Arbeiten an der Zukunft Steinfelds

Steinfeld · Die Basilika und das Kloster Steinfeld bilden nicht nur das Zentrum des Ortes, sie werden vielfach als ein spirituelles Zentrum der gesamten Region bezeichnet. Doch die Zukunft des Klosters und des Gymnasiums, des Hermann-Josef-Kollegs, wird infrage gestellt. Von Pleite ist die Rede, von Schließung, von Millionen, die benötigt werden.

Steinfeld. Fakt ist: Für das Internat in Steinfeld gibt es keine Zukunft. Nachdem ein Elternverein es ein Jahr lang weitergeführt hat, wurde es zum Schuljahresende geschlossen. Fakt ist auch: Die Biogas-Anlage, an der das Kloster 51 Prozent der Anteile hält, hat einen Insolvenz-Antrag gestellt. Ebenfalls Fakt ist, dass nur noch rund zehn Ordensbrüder im Kloster leben, nur etwa die Hälfte davon ist noch im aktiven Dienst. Und Fakt ist, dass der Betrieb des Klosters und der Schule viel Geld kosten.

Nutzungsmodelle: Spekulationen, dass alleine das Kloster mit Millionen in der Kreide stehe, verweist Pater Hubert Veeser, Provinzial der Salvatorianer, ins Reich der Fantasie. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass nach neuen Modellen Ausschau gehalten werde. So werden Investoren gesucht, die sich im Kloster engagieren. Es werden Nutzungsmodelle angestrebt, die im Sinne des Ortes und des Gebäudekomplexes stehen müssen. Er sei zuversichtlich, "dass es mit dem Kloster Steinfeld als geistigem Ort weitergeht". Wie Landrat Günter Rosenke, Vorsitzender des Kreises der Freunde und Förderer des Klosters Steinfeld, sagt, seien eine Bildungsstätte oder auch Alterswohnsitze denkbar.

Schul-Finanzierung: Der Salvatorianer-Orden ist Träger des Gymnasiums. Finanziert wird die Schule zu 94 Prozent vom Land NRW. Von den restlichen sechs Prozent übernimmt die Gemeinde Kall die Hälfte. Nach Angaben von Bürgermeister Herbert Radermacher sind dies rund 100 000 Euro jährlich. Die andere Hälfte tragen das Bistum Aachen und die Salvatorianer. Die Gemeinde Kall beteiligt sich seit Jahrzehnten an der Finanzierung der Schule. Dies ist allerdings eine freiwillige Ausgabe der Kommune. Doch derzeit gebe es, so Radermacher, keinerlei Überlegungen, dies zur Disposition zu stellen.

Trägerschaft: Wie die Trägerschaft der Schule künftig organisiert wird, steht noch nicht fest. Schulleiter Heinrich Latz geht davon aus, dass hier bis November Klarheit bestehen dürfte. Eine wichtige Rolle könnte dabei der Stiftung des Klosters zukommen. Sie strebt nach Angaben des Vorsitzenden Helmut Lanio eine Mitträgerschaft an. Die Stiftung sehe sich, so Lanio, nicht in der Lage, das Kloster zu erhalten - dessen Zukunft müssten die Salvatorianer sichern. Die perspektivische Aufgabe der Stiftung sieht Lanio in der Unterstützung des Gymnasiums.
Für drei bis fünf Jahre sehe sich die Stiftung in der Lage, den Erhalt der Schule zu garantieren. Zudem gelte es, neue Sponsoren zu finden und die Schule dauerhaft zu erhalten.
Synergie: Doch es geht nicht nur um die reine Trägerschaft. Wie Latz ausführt, führe er derzeit intensive Gespräche mit den anderen Ordensschulen im Bistum Aachen. Stichwort hier: Synergie-Effekte. Weder Schüler noch Lehrer sollen eine Reise durchs Bistum starten. Es gehe in erster Linie um verwaltungstechnische Dinge und "Hintergrundarbeit". So könne es Experten für Finanzierungs-Angelegenheiten geben oder für Bauliches, wenn etwa Fachräume zu sanieren sind. Diese Arbeiten könnten dann jeweils für alle Schulen übernommen werden.

Schülerzahl: Rund 700 Schüler werden nach den Sommerferien das Hermann-Josef-Kolleg besuchen. Und dieses "rund" bereitet Latz ein wenig Sorgen. Denn die Zahl 700 ist eine "magische". Besuchen mehr als 700 Schüler eine Schule, gibt\'s vom Land mehr Geld. Latz spricht von einer halben Stelle in der Verwaltung im "Wert" von 20 000 bis 25 000 Euro. Stichtag für die Erhebung ist der 15. Oktober. Latz: "Haben wir dann 701 Schüler, machen wir eine Flasche Sekt auf."Extra

Auch im Verein Catena, in dem knapp 500 ehemalige Schüler des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld organisiert sind, stehen Veränderungen an. Seit vielen Jahren ist Johannes Ringkamp Vorsitzender des Vereins. In seiner Einladung zur Mitgliederversammlung kündigt er an, für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Auch seine Stellvertreterin Ute Stolz, seit 1991 in der Vorstandsriege, möchte ihre Arbeit nicht fortführen. Nach so langer Zeit reiche es nun, so Stolz. Wer darüber hinaus aufhören will, ist nicht klar - genauso wenig, wer die Ämter übernehmen möchte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort