ASYL

Zu unserem Bericht "Keine Zukunft in der eigenen Heimat" (TV vom 4. April) schreibt dieser Leser:

Auf dem Bild ist eine liebenswürdige Familie Seferovic mit der Schulrektorin Claudia Rhode zu sehen. Sie scheint noch zu wissen, was das Solidaritätsprinzip bedeutet. Das Bleiberecht und eine Berufsausbildung könnte für diese Familie das täglich Brot bedeuten. Wenn in uns nur ein Funken Christlichkeit vorhanden ist, dann müssen wir dafür Sorge tragen, dass diese Familie es bekommt. Es ist eine seltsame Frage, vor die sich staatliche Institutionen gestellt sehen, wenn sie beurteilen müssen, ob eine Roma-Familie abgeschoben wird oder bei uns ein Bleiberecht hat. Aus dem geschichtlichen Hintergrund der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft von 1933 bis 1945 hat sich in unserem Land eine Wiedergutmachungspflicht gegenüber dem jüdischen Volk ergeben. Ist dies dadurch gekommen, weil das jüdische Volk bei "unseren amerikanischen Freunden" eine starke Lobby hat, oder ist es durch ein besseres humanistisches Gewissen zur Einsicht gekommen? Nun gibt es außer dem jüdischen Volk eine Reihe weiterer Gruppierungen, gegenüber denen wir eine Wiedergutmachungspflicht hätten. Beispielsweise Sinti und Roma. Haben diese Leute eine Lobby oder können wir sie als Menschen sehen, die eine Chance verdienen, bei uns eine Heimat zu finden? Wenn es darum geht, dass Sabrija Seferovic nur einen Beruf lernen müsste, dann lasst ihn doch in Gottes Namen einen solchen erlernen! Das würde unserer Wiedergutmachungspflicht Rechnung tragen. Eine Abschiebung wäre genauso schändlich wie das Verhalten zwischen 1933 und 45 und käme einer erneuten Diskriminierung gleich. Ich hoffe, die Integrationskraft unserer Gesellschaft ist groß genug, auch ethnischen Minderheiten eine Chance zu geben. Matthias Weber, Dahlem

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