"Aprilsjeck, steckt die Nas in jeden Dreck"

Der Monat April, dessen Name aus dem Lateinischen "aperire = öffnen" stammt, weil der Frühling alles öffnet, so behauptet es zumindest der römische Schriftsteller Ovid, beginnt mit einer Besonderheit und lustigem Ritual.

Daun. Seit jeher wird versucht, am ersten Tag des vierten Monats Mitmenschen "in den April zu schicken". Ein uralter Brauch, der in ganz Europa und Amerika bekannt und seit 1618 für Deutschland bezeugt ist. Im englischen Sprachraum heißt jener Tag "All fools' day" (Aller Narren Tag), an dem versucht wird, "to make an April fool", einen Menschen zum Narren zu machen.

Von der einfachen Behauptung "Ach, Sie haben die Schuhe auf!" über angebliches Übersehenes ("Dein Auto hat hinten aber eine große Beule"; "Dein Hosenstall steht auf") bis hin zu raffiniert Ausgeklügeltem auf Arbeitsstelle, in Funk, Fernsehen und in anderen Medien wird versucht, Mitmenschen reinzulegen. Oft sind es erfundene, glaubhaft klingende und meist spektakuläre Berichte, auf die Leichtgläubige reinfallen. Auch der Trierische Volksfreund veröffentlicht alljährlich heitere und teilweise sogar wissenschaftlich aufgemachte Reportagen, die häufig sehr einleuchtend und überzeugend verfasst sind, oder man meldet, dass zu einer bestimmten Uhrzeit an einem genau beschriebenen Ort etwas Besonderes geschieht.

"Mich haben sie als Lehrjungen auch mehrmals in den April geschickt", meint Herr Müller. "Da sollte ich einmal in der Dauner Apotheke eine Dose Mückenfett kaufen und auch nach Pützborn laufen, um dort einen Böschungshobel zu leihen." Seine Frau ergänzt lachend: "Mich schickten sie zur Frau Krause, um dort ein Päckchen Stecknadelsamen abzuholen!"

Und die so Reingelegten ernten bei der Auflösung des Schwindels spöttisches Gelächter und den Beinamen "Aprilsnarr" oder "Aprilsjeck". Bereits 1733 formulierte Abraham a Santa Clara: "Heut' ist der 1. April, da schickt man den Narren, wohin man will." Auch Goethe bedichtete den April: "Willst du den März nicht ganz verlieren, so lass nicht in April dich führen. Den 1. April musst überstehen, dann kann dir manches Gute geschehen."

Bis heute ist noch nicht genau geklärt, wann und wie es dazu kam, ausgerechnet diesen Termin zum Tag für besondere Scherze zu machen. Manche Volkskundler leiten den Ursprung dieses Brauches ab vom l. April, der als der Geburtstag des Judas Iskariot, des Verräters von Jesus, gilt. Der gleiche Tag wird auch als der Sterbetag jenes Judas angesehen. Andere errechneten aus der Bibel, dass der 1. April der Tag war, an dem der Engelsturz stattfand und Satan aus dem Himmel in die Hölle gestoßen wurde. Wieder andere bringen ihn in Verbindung mit dem Hin- und Herschicken Jesu während seiner Verurteilung "von Pontius zu Pilatus" und zitieren dazu den Spruch: "April, April, da schickt man die Narren, wohin man will" oder "Aprilsjeck, steckt die Nas' in jeden Dreck!"

Möglicherweise stimmt aber die Erklärung, in den Aprilscherzen seien Relikte aus germanischen Frühlingsbräuchen zu sehen. Demnach ist der Aprilsjeck Sinnbild für den machtlos gewordenen Winter, der mit dem kommenden Frühling hin- und herkämpft. "April, April, der weiß nicht, was er will!" Und diese Unbeständigkeit wird dann auch umgangssprachlich auf Menschen angewandt: "Der ist launisch wie der April!" Oder wenn er zwischen Lachen und Weinen schwankt: "Er macht ein Gesicht wie Aprilwetter."

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