Auf sicherem Fundament

BITBURG. Sie ist die zweitälteste in ganz Rheinland-Pfalz und Besitzer zahlreicher Flächen und Gebäude: Seit 710 Jahren gibt es die Stiftung Bürgerhospital Bitburg, mit dem Ziel, armen und alten Menschen zu helfen.

"Klassische Schenkungen wie früher? - Nein, die Zeiten sind lange vorbei", sagt Helmut Thielgen von der Bitburger Stadtverwaltung und blättert in seinen Unterlagen. "Ich glaube, nach dem Krieg hat es nichts mehr gegeben." Das ist jetzt 60 Jahre her, als fast die ganze Stadt zerstört wurde - auch das Rathaus und der kleine, alte Schrank in den Räumen der Stadtverwaltung. Ein Teil der Unterlagen, die sich darin befanden, konnten gerettet werden und sind Zeugen dessen, was 1295, vor 710 Jahren, erstmals urkundlich erwähnt wurde: Der wohlhabende Bitburger Adelige Heinrich von der Pforte soll dort, wo heute die Post ist, ein Spital eröffnet haben, um alten, kranken und sozial schwachen Menschen zu helfen. Ein Kloster, wie bei Spitälern in Echternach, Trier, Vianden, Neuerburg oder Helenenberg gab es zwar nicht, dafür hatte das St.-Johannis-Hospital, das dem Klerus unterstand, eine eigene Kirche, einen Friedhof und einen eigenen Priester.Immer in Grundstücke investiert

Es folgten Jahrhunderte geprägt von Hungersnöten und Elend, in denen sich die Aufgaben der Stiftung oft änderten. Das Augenmerk war aber immer auf die Hilfebedürftigen und Armen gerichtet. Durch Schenkungen und Erbschaften wuchs das Grundvermögen der Stiftung schnell. 1866 wurden die alten Hospitalgebäude abgerissen. Auf dem Spitalplatz, der erst seit 1997 wieder "Am Spittel" heißt, entstand eine Lager- und Marktfläche. 1899 siedelte sich dort das Kaiserliche Postamt an. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte man sich in Bitburg um ein Krankenhaus. Lange vergeblich, bis es dann 1896 auf dem Gelände der Stiftung von den Franziskanerinnen von Waldbreitbach gebaut wurde. An dieser Stelle steht es auch heute noch. Ebenfalls bis in das 21. Jahrhundert hat es die Stiftung geschafft. Mittlerweile besitzt sie einem Vermögen von rund vier Millionen Euro. "Zusammengesetzt aus Grundstücken und Rücklagen", erklärt Thielgen, zuständiger Sachbearbeiter für Stiftungsangelegenheiten. "Dass die Stiftung sich so lange halten konnte und über so viel Geld verfügt, liegt daran, dass immer in Grundstücke investiert wurde", sagt er. Geldentwertungen und Kriegsfolgen seien so wirkungslos an dem Stiftungsvermögen vorüber gegangen.Merlick und Schleifmühle auf Stiftungsgrundstücken

Zum Besitz der Stiftung gehören heute insgesamt 110 Wohnungen in der Burbetstraße, Rittersdorfer Straße, im Messenweg sowie der Eifel- und Franz-Mecker-Straße. Ein Großteil dessen, was in Bitburg-Ost gebaut wurde, steht auf (ehemaligen) Grundstücken der Stiftung Bürgerhospital. Die Erschließung des Industriegebiets "Auf Merlick" war nur mit Unterstützung der Hospitalverwaltung möglich, ebenso wie die des neuen Baugebietes "Schleifmühle". An den Gründer der Stiftung selbst erinnert heute nur noch die Heinrich-Straße und eine in den 90er Jahren liebevoll zusammengestellte Chronik. Ob Heinrich von der Pforte die Stiftung überhaupt gegründet hat, das kann auch die Chronik nicht zweifelsfrei beantworten. Dass er allerdings vor über 700 Jahren entscheidend dazu beigetragen hat, dass es alten Menschen heute besser geht, das belegen Urkunden - und die drei neun-geschossigen Senioren-Wohnheime im Nordosten der Stadt, die ebenfalls der Stiftung gehören.

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