Auf Zeitreise am Postplatz

Bitburg · Ein Platz mit Geschichte: Archäologen haben am Postplatz Fundstücke aus dem Mittelalter und der Römerzeit sowie die Mauerreste des um 1900 erbauten Postamts gesichert. Noch tiefer in die Stadtgeschichte geht es, sobald das Gelände auf Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht ist.

 Ein Luftbild von Bitburgs Innenstadt, das 1912 aus einem Zeppelin aufgenommen wurde: Der rechteckige Platz in der Mitte ist der Postplatz. Links davon die Hauptstraße. Am östlichen Ende des Platzes stehen die Villa Well und das Postamt, die rückwärtig an den Borenweg grenzen. Foto: Archiv Johannes KreWer

Ein Luftbild von Bitburgs Innenstadt, das 1912 aus einem Zeppelin aufgenommen wurde: Der rechteckige Platz in der Mitte ist der Postplatz. Links davon die Hauptstraße. Am östlichen Ende des Platzes stehen die Villa Well und das Postamt, die rückwärtig an den Borenweg grenzen. Foto: Archiv Johannes KreWer

 Das um 1900 erbaute Postamt (links) und die Villa Well (rechts) am Schleifstein, vom Spittel aus gesehen. Foto: Archiv Landesmuseum

Das um 1900 erbaute Postamt (links) und die Villa Well (rechts) am Schleifstein, vom Spittel aus gesehen. Foto: Archiv Landesmuseum

 Marcus Thiel vom Landesmuseum zeigt die Mauerreste des Alten Postamts (im Hintergrund der Borenweg). TV-Foto: Dagmar Schommer

Marcus Thiel vom Landesmuseum zeigt die Mauerreste des Alten Postamts (im Hintergrund der Borenweg). TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. Zurück in die Vergangenheit: Um 50 vor Christus erobern die römischen Legionen Gallien und unterwerfen auch die Treverer. Unter Kaiser Augustus wird die römische Fernstraße gebaut, die von Lyon über Trier bis nach Bitburg und weiter Richtung Köln führt. Ein kleines Dorf an der Stelle des heutigen Bitburgs, Vicus Beda, dient den nach Norden marschierenden Legionssoldaten als erste Bleibe zum Übernachten nach einem Tagesmarsch von 30 Kilometern.
Hans Nortmann vom Trierer Landesmuseum geht davon aus, dass Bitburg damals ein kleiner Marktflecken mit etwa 1000 Einwohnern war, geprägt von Handwerk und Handel: "Tavernen, Hufschmiede, Sattler und alles sonst, was Reisende brauchen, hat es dort gegeben." Während von dem rund 300 Jahre jüngeren Straßenkastell Teile der Befestigungsmauer erhalten sind, sind die genauen Ausmaße des römischen Dorfes noch nicht erforscht. Sicher ist nur: Es war größer als das Kastell.
So hat das Trierer Landesmuseums im März dieses Jahres in der Kölner Straße Reste von Häusern gefunden, die aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus stammen (der TV berichtete). Solche Siedlungsreste vermuten die Archäologen auch am Postplatz. Der Spittel, wie der Platz offiziell heißt, ist ein geschichtsträchtiger Platz, wo es Spuren quer durch die Jahrhunderte gibt - und solche haben die Archäologen auch gefunden.

Römerzeit: Grabungstechniker Marcus Thiel und sein Team vom Landesmuseum haben auf dem Postgelände etliche Ziegel und Scherben gesichert. "An Form und Größe der Ziegel sowie an der Art, wie und wie hart sie gebrannt sind, erkennen wir, dass diese aus der frühen Römerzeit stammen", erklärt Thiel. Auch erste Hinweise, auf die für die Römer typische Holz-Erde-Konstruktion von Gebäuden haben die Archäologen entdeckt. "Wenn wir uns in tiefere Erdschichten vorarbeiten, können wir erkennen, ob es am Postplatz eine größere Häusersiedlung gab", sagt Thiel, der zudem an einer Stelle einen römischen Brunnen vermutet: "Das legt die Analyse von Bodenschichten nahe."

Mittelalter und frühe Neuzeit: Ein größeres Stück der mittelalterlichen Stadtmauer, die in einer Urkunde von 1340 erwähnt wird, hat das Grabungsteam bereits freigelegt. Die Mauer wurde erst nach dem 1295 gegründeten Hospital gebaut, das dem Platz später seinen Namen "Am Spittel" gab. Nach der Besetzung durch die Franzosen wurde das Hospital 1794 als Gefängnis genutzt, bevor es um 1865 abgerissen wurde. "Wir werden wohl auch auf Reste dieses Bauwerks stoßen", sagt Thiel, den zudem interessiert, ob es beim Hospital auch einen Friedhof gab.

Jahrhundertwende: 1803 zog erstmals eine Briefsammelstelle in das Hospitalgebäude. Nach dessen Abriss entstand um 1900 ein neues Postamt, und zwar an der Straße Schleifstein, die damals noch parallel zum Borenweg über das heutige Postgelände verlief. Bitburg zählte zu dieser Zeit gut 3000 Einwohner. Neben dem Postamt stand die ebenfalls um 1900 errichtete Villa Well. Reste der Grundmauern dieser Gebäude wurden nun freigelegt.

Zweiter Weltkrieg: 1944/45 wurde Bitburg stark bombardiert. Die Stadt war nach dem Krieg fast vollständig zerstört. Auch Bombensplitter haben Thiel und sein Team entdeckt. "Die sind schwer und scharfkantig. Da kann man sich vorstellen, was übrig bleibt, wenn man so ein Geschoss überbekommt", sagt Thiel. Und eben genau wegen der Gefahr, dass unter der Erde noch Blindgänger schlummern, ist nun erst mal Stopp für das Landesmuseum. Thiel erklärt: "Erst wenn die Bombensuche abgeschlossen ist, können wir mit dem Bagger gefahrlos tiefer graben."
Ab dem heutigen Montag untersucht der Kampfmittelräumdienst das Gelände auf Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg.

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