Aus Wasser werde Energie

DASBURG. Das Wasserrad ist längst weg. Schon seit 1915 betreibt die Relles-Mühle stattdessen Turbinen. Und heutzutage reicht der durch Wasserkraft erzeugte Strom für den Betrieb einer Bäckerei, einer Pension, eines Gasthauses und zweier Haushalte. Den Kritikern bietet der Anlagenbetreiber Paroli.

"Es läuft die Turbine am rauschenden Bach", so müsste eigentlich die moderne Variante des bekannten Volksliedes heutzutage lauten - zumindest wenn von der Dasburger Relles-Mühle die Rede ist. Dort fließt die Our nicht etwa ungenutzt an der stillgelegten Mühle vorbei. Denn der Fluss erzeugt Strom. Aus dem Mühlenteich, der an einem Stauwehr abzweigt, wird durch einen schleusentechnisch geregelten Kanal ein Teil des Wassers in die Mühle geleitet, fließt durch ein Schutzgitter in die Laufräder und treibt so zwei Turbinen an, bevor es später wieder dem Fluss zugeleitet wird. Das Prinzip der beiden Turbinen in der Relles-Mühle ist denkbar einfach. Sie erzeugen jedoch eine große Wirkung. Die große Turbine hat eine Maximalleistung von 40 Kilowatt und die kleine von 20 Kilowatt. "Allerdings heben sich die Wirkungen der zwei Turbinen auf, wenn beide laufen", beschreibt Mühlen-Chef Mario Relles die Funktionsweise. Zurzeit produziere die Mühle etwa 30 Kilowatt. "Von dem so erzeugten Strom wird der gesamte Betrieb hier versorgt", erzählt Relles weiter. "Der gesamte Betrieb", das umfasst nicht weniger als seine Bäckerei, die Pension, das Gasthaus und zwei Privathaushalte. "Und wenn wir dann noch Überschuss produzieren, verkaufen wir ihn an die RWE", erklärt Relles das Vorgehen bei hohem Wasserstand. "Allerdings dürfen wir aufgrund der RWE-Leitungen nur höchstens 20 Kilowatt liefern und auch beziehen". Optimalerweise fließen etwa 1500 Liter pro Sekunde durch die beiden Francisturbinen - so wie es das Wasserrecht aus dem Jahr 1914 erlaubt. Doch auch für den Fall von Niedrigwasser ist im Hause Relles gesorgt. "Dann bekommen wir den Strom zum einen von RWE und zum anderen aus dem Notstromaggregat im Keller", beschreibt Relles den Ausweichplan. So sehr sich Relles über seine Stromerzeugung freut, so sehr ärgert er sich auch über die Kritiker, die behaupten, die Turbinen seien "Fischhäckselanlagen". "Wenn sie sich die Anlage mal etwas genauer anschauen würden, wüssten sie, dass das Wasser zunächst durch ein Schutzgitter läuft, bevor es zu den Turbinen kommt", wehrt sich Relles gegen den Vorwurf. "Da kommt kein ausgewachsener Fisch durch und den winzig kleinen macht das nichts". Im Gegenteil, die Turbinenanlage fördere die Wasserqualität der Our. "Durch dieses Gitter wird sehr viel Unrat aus dem Wasser gefischt", sagt der Mühlen-Chef. "Und die Turbinen sorgen für Wasseraufwirbelung und damit für die Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff". Große Fischvielfalt beobachtet

Er habe schon eine große Fisch-Vielfalt in der benachbarten Our beobachten können: Hechte, Zander, Karpfen, Weißfische, Forellen, Aale und viele mehr. Als Beweis für ein intaktes Ökosystem an der Mühle verweist er sogar auf eine Ringelnatter, die als ausgestorben gelten aber bei ihm auf Froschjagd gehen soll. Dass Mario Relles die Fische nicht egal sind, zeigt auch sein Engagement in Sachen Fischaufstiegsanlage. Denn im Rahmen des Projekts Nat'Our, initiiert von den Naturparks Südeifel und Our (der TV berichtete), wird am Wehr der Relles-Mühle eine Fischtreppe gebaut. "Es ist gut, dass etwas zur Durchgängigkeit der Flüsse und letztlich zum Erhalt der Bachforelle getan wird", kommentiert Relles das Projekt.

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