Auf der Suche nach dem Engagement

Bleialf · Dem Gewerbeverein Bleialf gehen die engagierten Mitstreiter aus: Für die anstehende Wahl zum Vorstand haben sich keine Kandidaten finden lassen. Der Vorsitzende Dirk Schnelting hat deshalb eine mögliche Auflösung auf die Tagesordnung der Jahreshauptversammlung gesetzt.

Bleialf. Der Gewerbeverein Bleialf hat seine rund 60 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung eingeladen - für Dienstag, 24. Februar, 20 Uhr, ins Restaurant "Altes Backhaus". Das ist normalerweise nur eine kleine Meldung in der Zeitung. Wäre da nicht Punkt acht auf dem Programm - und das ausgerechnet an dem Tag, für den vor dem Landgericht Frankenthal die erste Verhandlung im leidigen Bilderstreit zwischen dem Verein und Künstler Roland Hagen angesetzt ist (der TV berichtete): "Auflösung des Gewerbevereins." Und ein Punkt, der nicht daraufsteht: Neuwahl des Vorstands. Denn die ist eigentlich in diesem Jahr dran. So wie es aussieht, wird das aber nicht passieren: "Wir haben im zweiten Halbjahr 2014 noch eine E-Mail rausgeschickt und gefragt, wer Lust hat, im Vorstand mitzumachen", sagt Rechtsanwalt Dirk Schnelting, Vorsitzender seit zwei Jahren und seit sechs Jahren im Vorstand. Denn von den sechs Mitgliedern im Gremium wollen vier aufhören. Die Reaktion auf die E-Mail? "Null", sagt Schnelting. Ernüchternd - aber er will das gar nicht als Kritik verstanden wissen, sondern hat Verständnis dafür, dass niemand "hier" gerufen hat: Es seien eben viel Arbeit und Engagement nötig, um im Vorstand mitzutun. Und die Ideen, "was man machen könnte, um so einen Verein voranzubringen". Schnelting verweist aber auch auf die strukturellen Probleme, die dem Verein zu schaffen machen: Das Gewerbe im Dorf sei sehr heterogen, "manche haben ein kleines Budget, andere wollen Dinge groß aufziehen"; hinzu komme, dass es immer weniger klassische Verkaufsgeschäfte gebe, dafür aber mehr Dienstleister. Was es wiederum schwer mache, verkaufsoffene Sonntage zu organisieren und Publikum zu locken. Prüm, du hast es leichter

Erheblich leichter hätten es da die Prümer, die viel mehr Geschäfte in der Stadt haben: Wenn dort sonntags geöffnet werde, "sind Tausende von Leuten da". In Bleialf aber sei an diesen Tagen das größte Geschäft, der Edekamarkt von Winfried Schmitz, dicht: Weil irgendjemand aus dem Ort Schmitz einmal angezeigt habe, nachdem dieser zunächst an normalen Sonntagen den Markt zu eingeschränkten Zeiten geöffnet hatte. Trotzdem bekennt auch Winfried Schmitz: "Es täte uns leid, wenn es den Verein nicht mehr gäbe. Der gehört eigentlich in einen solchen Ort. Aber mit den ehrenamtlichen Posten ist es so: Es gibt nicht mehr viele, die das machen wollen." Er habe selbst in seinem Heimatort Daleiden zehn Jahre Vorstandsarbeit gemacht - viel Aufwand, "aber ich habe auch unheimlich viel gelernt".Jörg Saxler vom Alten Backhaus war selbst einige Jahre im Vorstand, aus familiären Gründen hat er sich zurückgezogen, auch wenn er den Verein weiter unterstützt. "Ich kann Herrn Schnelting sehr gut verstehen", sagt er. "Es ist in der Tat sehr schwierig, im Moment etwas auf die Beine zu stellen. Ich weiß selber keinen Rat." Dennoch fände auch er es schade, wenn sich der Verein auflöste, denn dieser sei wichtig für den Ort. Sei es durch die gebündelte Öffentlichkeitsarbeit, sei es durch die Unterstützung, die der Verein anderen im Dorf zugute kommen lasse, oder der Wochenendmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag. "Da sind sehr viele Aktionen, die dem Gemeinwohl verloren gehen. Das fällt dann alles in Zukunft weg. Und das ist schade."Meinung

Konsequente HaltungMan kennt das, gerade aus vielen Vereinen: Die einen - und oft immer die gleichen - tun und machen, die anderen lümmeln auf den Rängen und maulen. Oder halten sich zumindest mit ihrem Engagement vornehm zurück. Das zermürbt diejenigen, an denen die Arbeit hängt. Dass Dirk Schnelting jetzt einfach die Dinge beim Namen nennt und die Auflösung des Bleialfer Gewerbevereins in den Raum stellt, ist ehrlich und konsequent. Vielleicht wird der Verein nicht mehr gebraucht - oder er findet zu neuer Dynamik, trotz der schwierigen Situation und der veränderten Strukturen im Dorfgewerbe. Die Bleialfer sind nicht zu beneiden. Aber sie stellen sich dem Problem. f.linden@volksfreund.de

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