Auf Verbrecherjagd im deutsch-belgischen Grenzgebiet

Bollendorf · Autorin Martina Kempff hat in der Reihe der Volkshochschule des Eifelkreises Bitburg-Prüm und der Schloss-Weilerbach-Gesellschaft "Literatur im Schloss" ihren zweiten Eifel-Krimi "Pendelverkehr" im Schloss Weilerbach/Bollendorf vorgestellt.

Bollendorf. In den düsteren Ardennen im deutsch-belgischen Grenzgebiet werden drei Leichen entdeckt. Katja Klein, eine aus Berlin in den Grenzort Kehr heimgekehrte arbeitslose Modejournalistin, gerät unter Tatverdacht und wehrt sich, indem sie auf eigene Faust bei der Aufklärung mitwirkt und mit ihrem Temperament den belgischen Polizeiinspektor Marcel Langer irritiert.
Viel Rätselhaftes und Undurchschaubares passiert an der Grenze zwischen der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) und Deutschland, in Kehr, St. Vith und Kronenburg, denn "Auf der Kehr" wird man nicht ausgeraubt, sondern nur ermordet.
Besonderheiten des Dialekts


Zwischendurch erfährt man viel Aufschlussreiches über die Polizei in Belgien und St. Vith, man schmunzelt über die Missverständnisse, die von den sprachlichen Besonderheiten des Eifeler Dialekts herrühren, wo man sich das Leben holt, wenn man es selbst beendet, "denn nehmen heißt auf eiflerisch holen". Umgekehrt weiß man nicht, was der Berliner Hans-Peter meint, wenn er von einholen spricht und einkaufen meint.
Welch bedeutungsträchtiger Baum die Eibe ist und wie giftig ihre Nadeln und Früchte sind, dass sie auf Friedhöfen und ums Haus gepflanzt wird, um vor bösen Geistern zu schützen, erfährt der Leser genauso wie die kulturgeschichtliche Bedeutung, den Symbolgehalt als Weltenbaum bei den Germanen und als Totenbaum bei den Kelten, denn Ardennen bedeutet Waldland und vielleicht auch Eibenland.
Auf Bitternisse und Kuriositäten der Geschichte weist die Autorin im Laufe der spannenden Handlung hin, wenn der belgische Polizeiinspektor seiner Freundin Katja zeigt, warum St. Vith nicht so malerisch wie Kronenburg aussieht, und dass der Ort Kehr drei Ländern angehört: der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
In dem Eifel-Krimi "Pendelverkehr" wird deutlich, wie sehr die Autorin von den Menschen und der Naturlandschaft der Eifel begeistert ist, schließlich meint die Protagonistin Katja: "Seltsam, wie mich die Lebensgeschichten von Menschen interessieren, seitdem ich in die Eifel gezogen bin."
Rettung in letzter Sekunde


Und sie entgegnet ihrem Ex-Geliebten Hans-Peter auf die abfällige Bemerkung über die unverputzten Häuser in der DG: "Ein Land, in dem Menschen ihre Häuser unverputzt lassen, um zweimal in der Woche essen gehen zu können, kann nicht durch und durch schlecht sein."
Nicht nur Schinken, sondern Rettung im letzten Moment bringt Josef Junk, der ehemalige Polizeihauptkommissar aus Prüm, der den St. Vither Polizeiinspektor Marcel Langer, wenn es um Leben und Tod geht, unterstützt.
Auf das Morden mit Lokalkolorit folgt die Verhinderung eines weiteren Mordfalles als gemeinsame belgisch-deutsche Pendelaktion.
Nur das Rätsel um die geheimen Gewürze von Josefs Super-Schinken bleibt ungelöst.
Julie Anne Wagner aus Ralingen, Schülerin der Kreismusikschule, sorgte mit ihrer Begleitung am Klavier für eine reizvolle musikalische Umrahmung der Lesung, die mit lang anhaltendem Applaus belohnt wurde. red

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