Astrid-Lindgren-Schule: Nach zwei Jahren sind sie am Ziel - Förderklasse schult Kinder mit Sprachdefiziten

Prüm · Kinder, die im nächsten Jahr schulpflichtig werden, sind bereits für eine Grundschule angemeldet. Zeigen sie aber Probleme in der Sprachentwicklung, kann noch bis Anfang Februar die Aufnahme in die Sprachförderklasse der Astrid-Lindgren-Schule beantragt werden. Dort werden sie soweit gefördert, dass sie nach zwei Jahren an ihre eigentlich vorgesehene Grundschule wechseln können.

 Zwei Jahre werden die Schüler der Sprachförderklasse der Astrid-Lindgren-Schule auf den Einstieg in die dritte Stufe ihrer wohnortnahen Schule vorbereitet. TV-Foto: Frank Auffenberg

Zwei Jahre werden die Schüler der Sprachförderklasse der Astrid-Lindgren-Schule auf den Einstieg in die dritte Stufe ihrer wohnortnahen Schule vorbereitet. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Weihnachten steht vor der Tür, das Jahr ist fast vorbei. Spätestens im Januar sollten Eltern von bald schulpflichtigen Kindern für sich die Frage beantwortet haben, ob die Grundschule, für die sie ihre angehenden i-Dötzchen schon im Herbst angemeldet haben, die richtige Wahl ist. Sollte der Nachwuchs nämlich Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung zeigen, könnte noch bis Ende Januar umgeplant werden. Anstatt die Grundschule zu besuchen, wäre die Sprachförderklasse der Astrid-Lindgren-Schule eine Option.
"Mit Sprachproblemen ist nicht gemeint, dass ein Kind lispelt oder Schwierigkeiten mit dem Buchstaben K hat - das bekommen Logopäden als Sprachtherapeuten gut in den Griff - vielmehr sind grundlegende Defizite gemeint", sagt Schulleiter Guido Kirsch. Falle es einem Kind schwer, Sätze zu bilden, oder könne es sich nicht verständlich ausdrücken, dann sei es in einer Sprachförderklasse mitunter besser aufgehoben, sagt er. Probleme im Satzbau oder in der Artikulation - beispielsweise bei schweren Stotterern - führten ohne eine gezielte Förderung zu Problemen beim Lesen und Schreiben.Ziel ist die Grundschule


Die Gründe für Entwicklungsprobleme seien sehr verschieden: "Es können genetische sein, frühkindliche Erkrankungen, aber auch Entwicklungsverzögerungen, die manchmal auch nach Liegend-Schwangerschaften auftreten." Das Ziel der Förderklasse ist, die Defizite so weit auszugleichen, dass ohne Weiteres ab der dritten Klasse die wohnortnahe Grundschule besucht werden kann.
Der Lernstoff ist dabei an den der ersten und zweiten Stufe angepasst, nur der Unterricht ist etwas anders aufgebaut. "Wir sind vergleichbar mit einer Grundschule mit durchgängiger, intensiver Sprachförderung, allerdings in Ganztagsform und in sehr kleinen Klassen", erklärt die Lehrerin Suse Antony. Zusammen mit der pädagogischen Fachkraft Andrea Dehrendorf-Bauer betreut sie aktuell acht Kinder.
Inwiefern der Unterricht etwas anders aussieht? Die Kinder können es erklären. "Wir lesen sehr viel", sagt Maciej. Aber ist das etwas Besonderes, machen das nicht alle Kinder? Stolz holt der Junge sein Lesebuch hervor, schlägt es auf und zeigt auf den Text: "Unser Buch ist ganz besonders. Die Wörter sind blau und rot." Damit die Kinder schnell lesen und schreiben lernten, erklärt Antony, arbeite man nach der sogenannten Silbenmethode. Jeden Buchstaben einzeln zu entschlüsseln mache das Lesen zunächst sehr schwer, teile man aber das Wort in Silben ein und markiere sie farbig, falle es gleich leichter und die Lernfortschritte kämen schneller. Nur zur Verdeutlichung: Liest ein Kind Giraffe, kann es über das bekannte Wort Affe stolpern, ist das Wort aber als Gi-raf-fe farblich gegliedert, kommt es nicht ins Grübeln und liest flüssig weiter.Sprachförderung beim Sport


Aber nur das Lesen macht den Spracherwerb natürlich nicht aus. Justin zum Beispiel schätzt das Bewegungsangebot der Schule. Er gehe sehr gerne schwimmen und möge auch den Sportunterricht gerne. "Der wiederum ist weniger auf Wettkämpfe als auf die Psychomotorik der Kinder ausgerichtet", sagt Andrea Dehrendorf-Bauer. Das Zusammenspiel, die Motivation und die Kommunikation der Schüler würden durch gezielte Bewegungen geschult.
Die Sprachförderung präge den ganzen Schulalltag, sagt Kirsch. "Bis hin zum Mittagessen. Das hat schließlich auch etwas mit dem Mund zu tun, der wiederum wichtig für die Sprache ist", sagt Schulleiter Kirsch. Und das Konzept dieser Rundumbetreuung habe sich bewährt: "Über 80 Prozent der Kinder können mit Erfolg in die dritten Klassen einsteigen. Bei zwanzig Prozent zeigt sich bei uns, dass ihr Förderbedarf auch von anderen Dingen abhängt."
Aber fällt der Wechsel zur Grundschule später nicht schwer? Maciej scheint keine Angst zu haben. Stolz erzählt er, dass er bald in Prüm zur Grundschule gehe. Übrigens berichtet er dies flüssig und konzentriert - alle Kinder hören erstaunlich brav zu. Schulleiter Kirsch: "Auch das ist Teil der Förderung. Sprache bedeutet ja zugleich, auf seine eigenen Sätze zu achten, aber eben auch auf das, was andere sagen."Extra

"Auch wenn alle ab Sommer 2016 schulpflichtigen Kinder bereits an einer Grundschule angemeldet sind, die Entscheidung über einen bestmöglichen Förderbedarf kann noch getroffen werden", sagt Guido Kirsch. Bis spätestens Freitag, 5. Februar, müssen Grundschulen Kinder mit vermutetem Förderbedarf bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion gemeldet haben. Die Eltern müssen dies bei der für sie zuständigen Grundschule beantragen. Interessierte Eltern können sich bei Fachkräften der Astrid-Lindgren-Schule beraten lassen. Weitere Informationen unter Telefon 06551-95160 oder im Internet auf www.astrid-lindgren-schule-pruem.de aff

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