Kirche Aus Bitburg ins päpstliche Rom
Bitburg/Rom · Tom Siller aus Bitburg arbeitet als evangelischer Pfarrer im katholischen Rom. Wie es sich dort lebt und arbeitet, erzählt er dem Volksfreund.
Die italienische Hauptstadt Rom gilt als Zentrum der Katholischen Kirche. Protestanten gibt es in der Hauptstadt sowie in ganz Italien nur wenige. Einer davon ist Tom Siller, der drei Jahre nach Italien gezogen ist, um dort am Melanchthon-Zentrum (siehe Info) evangelische Theologiestudenten auszubilden und auch Gottesdienste zu halten.
Er selbst habe auch an dem Studienprogramm am Melanchthon-Zentrum im Jahr 2012 teilgenommen, erzählt der 31-Jährige, der über Weihnachten bei seinen Eltern in Bitburg zu Besuch ist. Es sei immer sein Wunsch und sein Ziel gewesen, ins Ausland zu gehen, sagt er weiter.
Und so nutzte er nach dem Vikariat bei der Württembergischen Landeskirche die Chance, als Studienleiter an diesem Institut zu arbeiten. Seit September 2018 gehört er als Protestant in Rom zu einer winzigen Minderheit. Denn, das bestätigt Siller, „Italien ist katholisch“. Selbst Menschen, die nicht mehr der Kirche angehören, sind mehr oder weniger doch katholisch. Die protestantischen Gruppen seien dagegen bei der Bevölkerung weitgehend unbekannt. „Die verbinden das oft mit dem Bild der amerikanischen Fernsehprediger“, sagt Siller.
Derzeit gibt es rund 30 000 sogenannte Waldenser, die bekannteste protestantische Gruppierung in Italien (siehe Extra). Doch die Verbindung zu den Katholiken sei sehr gut. So gebe es beispielsweise einen ökumenischen Gesprächskreis mit deutschen Seminaristen. Einmal im Jahr werde bei der Gebetswoche die Einheit der Christen gefeiert.
Die Studierenden am Melanchthon-Zentrum hätten zudem die Möglichkeit, an den päpstlichen Hochschulen zu studieren. Überhaupt ist das Ziel am Zentrum, dass die Studenten „vertieft in das christliche Rom eintauchen können“, wie es auf der Webseite heißt.
Neben seiner Tätigkeit als Studienleiter am Melanchthon-Institut hält Siller auch Gottesdienste. Immer am Sonntag, um 10 Uhr gebe es einen Gottesdienst in deutscher, zudem einmal monatlich in italienischer Sprache.
Damit kommt Siller mittlerweile gut klar. Er hat Sprachkurse absolviert und einen sogenannten Tandempartner. Ein älterer Herr bringt ihm die italienische Sprache nahe, Siller dagegen seinem Tandempartner die deutsche Sprache. „Meistens reden wir allerdings italienisch“, sagt Siller lachend.
Überhaupt gefällt ihm vieles an der italienischen Lebensweise. So geht er beispielsweise, so wie es dort üblich ist, zum Frühstück von seiner kleinen Wohnung aus in eine Bar, wo er einen Kaffee trinkt. „Dort kriegt man immer alles mit, was es an Klatsch und Tratsch gibt“, sagt er. Auch das Abendessen, das in Italien meist gut und spät ist, genießt er. „Übers Essen kommt man ins Gespräch“, so seine Erfahrung.
Dass Tom Siller überhaupt Theologie studiert hat, führt er auf seinen guten Religionsunterricht zurück. Der habe immer in kleinen Gruppen stattgefunden. Und da sei bei ihm das thematische Interesse geweckt worden. Seine Familie sei dagegen nicht sonderlich in der Kirche aktiv gewesen. Außerdem habe er viel Spaß daran gehabt, Sprachen wie Latein und Altgriechisch zu lernen.
Nach der Zeit in Rom strebt er in der württembergischen Landeskirche eine Stelle als Gemeindepfarrer an. Für die nächsten zwei Monate geht er aber erst einmal in Elternzeit, bevor es in Rom weitergeht.