angler im Kreis Bitburg-Prüm noch einmal deutlich gemacht. Diese unzulänglichen Verbindungen zu den Flüssen gelten als ein Grund für den Rückgang der Artenvielfalt und der Fischmenge in Eifeler Gewässern. Diesen Rückgang halten die Eifeler Angler für dramatisch. Von den Grundvoraussetzungen her müsste es nämlich genau andersherum sein: Noch nie waren die Bäche und Flüsse so sauber wie heute. Immer öfter angeln die Pächter der einzelnen Strecken aber vergebens.Jäger nutzen Abschusserlaubnis nicht

Bei der Ursachenforschung landeten die Hobby-Angler in ihren Beiträgen immer wieder bei einem Thema: dem Kormoran. Dieser Vogel - mit Landesmitteln von der Mosel vertrieben - treibt sich nach Ansicht der Petrijünger nun in Massen in der Eifel herum und frisst die Fischbestände weg. Schwärme von bis zu 30 solcher Vögel machten sich über die Gewässer her, berichteten Teilnehmer. Dieser Masseneinfall wiederum führte dazu, dass Jäger im Bereich der Kyll die Erlaubnis erhielten, in diesem Jahr 20 Kormorane abzuschießen. Wurden sie aber nicht, wie Kreisveterinär Dr. Dieter Hoff erklärte. "Nur ein Kormoran wurde bei uns abgegeben", sagte Hoff. Sollte sich diese Zahl im kommenden Jahr nicht erhöhen, "wird es für die Eifel vermutlich gar keine Genehmigung zum Abschuss mehr geben", sagte der Kreisveterinär. Aber nicht nur Vögel vermiesen den Anglern die Freude. Auch die zahlreichen Wehre in den Flüssen müssen nach Ansicht der Angler weg. Kreisfischereiberater Herbert Schneider brachte es auf den Punkt: "Fünf Prozent der Wasserkraftwerke in Rheinland-Pfalz, die an Mosel und Lahn, produzieren 95 Prozent des Stroms. Die restlichen liefern nur fünf Prozent." Dies zeige deutlich, dass der Beitrag der Klein-Wasserkraftwerke zur Energiegewinnung viel geringer sei, als von den Betreibern immer behauptet.Fischtreppen funktionieren nicht

Einig waren sich die Teilnehmer der Tagung im Bitburger Kreishaus, dass viele Wehre und Staumauern katastrophale Auswirkungen auf die Tierwelt haben. Von mehren Gewässern wurde berichtet, dass sie bei Niedrigwasser über längere Strecken hinweg trocken fallen. Von Turbinen zerstückelte Fisch-Kadaver und an Rechen verendete Tiere bringen die Angler ebenso auf wie nicht funktionierende Fischtreppen, die aus Gründen der Gewinn-Maximierung trocken gefallen sind. Im Streit zwischen den Anglern und den Wasserkraftwerksbetreibern sieht sich die Obere Wasserbehörde mit ihrem Chef Joachim Gehrke ein wenig als zwischen den Stühlen sitzend. Der Chef der Regionalstelle für Wasser-, Abfall-, und Bodenwirtschaft (Rewab) Trier ist einerseits einer EU-Richtlinie verpflichtet, die ökologisch wertvolle Gewässer - was eine Durchgängigkeit beinhaltet - vorschreibt. Er kann andererseits aber nicht bestehende Rechte von Kraftwerksbesitzern ignorieren. Dies bedeutet beispielsweise, dass Gehrke und seine Kollegen zwar wissen, wie viel Wasser aus ökologischen Gründen mindestens über ein Wehr fließen müssten. In manchen Fällen seien ihm aufgrund alter Wasserrechte die Hände gebunden, wenn das Wasser komplett durch Turbinen geleitet wird, sagte Gehrke. Diese Tatsachen veranlassten ihn dann auch zu der Feststellung, dass Wasserkraft eine saubere Energie sei. Man könne aber nicht sagen, dass sie ökologisch sei. Dieses Eingeständnis macht die Angler weder froh, noch hilft es ihrem Anliegen weiter. Deshalb hat ein Verein bereits zur Selbsthilfe gegriffen. Der Niederstedemer Angelverein kürzte die von ihm zu zahlende Pacht um 40 Prozent, da nach Ansicht des Vereins ein Nims-Wehr bei Wolsfeld den Fischen jede Möglichkeit zum Wandern versperrt.

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