Aus für Media Markt in Bitburg

Bitburg · Seit feststeht, dass die Bit-Galerie so klein wird, dass sie für den Elektronik-Riesen Media Markt nicht mehr interessant ist, hatte mancher gehofft, dass das Unternehmen sich an anderer Stelle in Bitburg niederlässt. Die Kette hatte dies tatsächlich vor – in der Saarstraße. Da dieser Standort nicht zum Stadtentwicklungskonzept passt, lehnte die Verwaltung ab – ohne Ratsbeschluss. Inzwischen hat Media Markt Bitburg von der Liste gestrichen.

Aus für Media Markt in Bitburg
Foto: Oliver Berg

Zunächst sah es so aus, als wäre an dem Gerücht nichts dran. Es lautet folgendermaßen: Media Markt wolle nach dem Ende der großen Bit-Galerie-Pläne nun in der Saarstraße eine Filiale eröffnen. Auf TV-Anfrage teilt das Unternehmen jedoch mit: "Derzeit planen wir am Standort Bitburg keine Ansiedlung. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu Gründen nicht äußern möchten." Mehr nicht. Also nur ein Gerücht? Kein wahrer Kern? Nichts?
Keineswegs. "Es gab eine komplett abgestimmte Planung und die Bereitschaft, einen Mietvertrag für Geschäftsräume in der Saarstraße zu unterzeichnen", sagt Stefan Kutscheid, Geschäftsführer von Faco Immobilien. Gebaut werden sollte die neue Filiale auf dem zuvor von einer Entsorgungsfirma genutzten Gelände, das auf einem künstlichen Hügel an der Ecke Saarstraße/Industriestraße liegt. Kutscheid hatte die Gewerbefläche zuvor gekauft.

Fragt man ihn, was aus den Plänen wurde, so sind Wut und Enttäuschung auch durch das Telefon deutlich spürbar. "Die Politik wollte das nicht", sagt der Geschäftsmann. Eine öffentliche Abstimmung habe es zu diesem Thema jedoch nie gegeben.

Die Stadtverwaltung bestätigt, dass der Standort nicht in Frage kommt, da er dem im Juni 2013 verabschiedeten Stadtentwicklungskonzept Bitburgs widerspreche. An dieser Stelle sei nur "nicht innenstadtrelevanter Einzelhandel" vorgesehen - zum Beispiel Möbel oder große Elektrogeräte.
Alles, was in Konkurrenz zur Innenstadt treten und angedachte Vorhaben im Zentrum gefährden könnte, sei dort nicht gewünscht. Aus diesem Grund hatte Bitburg 2008 auch Projektentwicklern eine Abfuhr erteilt, die auf demselben Gelände in der Saarstraße gerne ein großes Fachmarktzentrum errichtet hätten. Potenzieller Mieter wäre damals unter anderen Pro Markt gewesen.

Von der Stadt vorgeschlagene Alternativstandorte im Zentrum waren offenbar für keine der beiden Elektronik-Ketten attraktiv. Bei einem informellen Termin mit dem zuständigen Vertreter von Media Markt stellte Bürgermeister Joachim Kandels nun unter anderem den Beda Platz und das Müller-Flegel-Gelände vor. "Lauter Grundstücke, die in der Vergangenheit keiner entwickeln konnte", sagt Kutscheid.

Im Stadtrat war all das kein Thema, da der Entwickler, so die Begründung des Rathauses, keinen formellen Antrag gestellt hatte. Zuletzt war das Thema Media Markt in Zusammenhang mit der Bit-Galerie diskutiert worden.
Ursprünglich wollte sich die Kette in diesem von Kutscheid geplanten, 12?000 Quadratmeter großen Einkaufszentrum in der Innenstadt ansiedeln. Der Mietvertrag war bereits unterzeichnet. Und auch ein klares Konzept hatte Media Markt für die neue Filiale in Bitburg: Hier sollte ein sogenannter Verdichtungsmarkt entstehen. Dieser wäre mit rund 2000 Quadratmetern etwas kleiner als die "normalen" Märkte (3000 Quadratmeter), hätte als Vollsortimenter aber die gleichen Produkte geboten.

Doch dann zerschlugen sich die Pläne für das große Einkaufszentrum. Kutscheid fand keinen externen Partner für die Umsetzung des 50-Millionen-Euro-Projekts (der TV berichtete). Zwar ist die Galerie nach wie vor geplant (zum aktuellen Stand der Dinge will sich Kutscheid derzeit nicht äußern). Fest steht jedoch: Sie soll mit nur 4000 Quadratmetern deutlich kleiner werden als ursprünglich gedacht. Für Media Markt kam sie damit nicht mehr in Frage. Und inzwischen hat der Elektronik-Riese Bitburg offenbar ganz von der Liste der interessanten, neu zu erschließenden Städte gestrichen.
Meinung: Sehr ärgerlich für Bitburg

Bitburg ist eine tolle Einkaufsstadt. Es gibt fast alles. Und das ohne Stau und Stress. Das Einzige, was wirklich fehlt, ist ein großer Elektronik-Markt. Wer Musik, Filme, Videospiele kaufen und unter dem gleichen Dach eine breite Auswahl von so unterschiedlichen Geräten wie Tablet-PCs und Tischstaubsaugern begutachten will, ist in Bitburg definitiv fehl am Platz. 15 Millionen Euro Kaufkraft lässt die Stadt sich einer Studie zufolge so durch die Lappen gehen.
Daher ist es wirklich ärgerlich, dass Bitburg die Ansiedlung eines solchen Marktes in der Saarstraße nun schon zum zweiten Mal verhindert - ohne eine Alternativfläche in der Innenstadt bieten zu können. Die gibt es seit dem Aus für die große Bit-Galerie nämlich schlichtweg nicht. Und daran wird sich absehbar auch nichts ändern.
Da dies so ist, überzeugt auch das Argument nicht, die Innenstadt vor dem Ausbluten schützen zu wollen. Die, die zu einem großen Elektronik-Markt wollen, kommen nämlich einfach überhaupt nicht nach Bitburg. Sie fahren nach Trier oder nach Wittlich. Und wenn sie schon mal da sind, kaufen sie ihre Klamotten, Schuhe und Lebensmittel gleich auch da.
Das Mindeste wäre gewesen, ein Thema, das so viele Eifeler direkt betrifft, öffentlich im Stadtrat zu besprechen.
Chance verpasst. Schade für Bitburg.
k.hammermann@volksfreund.de
Extra: Sicht der IHK

Das im Juni 2013 beschlossene Bitburger Stadtentwicklungskonzept lässt in der Saarstraße keine Geschäfte mit innerstädtischem Sortiment mehr zu - und damit auch keinen Media Markt. Um daran etwas zu ändern, müsste laut Stadtverwaltung ein raumplanerisches Verfahren in die Wege geleitet werden, das bis zu zwei Jahren dauern könnte.
Matthias Schmitt, der bei der Industrie- und Handelskammer den Bereich Standortpolitik leitet, hält dies nicht für sinnvoll - und zwar nicht nur deshalb, weil es wenig konsequent wäre. "Wir hätten große Bedenken, dass sich ein Media Markt in der Saarstraße für die Innenstadt nachteilig auswirken könnte", sagt Schmitt - zumal das Umfeld dann für weitere Geschäfte attraktiv würde, denen man die Ansiedlung schlecht untersagen könnte.

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