Angst vor dem nächsten Zweihundertjährigen

SÜLM. Derzeit wird geprüft, ob der eigens errichtete Hochwasserschutz für das Sülmer Neubaugebiet richtig berechnet war und ob er ausgeweitet werden kann. Ein Teil der mehr als ein Dutzend betroffenen Hausbesitzer pocht derweil auf finanzielle Hilfe.

In der brütenden Julisonne wirkt das ansteigende Gelände nördlich des Sülmer Neubaugebiets im Bereich Grumetpfad still und ruhig. Nur wer die Fotos vom 13. Juli gesehen hat oder Augenzeuge war, wird glauben, dass sich aus diesem Bereich große Wassermassen ihren Weg talwärts suchten. Es soll sich dabei um ein so genanntes zweihundertjähriges Hochwasser gehandelt haben - ein Hochwasser, das nur alle 200 Jahre vorkommt. Bei der Flut wurden mehr als ein Dutzend Häuser überschwemmt - trotz eines rund 100 000 Euro teuren Hochwasserschutzes. 16 Nachbarn fordern besseren Schutz

Einer der vom Hochwasser Betroffenen ist Andreas Fuchs. Er bewohnt mit seiner Familie seit 1999 ein Haus im Neubaugebiet. "Zum dritten Mal stand seit unserem Einzug der Keller vollkommen unter Wasser", sagt Fuchs. Auf rund 30 000 bis 50 000 Euro beziffert er den Schaden. Unter anderem Einrichtungsgegenstände, ein Teil der Heizungsanlage sowie Kleidung wurden ein Opfer der Fluten. Aufgrund ausgelaufenen Heizöls riecht es im Haus auch Tage nach der Flut noch nach Diesel. Verärgert ist der Hausbesitzer vor allem deshalb, weil die Gefahr von Hochwasser in diesem Bereich bekannt ist. Das bestätigt auch Klaus Weides, der seit vielen Jahren in der Gemeinde lebt: "Wenn es stark geregnet hatte, hat sich früher im Bereich des heutigen Baugebiets ein kleiner See gebildet." Auf Drängen von Anliegern - Fuchs hatte beispielsweise einen Rechtsanwalt eingeschaltet - wurde dann ein Hochwasserschutz für das Baugebiet errichtet. Mit Dämmen gesicherte Gräben sollten das Wasser auffangen und durch einen Kanal ableiten. Das gelang beim Gewitter im Juli aber nur zum Teil und mit ungeahnten Folgen. Einerseits liefen Keller voll, weil der Hochwasserschutz das Wasser nicht genügend ablief, andererseits drückte in tiefer gelegenen Bereichen das Wasser aus dem Kanal und lief dort in die Keller. Beispielsweise in den von Christian Mosbach. "Ich wollte es zuerst nicht glauben, dass wir Wasser im Keller haben", sagt der Sülmer. Das Wasser aus dem Kanal fand den Weg in den Keller seines Hauses. Auf 20 000 Euro schätzt Mosbach den entstandenen Schaden. So wie er haben noch 15 andere Hausbesitzer auf einer Liste unterschrieben, um so gemeinsam einen besseren Hochwasserschutz für ihr Neubaugebiet zu erreichen. Zudem wollen einige von ihnen den entstandenen Schaden von der Ortsgemeinde ersetzt haben. 100 000 Euro für mehr Schutz

Etwas tun will auch die Ortsgemeinde. Deren Ortsbürgermeister Hermann Schilz ist sich des Problems Hochwasser auch deshalb bewusst, weil sein eigenes Haus ebenfalls im Neubaugebiet steht und nach dem Hochwasser unter Wasser stand. "Es hatte sich um ein mehr als zweihundertjähriges Hochwasser gehandelt", sagt Schilz. Ein Schutz dagegen sei nur schwer zu bewerkstelligen, sagt er. Die Ortsgemeinde - zuständig für das Oberflächenwasser - habe bereits rund 100 000 Euro in den Hochwasserschutz für das Neubaugebiet investiert. Schilz verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass auch die Hausbesitzer einiges tun können, um das Wasser aus dem Haus zu halten. Rüdiger Otte von der Verbandsgemeinde-Verwaltung Bitburg-Land sagte im Gespräch mit dem TV, dass derzeit zwei Wege beschritten werden. So wird überprüft, ob Planung und Ausführung von Damm, Gräben und Einläufen richtig vonstatten gegangen sind. Ebenfalls wird überlegt, wie sich der bestehende Schutz verbessern lässt. "Die Untersuchungen brauchen Zeit. So etwas geht nicht von heute auf morgen", sagte Otte.

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