Ausnahmezustand, Teil zwei

Prüm · Erst die Türme, dann das Dach - und bald der dritte große Schritt bei der Basilikasanierung: Der Förderverein und die Kirchengemeinde bereiten die Arbeiten im Innenraum vor. Im Frühling 2017 soll es losgehen - das Prümer Wahrzeichen muss dann für ein Jahr geschlossen werden.

 Der Basilika-Innenraum. Auch die Decke über der Orgel muss neu verputzt werden. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Der Basilika-Innenraum. Auch die Decke über der Orgel muss neu verputzt werden. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Das wird nicht einfach für die Prümer. Bald beginnt der Umbau des Hahnplatzes - und wenn das alles im kommenden Jahr glücklich über die Bühne ist, muss die Basilika geschlossen werden: für die Sanierung des Innenraums.

Nässe, Risse, Bröckelputz und viele weitere Schäden an Wänden, Decken und den Kirchenpfeilern: Da sei einiges zu tun, sagt Architekt Peter Berdi aus Bernkastel-Kues, der die Sanierung seit zwölf Jahren betreut.

In der Drei-Ärzte-Kapelle der Kirche sitzen der Förderverein der Basilikafreunde, Vertreter des Pfarrgemeinderats, der Verwaltungsrat und der Architekt zusammen, um über die notwendigen Arbeiten zu sprechen - ein passender Ort, geht es doch darum, so einiges wieder heil zu machen.Ein ganzer Haufen Geld


Was nicht ganz einfach sein wird - und noch einmal 1,137 Millionen Euro kosten soll, sagt Klaus Peters, Vorsitzender des Fördervereins. Dafür hoffe man auf "erhebliche Zuschüsse" vom Bistum, von der Bundes- und Landesdenkmalpflege. Diese Finanzierungszusagen aber "liegen noch nicht vor".

Kommt die erhoffte Hilfe, müsste die Kirchengemeinde immer noch für gut eine halbe Million Euro geradestehen: "Das ist ein Haufen Geld", sagt Peters, da braucht man Partner", und zwar alle, die zum Spenden bereit sind, vom Unternehmen bis zur Privatperson - oder auch dem Amtsgericht, das gelegentlich Geldstrafen an die Basilikafreunde abdrücken lässt.

Erfreulich stabil ist deshalb auch die Bilanz des Fördervereins, der jährlich rund 50 000 Euro Spenden eingenommen hat, mit denen die bisherigen Sanierungs-Kredite immer zügig abgetragen werden konnten. Ein Engagement, das auch den Architekten schwärmen lässt: "Ich bin sehr erstaunt", sagt Berdi, Prüm sei ein echter Sonderfall. Dass eine Gemeinde so akribisch Geld sammle, "das habe ich noch nicht erlebt". St. Paulin in Trier zum Beispiel, "das ist ja auch keine arme Gemeinde. Aber die können mit den Zahlen, die Sie haben, nicht mithalten."

Allerdings müssen für die anstehenden Arbeiten wieder alle ran und mithelfen. Was auch deshalb schwieriger wird, weil die zweite Vorsitzende des Fördervereins, Monika Rolef, im Sanierungsjahr keine Führungen wird machen können. Immerhin knapp 5000 Euro haben sie und ihre Mitstreiterinnen der Initiative Frauenschuh bisher jedes Jahr mit Führungen und ihren anderen Aktionen eingefahren.Eine Herausforderung: die Orgel


Aber sie plant schon für den Ausnahmezustand: Dann werde man eben mehr Führungen in der Stadt oder der Abtei anbieten. Und in der Drei-Ärzte-Kapelle, die nicht eingerüstet sein wird, will sie eine Leinwand aufbauen, an der man dann doch einiges zeigen und erklären könne.

Wie schwierig die Arbeiten werden dürften, zeigt Berdi an einem Beispiel: So muss auch die Decke über der Chor-Empore neu verputzt werden. Problem: Prüm habe "eine unglaublich große Orgel, das ist für jeden Gerüstbauer eine Herausforderung", sagt Berdi. Entsprechend aufwändig sei es, ans Deckengewölbe darüber zu kommen. Und man müsse extrem vorsichtig agieren: "Wenn Sie mit dem Finger an eine der Pfeifen kommen, habe Sie da eine Delle drin." Allein der Punkt Gerüstbau ist deshalb auch mit 146 000 Euro einer der drei größten Posten (siehe Extra).

Die "Sisyphosaufgabe" der Antragstellung laufe, "da sind wir gut unterwegs", sagt Peter Berdi. "Man muss das akribisch vorbereiten, ordentliche Unterlagen einreichen und dranbleiben." Da helfe es durchaus, wenn man nach längerer Wartezeit auch einmal "einen netten Brief" an die Geldgeber schicke.

Auch beim Bistum, sagt Klaus Peters, habe man Überzeugungsarbeit leisten müssen - immerhin hat Prüm seit dem Abgang von Christian Müller keinen Pastor (der TV berichtete). Dafür aber stelle nun der Pfarrverwaltungsrat zwei Mitglieder ab, "die die Maßnahme begleiten".

Kurz: Alle müssen ran, damit auch das nächste Prümer Großprojekt gelingt. Bis Herbst soll das mit den Zuschüssen geregelt sein, und die Bürger müssen spenden, was das Zeug hält - deshalb, sagt der Verwaltungsratsvorsitzende Helmut Büsch, werde die Pfarrgemeinde im Frühjahr zu einem Informationsabend mit Peter Berdi einladen, um alles ausführlich zu erläutern.Meinung

Die schaffen das!
Dritter großer Brocken für die Basilika, nach den Türmen (eine Million Euro) und dem Dach (1,5 Millionen): Mit der Innensanierung sollten die Prümer auf viele Jahre hinaus ihr Wahrzeichen wieder komplett in Schuss haben. Das Gute: Die Basilikafreunde sind verlässliche und hoch engagierte Planer und Geldsammler. Und sie haben einen Architekten, der mit großer Genauigkeit dafür sorgt, dass - die bisherige Erfahrung belegt das - alles sauber läuft und die Kosten nicht in unvermutete Höhen schießen. Alles sehr solide - deshalb ist jede Spende vernünftig ausgegebenes Geld. f.linden@volksfreund.deExtra

Die Sanierung, so hofft man, kann im Frühjahr 2017 beginnen. Für Maler- und Putzarbeiten in der Basilika kalkuliert Architekt Peter Berdi mit 196 000 Euro, die Überarbeitung des Chorraums soll 96 000 Euro kosten. Die Restaurationen sind mit 170 000 Euro kalkuliert. Fenster müssen saniert werden, außerdem die Heizung, die Sakristei, die Beleuchtung und die Beschallungsanlage. Solange die Basilika eingerüstet ist, werden dort keine Messen gehalten. Ausweichmöglichkeiten wären: Pfarrheim, Drei-Ärzte-Kapelle und Konvikt-Kapelle. fpl

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