Aus einem Traum wird Wirklichkeit

Es war wohl nur ein Traum: Eine himmlische Erscheinung befahl dem Knecht Gerhard Mertes um 1790, eine Kapelle zu bauen. Das Heiligenhäuschen hat inzwischen eine bewegte Geschichte hinter sich.

 Die Kapelle Obere Hardt. TV-Foto: Alois Mayer

Die Kapelle Obere Hardt. TV-Foto: Alois Mayer

Feuerscheid. An der Landstraße 33, die aus dem Tal der Nims hinauf auf die Eifelhöhen führt, weist ein Schild hin auf die "Kapelle Obere Hardt". 1957 wurde das dort stehende ehemalige und baufällig gewordene Heiligenhäuschen von Grund auf restauriert. Ein gepflegter, schmuckvoller Innenraum mit Schnitzkunst und Pieta beweist die Anhänglichkeit der Bevölkerung an ihr "Kapellchen", das seine Erbauung einem wunderähnlichen Ereignis verdankt

Es war um 1790. Gerhard Mertes aus Feuerscheid diente als Knecht in Wawern. Er war ein frommer Mann, der viel betete und manche freie Stunde im andachtsvollen Dunkel eines Gotteshauses verbrachte. Eines Morgens erzählte er nun seinen Mitknechten, er habe in der verflossenen Nacht eine Erscheinung gehabt. Ein himmlisches Wesen habe ihm mehrmals ganz deutlich befohlen: "Gerhard, bau!" Für ihn sei es, auch wenn es ein Traum gewesen sei, ein deutlicher himmlischer Fingerzeig, den er befolgen werde.

Für ihn sei dieser Befehl eine Verpflichtung, die er erfüllen werde. Er werde nahe seinem Heimatort, dort an der "Hardt", eine Kapelle errichten. Gerhard kaufte daraufhin einen Bauplatz und vier Morgen Land und erbaute ein kleines Gotteshaus. Die Steine dazu trug er alle selber zusammen. Bilder von Heiligen bekam er geschenkt.

In den kommenden Jahrzehnten verfiel die Kapelle nach und nach. Sie wurde 1867 von einem Junggesellen aus Heilenbach, einem Nachbarort, neu errichtet. Auf dem Schlussstein am Eingang zum heutigen Heiligenhäuschen steht geschrieben: "1867 erbaut von Joseph Arnoldi aus Heilenbach." Auch bei diesem Neubau geschah Wunderbares, und das war so:

In einem der wenigen Häuser von Schwarzbach, unmittelbar am Ufer der Nims, lebte zu jener Zeit der Maurer Joseph Arnoldi, der aus Heilenbach stammte. Dieser hatte ein krankes Bein, das nicht mehr heilen wollte. Am Fuße begannen schon Zehen sich schwarz zu färben, und die Ärzte sprachen bereits davon, ihm das Bein abnehmen zu müssen.

Da äußerte Joseph den Wunsch, er wolle zuvor aber wenigstens noch mitwirken, die Kapelle in Feuerscheid zu erneuern. Dies solle dann sein letztes Wirken als Maurer sein, da er danach wohl verkrüppelt sein Lebensende erwarten müsse. So humpelte er mühsam und unter großen Schmerzen hinauf zur "Hardt", arbeitete und mauerte, flickte und besserte aus, bis die Kapelle wieder in prachtvollem Glanze anzusehen war.

Mit jedem Tag spürte der Maurer eine Besserung seiner Leiden, und als das Gotteshaus schließlich seine festliche Weihe erhielt, war er geheilt. An seinen Füßen war nichts Krankes mehr zu sehen, und Joseph fühlte sich wieder stark und kräftig wie früher. Voller Dankbarkeit ging er nun von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf und erbettelte Gelder, mit denen die Kosten für diesen Kapellenneubau beglichen wurden.

So prangt als ein kleines Dankeschön sein Name bis heute noch über dem Eingang der kleinen und schmucken "Hardt-Kapelle".

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