Aus Hoffnung entsteht neues Leben

SCHÖNBERG. Unter dem Titel "Der Prozess" stehen die vierten Passionsspiele im ostbelgischen Schönberg bei Bleialf vom 3. März bis 1. April 2007. In zwei Zeit- und Spielebenen werden der Leidensweg von Jesus Christus und sein Bezug zur Gegenwart dargestellt. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.

"Was hat sich in 2000 Jahren Christentum bis heute verändert? Heute wie damals stehen eigene Interessen im Vordergrund. Heute wie damals wird das Gute mit Füßen getreten. Heute wie damals sterben Unschuldige. Aber heute wie damals keimt neue Hoffnung auf, entsteht neues Leben. Das ist die Kraft vom Prozess - vom Prozess des Lebens." Mit dieser Einführung bringen die Macher der Passionsspiele Schönberg ihr Anliegen zum Ausdruck. Das Wort "Prozess" wird in doppelter Weise gedeutet: Einerseits spricht es von einer Verhandlung, in der ein Mensch für eine Tat angeklagt wird. Andererseits weist das Wort auf eine Entwicklung hin, die ein Mensch mit der Zeit machen kann.Von Freunden und Bekannten verlassen

Das Geschehen auf der Bühne ist unterteilt in die biblische Jesus-Ebene und die heutige Zeit. Ausgangspunkt ist das älteste, griechisch verfasste Evangelium, das nach altkirchlicher Überlieferung Markus zugeschrieben wird. Markus sammelte Überlieferungen über Jesus Christus und Zeugnisse der Passion. Eine der dringendsten Fragen zu dieser Zeit war für junge Christengemeinden wohl diese: Konnte jemand, der den schändlichen Tod am Kreuz gestorben war, eigentlich der Messias, der von Gott auserwählte Retter sein? Eine Antwort darauf könnte lauten: Wer Jesus nachfolgt, wird genau wie er sein Kreuz zu tragen haben. Gott wird dargestellt als einer, der dem Menschen, ja sogar seinem eigenen Sohn das Leid nicht erspart. Aber Gott lässt den Menschen nicht allein, sondern erweckt ihn zu neuem Leben. Die Spielebene der Gegenwart handelt von Tatjana, einer weißrussischen Asylbewerberin. Als Friedensaktivistin gewinnt sie an Popularität. Medien werden auf sie aufmerksam. Die Regierung beginnt mit Recherchen, um Tatjana den Asylbewerberstatus abzusprechen und sie in Abschiebehaft zu bringen. Eine rufschädigende Kampagne wird gestartet, die in ihrer Festnahme endet. Ihr Asylstatus wird ihr abgesprochen. Niemand glaubt an Tatjana. Freunde und Bekannte verlassen sie. Schließlich wird die Weißrussin in einem Schnellverfahren vor Gericht verurteilt. In der Abschiebehaft führt sie Tagebuch, schreibt ihre Gedanken auf, liest die Bibel. Die Folge: Fatima, eine muslimische Mitgefangene, liest Tatjanas Tagebuch. Von den Notizen tief beeindruckt, verändert Fatima ihr Leben und gründet eine erste interreligiöse Friedensbewegung. Die Schönberger Passionsspiele gehen auf eine Initiative des damaligen Diakons Siegfried Bongartz zurück, der die Texte schreibt. Er stammt aus dem ostbelgischen Amel. Seit 2000 lebt er in Basel, blieb den Passionsspielen in seiner Heimat aber treu. Regisseur Alfons Velz arbeitet als Lehrer an der Bischöflichen Schule in St. Vith. Nach 1993, 1998 und 2003 öffnet sich der Vorhang in diesem Jahr zum vierten Mal zu einer Passionsspiel-Premiere: am Samstag, 3. März, um 20.30 Uhr in der Mehrzweckhalle des Schönberger Freizeitzentrums. Die Aufführung dauert zwei Stunden. Weitere Termine: freitags am 9., 16., 23. und 30. März jeweils um 20.30 Uhr; samstags am 10. und 17. März jeweils um 20.30 Uhr; samstags am 24. und 31. März jeweils um 15 Uhr; sonntags am 4., 11., 18. und 25. März sowie 1. April jeweils um 15 Uhr. Jugendliche bis 16 Jahre zahlen 6 Euro Eintritt, Erwachsene 12 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf unter Telefon 0032/80549444 oder im Internet unter www.passio.be. Infos auch bei Marlene Backes in St. Vith, Telefon 0032/80228521, E-Mail passiobe@hotmail.com.

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