Aus für Raucher - und Kneipen?

Es ist früher Abend. Die Kneipen füllen sich. Menschen, die sich auf Bier (und Zigaretten) freuen. Einige treffen sich zum Kartenspiel, andere wollen nur klönen - über Fußball, Alltag, Politik. Zurzeit steht ein Thema hoch im Kurs: das Nichtraucherschutzgesetz.

 Ein leckeres Bier und dazu eine Zigarette in der Kneipe: Damit könnte bald Schluss sein. Foto: Andreas Winkler

Ein leckeres Bier und dazu eine Zigarette in der Kneipe: Damit könnte bald Schluss sein. Foto: Andreas Winkler

Euskirchen. Manch ein Gastwirt fühlt sich vom Nichtraucherschutzgesetz, das in NRW kommenden Sommer in Kraft treten soll, in der Existenz bedroht. "Ich bin überzeugt, dass ich, sollte das Gesetz so kommen, zumachen muss", sagt Susanne Hoda vom "Köpi" in Schleiden. Nil Ayhan ("An de Brück" Hellenthal) sieht es ähnlich: "90 Prozent meiner Stammgäste sind Raucher. Die haben keine Lust, zum Rauchen vor die Tür zu gehen."Und auch Wirte, denen zwei Räume zur Verfügung stehen, äußern Existenzängste. "Das ist momentan Thema Nummer eins an der Theke. Viele werden nicht mehr kommen", erzählt Hans-Dieter Hammes ("Em Backes" Sötenich).Dass vor allem Ein-Raum-Betriebe bedroht sind, sieht Angelika Inden, Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Kreis Euskirchen: "Viele Kneipiers fürchten um ihre Existenz, wenn nebenan in größeren Betrieben geraucht werden darf. Es stehen Arbeitsplätze und der Sozialraum Kneipe auf dem Spiel." Daher macht sich der Dehoga für ein Wahlrecht mit Deklarierungspflicht zugunsten der Ein-Raum-Betriebe stark."Dann kann jeder Wirt entscheiden, ob er eine Raucher- oder Nichtraucher-Kneipe will. Das wäre mit Sicherheit die billigste Variante", so Wolfgang Hamelmann ("Schneiders Eck" Urft). Wie viele Kneipiers hat er viele Stammgäste, die rauchen. "Wenn mir die Kundschaft ausgeht, muss ich umbauen oder ein Raucherclublokal eröffnen", so der Wirt. Wie er aber ein halbes Jahr Umbau - eine Zeit ohne jede Einnahmen - überbrücken soll, weiß er nicht. "Das könnte der Todesstoß für meine kleine Kneipe sein", erzählt er - wehmütig und verärgert. Weiter gequalmt werden darf - so sieht es das Gesetz vor - in Raucherclublokalen und bei Volksfesten in "vorübergehend aufgestellten Festzelten" und "umbauten Räumlichkeiten, soweit sie vorübergehend und ausschließlich für Volksfeste genutzt werden". Ausnahmen sind für Gaststätten möglich, wenn abgeschlossene Raucherräume zur Verfügung stehen, die nur einen untergeordneten Teil der Betriebsfläche in Anspruch nehmen und als Raucherräume gekennzeichnet sind. Solange Ausnahmen bestehen, besteht die Dehoga, basierend auf dem Gleichheitsgrundsatz, auf ein Wahlrecht mit Deklarierungspflicht. Sie sieht sich durch eine Umfrage bestätigt, die der Verband durchführte und deren Schwerpunkt in der getränkeorientierten Gastronomie lag. Es beteiligten sich rund 1200 Gaststätten, die über 27 000 Unterschriften von rauchenden wie nicht rauchenden Gästen sammelten - 400 Unterschriften davon wurden im Kreis Euskirchen geleistet. ´ Und er sieht: "Internationale und europäische Staaten haben seit langem dieses Rauchverbot, und da gibt es keine Probleme." Der Schutz der Nichtraucher sei wichtig. Man dürfe nicht nur an sich selbst, sondern müsse auch an die Gesundheit der anderen denken, so Pick. Er geht nicht davon aus, dass Eckkneipen notwendigerweise schließen müssen. "In Irland und Schottland haben die Eckkneipen keine Probleme", meint Pick.Allerdings: In Irland, wo seit März 2004 ein Rauchverbot gilt, haben bislang 1000 Kneipen geschlossen. Der dortige Wirteverband gibt den Umsatzverlust mit "über 20 Prozent an". In Schottland sank der Umsatz nach dem Rauchverbot im März 2006 nach einer Studie um zehn Prozent. Die Zahl der Gäste ging um 14 Prozent zurück, und jede dritte Kneipe hat Personal abgebaut. Die Kneipiers haben also Zweifel und fühlen sich unfair behandelt. "In meiner Kneipe bin ich der Chef, nicht der Staat", so Hammes. Und Angelika Inden: "In der Diskussion um Rauchverbote werden die Kneipengänger, für die ihr Stammbetrieb das zweite Wohnzimmer ist, nicht gehört. Es streiten Mediziner, Politiker und Juristen, was gut und schlecht für unsere Gäste ist."

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