Frühe Siedlung Archäologen vermuten Fundstätte unter geplantem Neubaugebiet in Preist

Preist · Die Gemeinde Preist will Wohnraum schaffen. Archäologen äußern aber Bedenken, dass das Neubaugebiet womöglich gar nicht so neu ist. Denn es gibt Hinweise auf frühere Besiedlung.

 Südlch der früheren Kirche und heutigen Friedhofskapelle aus dem Jahr 1868, könnte nach Meinung von Archäologen ein frühmittelalterliches Gräberfeld liegen.

Südlch der früheren Kirche und heutigen Friedhofskapelle aus dem Jahr 1868, könnte nach Meinung von Archäologen ein frühmittelalterliches Gräberfeld liegen.

Foto: TV/Christian Altmayer

Die Wiese am Ortsrand von Preist sieht aus wie jede andere. Wer entlang der Apfelbäume spaziert, wird kaum glauben, dass der unscheinbare Acker ein Geheimnis verbergen könnte. Dass unter dem Boden vielleicht eine römische Siedlung schlummert und ein frühmittelalterliches Gräberfeld. Genau dies vermuten aber die Archäologen vom Rheinischen Landesmuseum Trier.

Nun könnte man glauben, dass die nichts lieber täten, als hier zu buddeln. Antike Funde aus dem Schoß der Erde ans Tageslicht zu bringen. Dabei würden die Wissenschaftler genau darauf gerne verzichten.

Das jedenfalls sagt Lars Blöck von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz: „Am liebsten ist mir immer, die Funde bleiben im Boden.“ Denn da seien sie geschützt. „Eine Ausgrabung hingegen“, sagt der Fachmann, „ist letztlich eine Zerstörung, wenn auch eine vorsichtige und geplante.“

Doch ganz vermeiden lässt sich die Schaufelei trotzdem nicht immer. Der Grund sind vor allem Bauvorhaben. Denn Bagger können freilich mehr Unheil anrichten, als Spaten und Kellen, Häuser und Straßen einiges unter sich begraben. Und dies, sagt Blöck, drohe womöglich in Preist. Denn die Gemeinde plant auf besagter Wiese ein Neubaugebiet auszuweisen. Mehr als 15 Eigenheime sollen dort entstehen, wo womöglich schon Römer und Franken siedelten.

Es ist ein „für die Entwicklung des Dorfs sehr wichtiges Projekt“, wie der Erste Beigeordnete Stefan Wilwerding sagt. Denn Interessenten gebe es einige, vor allem „junge Leute aus Preist“. Nach der Vermarktung eines Baugebietes und der Schließung von Lücken im Ortskern werden allerdings die Grundstücke knapp.

Abhilfe soll das Gebiet „Bei der Kirch“ schaffen. Ende 2021 Anfang 2022 könnten die Bagger rollen, schätzt Wilwerding. Das heißt: Wenn nichts dazwischenkommt. Und die Archäologen keinen spektakulären Fund machen, der ausgegraben werden muss.

Was Blöck und seine Kollegen konkret vermuten ist, dass dort ein Anwesen, vielleicht ähnlich der Villa Otrang bei Fließem, liegen könnte. „Von denen gibt es im Umland von Trier zwar viele“, sagt der Forscher: „Dennoch könnte es sich um ein wertvolles Kulturdenkmal handeln“.

Vielleicht spektakulärer: Der Archäologe glaubt, dass südlich der Friedhofskapelle in Preist zudem ein frühmittelalterliches Gräberfeld schlummern könnte. Genauer gesagt: ein Friedhof aus der Zeit der Merowinger, dem ältesten Königsgeschlecht der Franken. Und aus solchen Bestattungsstätten sei meist viel über das Leben der Menschen zu erfahren. Insbesondere aus Grabbeigaben wie Schwertern, Wurfäxten und Schmuck.

All das wollen Blöck und seine Kollegen nicht durch Neubauten zerstört wissen. Weswegen die Generaldirektion Kulturelles Erbe Bedenken gegen die Planungen der Gemeinde eingelegt hat. Was allerdings kein „K.O.-Kriterium“ für das Projekt sei, wie der Archäologe sagt.

Und überdies auch nichts Ungewöhnliches: Bei rund einem Fünftel aller Bauvorhaben in der Region melde die Generaldirektion Bedenken an, weil archäologische Funde zu erwarten seien, sagt Blöck.

Bevor die Bagger nun also rollen dürfen, muss erstmal geklärt werden, ob und was da in der Erde liegt. Dazu hat der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstagabend bei einer Bonner Firma eine sogenannte geophysikalische Prospektion in Auftrag gegeben.

Heißt: Eine Untersuchung, die mittels Magneten unterirdische Unebenheiten aufdeckt. Und die vom Bauherren, also der Gemeinde, zu zahlen ist. Kostenpunkt: rund 2000 Euro.

Auf Basis der Ergebnisse, die Wilwerding in etwa drei Monaten erwartet, soll dann kartiert werden, wo wertvolle Funde liegen. Und dann wird sich auch zeigen, ob die Bauherren um mögliche Denkmäler, so sie denn tatsächlich dort liegen, herumbauen können. Oder ob eine Ausgrabung zur Sicherung des Materials nötig sein wird.

Archäologen vermuten Fundstätte unter geplantem Neubaugebiet in Preist
Foto: Trierischer Volksfreund/Thomas Zuehmer

Dies könnte dann Kosten und Dauer des Projektes in die Länge ziehen.

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