"Angriff auf Privatwald"

Prüm · Gute Geschäfte, aber düstere Aussichten: Der Waldbauverein Prüm hat am Montag, 12. Januar, Jahreshauptversammlung. Den Privatbesitzern, seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Forstamt erfolgreich in der Bewirtschaftung und Vermarktung, drohen aber kartellrechtliche Probleme.

 Der Eifelwald: Geht es nach dem Bundeskartellamt, dürfen die Privatbesitzer bei der Bewirtschaftung und Vermarktung ihres Holzes vielleicht bald nicht mehr mit dem Forstamt zusammenarbeiten. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Der Eifelwald: Geht es nach dem Bundeskartellamt, dürfen die Privatbesitzer bei der Bewirtschaftung und Vermarktung ihres Holzes vielleicht bald nicht mehr mit dem Forstamt zusammenarbeiten. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Der Waldbauverein Prüm: Das ist seit mehr als 90 Jahren eine Erfolgsgeschichte. Als er 1922 gegründet wurde, war er der erste Zusammenschluss privater Kleinwaldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Und er wuchs kräftig: Aus den anfangs 96 Mitgliedern sind rund 3500 geworden, mit mehr als 12 000 Hektar Waldfläche in den Verbandsgemeinden Arzfeld, Prüm, Obere Kyll und Gerolstein. Den meisten Mitgliedern gehören kleinere Parzellen, im Schnitt etwa drei Hektar insgesamt, oft auf noch kleinere Flurstücke verteilt.
Der Eifeler Verein ist zugleich einer der größten in Deutschland. Und er macht gute Geschäfte - durch die Zusammenarbeit mit den beratenden Privatwaldbetreuern aus dem Forstamt Prüm und die gemeinsame Vermarktung der Holzmengen über eine eigene Gesellschaft, die Prümer Wald- und Holz-GmbH (PWH). Im Jahr 2013 vermarktete man auf diese Weise mehr als 60 000 Kubikmeter Holz.
Die GmbH wurde 2009 gegründet. Vorausgegangen waren eine Kartellrechtsbeschwerde des Verbands der deutschen Sägeindustrie und dessen Forderung einer "Dezentralisierung und Entbündelung" des Holzangebots. Anders gesagt: Staats- und Privatwald sollten getrennt vermarktet werden. Das Bundeskartellamt gab den Sägewerkern Recht.
Ende eines Erfolgsmodells?


Die Eifeler Waldbesitzer gründeten daraufhin die PWH. Anschließend taten sie sich zusammen mit den Kollegen vom Waldbauverein in Bitburg und dessen Pendant, der EWH, und hoben mit ihnen gemeinsam die Forstwirtschaftliche Vereinigung Eifel (FVE) aus der Taufe. Diese bündelt die Holzmengen und handelt Verträge mit Großabnehmern aus (der TV berichtete).
Vorsitzender des Prümer Vereins ist seit Januar 2014 Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Er folgte auf Hans-Heinrich Thome aus Dingdorf, der dem Verein mehr als 20 Jahre lang vorstand. Thome versprach bei seiner Verabschiedung im vorigen Jahr, dass er sich künftig zurückhalten werde, um seinem Nachfolger nicht dazwischenzufunken. Jetzt aber hat er doch noch einmal das Wort ergriffen, und zwar im Holz-Zentralblatt, einem Fachmagazin der Forst- und Holzwirtschaft.
Darin wirft der Ehrenvorsitzende des Vereins dem Bundeskartellamt vor, einen weiteren "Angriff auf den Kleinprivatwald" zu fahren. Der Grund: Das Amt hat ein Verfahren eingeleitet gegen die Vermarktung von Holz aus Privatwäldern durch die baden-württembergische Forstverwaltung. Thome stört sich speziell an dem, was das Amt alles zur Vermarktung zählt - nämlich neben dem Verkauf auch praktisch jedes andere waldbauliche Handeln, von der mittelfristigen Planung bis zu Markierung, Ernte und Bereitstellung des Holzes.
"Würde sich die Sichtweise des Bundeskartellamts durchsetzen, dann wäre das das Ende des rheinland-pfälzischen Modells des Gemeinschaftsforstamts", sagt Peter Wind, Leiter des Forstamts Prüm. "Neben dem Privatwald wären auch die waldbesitzenden Ortsgemeinden betroffen. Auch diese dürften nicht mehr mit Landesforsten zusammenarbeiten. Ein allseits akzeptiertes und bewährtes Kooperationsmodell würde ohne Not zerschlagen. Der tiefere Sinn ist für mich nicht erkennbar."
"Immer wieder höre und lese ich, dass Wald viel mehr ist als Holzproduktionsstätte", schreibt Thome weiter. "Die gesamtgesellschaftlichen Wirkungen und Leistungen des Waldes, eine Stätte der Erholung und der Umweltvorsorge, … Trinkwasserreservoir, CO2-Senker und vieles mehr. Offensichtlich alles falsch. Alles nur Holzvermarktung." Dürften künftig die Landesforsten den Privatwaldbesitzern nicht mehr beratend zur Seite stehen, "fiele ein qualifiziertes, gerade nicht gewinnorientiertes Dienstleistungsangebot für den privaten Waldbesitzer weg", fürchtet Thome. Anders gesagt: Die Kleinparzellen-Besitzer wären dann beim Bewirtschaften und Verkaufen auf sich allein gestellt.
Ernsthafter Gesprächsstoff also für die Jahreshauptversammlung: "Es lohnt, sich für den Erhalt des Gemeinschaftsforstamts einzusetzen und klar und deutlich Flagge zu zeigen", sagt Peter Wind. "Dazu gehört auch eine gut besuchte Mitgliederversammlung des Waldbauvereins."
Die Versammlung ist am Montag, 12. Januar, in der Karolingerhalle. Der interne Teil beginnt um 9.30 Uhr. Im öffentlichen Teil (10.30 Uhr) steht ein Referat von Stefan Göbel aus dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten auf dem Programm. Göbel spricht über aktuelle Entwicklungen in der Forstpolitik.

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