Augen-Blicke

Die Augen sind der Spiegel der Seele. Sagt man.

Augen sind bei Begegnungen auch wirklich wichtige Signalgeber. Dafür, wie es jemandem geht. Oder auch dafür, ob er oder sie die Wahrheit sagt. Aber da wird es schon schwierig. Denn da kommt auch noch die Mimik mit ins Spiel. "Können diese Augen lügen?" - Ein Spruch, der meist dann kommt, wenn der Wahrheitsgehalt oder die Ehrlichkeit desjenigen, der das fragt, eben infrage gestellt wird.

Und diese Frage drängt sich dann auf, wenn wir das Gefühl haben, zwischen dem, was mir mein Gegenüber sagt oder signalisieren will, zwischen seiner Mimik und seinem Verhalten gebe es Unstimmigkeiten. Und dann prüfe ich genauer. Nehme Reden und Tun in den Blick. Schaue nicht nur auf die Augen, sondern ins Gesicht. Erinnere mich, wie zuverlässig und redlich sein bisheriges Handeln war.

Das alles sind Hilfen, Glaubwürdigkeit und Grundmotivation meines Gegenübers einzuschätzen. Und dann muss ich manchmal zu dem Ergebnis kommen: Ja, auch Augen, die scheinbar lauter blicken, können lügen. Also sollten wir uns nicht auf den Augenschein verlassen.

Wir müssen also auch die Vergangenheit gegenwärtig werden lassen, um entscheiden zu können, ob wir dem, was wir hören, glauben können. Oder um zu entscheiden, was wir tun, wie wir entscheiden sollen.

Und da sind wir mitten auf christlichem Boden. Im Rückblick prüfen, was gut und ehrlich war und was schiefgelaufen ist. Und für die Zukunft - bei Bedarf - eine neue Strategie wählen. Und wenn es um die Glaubwürdigkeit einer Person, ihres "Augen-Blicks" und "Gesichts-Ausdrucks" geht, die ganze Person mit ihrem Reden und Handeln in den Blick nehmen.

Jesus konnte auf diese Art "tief blicken". Viele Erzählungen in der Bibel machen uns das deutlich. Aber immer schaut er mit den Augen der Liebe. Und alle, die sich von ihm durchschaut fühlten und seine Liebe gespürt haben, haben sich entschieden. Sie haben für sich ihre Konsequenzen gezogen - Jesus hat sie selbst entscheiden lassen. So läßt er jedem Freiheit, das eigene Reden und Tun in Einklang zu bringen und in Größe Konsequenzen aus der Vergangenheit zu ziehen. Wir müssen solche Augen-Blicke immer wieder üben. In Liebe.

Johannes Eiswirth, Pastoralreferent Dekanat St. Willibrord Westeifel

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