Ausgezeichnet und sozial engagiert

Weinsheim/GEROLSTEIN/WISSMANNSDORF · Die Westeifel-Werke bieten behinderten Menschen eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz. Der Betrieb ist Marktführer für Freiluftmöbel und nun sogar in Sachen Design zu höchsten Ehren gekommen.

Weinsheim/GEROLSTEIN/WISSMANNSDORF Zwei Trapeze aus vernickeltem Stahl und fünf als Sitzfläche aufliegende massive Holzlatten: Das Grundmodell einer "Cado levis"-Sitzbank ist denkbar schlicht, dabei aber unendlich erweiterbar und praktisch unverwüstlich.
Die Stiftung "Rat für Formgebung" ist so überzeugt von dem System, dass es jüngst mit dem German Design Award 2017 (siehe Extra) ausgezeichnet wurde - damit geht der Preis nicht etwa an einen der großen Möbelhersteller, sondern an die gemeinnützigen Westeifel-Werke der Lebenshilfen Bitburg, Daun, Prüm (siehe Info).
"Diese Auszeichnung ist schon etwas sehr Besonderes", sagt Markus Fürstenberg, Vertriebs- und Marketingleiter. Es sei durchaus außergewöhnlich, dass eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen, die sozialverträglich und unter ökologischen Gesichtspunkten ihre Produkte herstellt, mit einem solchen Preis ausgezeichnet werde. "Zumal wir damit nicht zum ersten Mal einen der großen deutschen Preise verliehen bekommen haben."
Bereits 2009 und 2015 erhielt das Weinsheimer Werk jeweils zwei "Red Dot Awards" - eine international sehr anerkannte Ehrung, die allerdings in den einzelnen Kategorien mehrfach verliehen wird. "Diesmal haben wir die Goldauszeichnung im ‚Public Design' bekommen - der Preis wird nur einmalig in der Kategorie gewährt und kürt den Besten der Besten." Und das sind in diesem Fall die 140 Mitarbeiter am Weins heimer Standort. Erhalte man so konstant immer wieder Bestätigungen, sei das ziemlich motivierend für sie alle und natürlich auch den Designer Max Wehberg. Seit über 15 Jahren arbeiten die Westeifel-Werke nun schon erfolgreich mit Wehberg in Hamburg zusammen.
"Das Verhältnis zwischen seinem Büro und den Werken ist eine sehr freundschaftliche Beziehung", sagt die Pressesprecherin Manju Rouzaud. Man habe mit den Jahren den "Freimöbelbereich" immer weiter ausbauen können. Mit den Jahren habe man den Umsatz allein mit Bänken auf etwa 6,2 Millionen Euro steigern können, ergänzt Fürstenberg.
In vielen deutschen Städten sind die Park- und Stadtmöbel der Werke mittlerweile zu finden. "Auch für den Prümer Hahnplatz setzen wir Ideen des Büros Planorama um. Wir sind ganz langsam zu einem der Marktführer in Deutschland geworden und das mit einem Arbeitssystem, das ganz anders funktioniert als in anderen Betrieben", sagt Fürstenberg. "Während woanders Stellen wegrationalisiert werden, weil sie durch Roboter ersetzt werden, schauen wir, wo Maschinen unsere Mitarbeiter unterstützen können."
Ein Beispiel aus der Ballonsparte des Standorts Wißmannsdorf-Hermesdorf führe das am einfachsten vor Augen: "Es gibt ein Gerät, in das Luftballons eingehängt werden müssen, bevor sie bedruckt werden. Es gibt aber nicht den Rhythmus oder die Geschwindigkeit vor", sagt Fürstenberg.
Derjenige, der es bedient, bestimme das Tempo. Bleibe ein Haken unbesetzt, sei das egal. "Die Maschine ist für den Menschen da - nicht umgekehrt."
Und wie geht es nun weiter, wann kommt das nächste Erfolgsprodukt? Fürstenberg schmunzelt und sagt: "Damit lassen wir uns manchmal Zeit. Es kommt drauf an, ob wir einen Trend erkennen. Wenn wir beispielsweise wie bei Cado merken, dass die Architekten und Städteplaner flexible Sitzlandschaften suchen, dann lassen wir uns etwas einfallen."STIFTUNG ZEICHNET SEIT 1969 HERAUSRAGENDE PRODUKTE AUS


Extra

Der 1953 auf Anregung des Bundestags als Stiftung gegründete "Rat für Formgebung" verleiht seit 1969 Preise zur Förderung von Design als Wirtschafts- und Kulturfaktor. Seit 2012 wird jährlich der international ausgeschriebene German Design Award verliehen. Im aktuellen Durchgang bewarben sich 4000 Unternehmen mit ihren Produkten. In 48 Kategorien wurden insgesamt 45 Goldauszeichnungen verliehen. Weitere Informationen sind im Internet erhältlich unter <%LINK auto="true" href="http://www.german-design-award.com" text="www.german-design-award.com" class="more"%>SOZIALVERTRäGLICHE WERKSTATT SEIT MEHR ALS 30 JAHREN


Extra

Die Westeifel-Werke sind eine anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung, die 1979 gegründet worden ist. Träger der gemeinnützigen GmbH sind gemeinsam die Kreisvereinigungen der Lebenshilfe Bitburg, Daun und Prüm. Zurzeit beschäftigen die Westeifel-Werke insgesamt etwa 1300 Mitarbeiter, davon rund 700 Menschen mit geistiger oder psychischer Beeinträchtigung. Bereits seit 1998 haben die Westeifel-Werke den Markt für ökologisch verantwortungsvolle Produkte sensibilisiert, indem sie als erster Hersteller der Branche FSC-zertifizierte Produkte mit viel Pioniergeist auf dem Markt etabliert haben - das FSC-Zertifikat kennzeichnet Produkte des Holz- und Papiermarkts als nachhaltig.

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