Ausstellung: Speicher trägt Hut

Speicher · Früher waren Hüte vor allem Schutz vor Regen und Sonne. Doch schon bald gehörten sie zur Festtagskleidung. Eine Ausstellung zeigt nun, dass der Kapotthut der Eifelerin gut steht.

Speicher Als das "Kappenschneidisch Annchen" in Speicher noch Hüte hergestellt hat, gab es dafür noch einen großen Markt. Denn die Frauen haben sowohl in ihrem Alltag als auch an Sonn- und Feiertagen eine Kopfbedeckung getragen. War der Hut oder das Kopftuch zunächst dazu gedacht, vor Sonne und Regen zu schützen, hat es sich zu einem modischen Accessoire entwickelt.
Hutsammler Klaus-Dieter Lenz erklärt: "Mit der Zeit haben die Hutmacherinnen immer mehr Besonderes aus den Kopfbedeckungen gemacht, und die Frauen haben sich mit den Hüten herausgeputzt." Es wurden verschiedene Stoffe genutzt, wie Samt oder Chenille und die Hüte wurden mit Perlen oder Federn verziert.
"Der Hut war früher ein Statussymbol", so Lenz. "Wer es sich leisten konnte, hatte aufwendigere Hüte. Wer wenig hatte, nahm mit einem einfacheren Modell vorlieb. Die Leute mussten sich das Geld dafür oft vom Mund absparen." Werner-Peter Streit, der die Ausstellung im Heimatmuseum Speicher betreut, ergänzt: "Das ist wie heute mit den Autos, die einen können sich einen Mercedes leisten, die anderen einen VW." Dem modischen Accessoire haben die beiden eine Ausstellung gewidmet. 60 bis 70 Festtagshüte aus der Zeit von 1840 bis 1910 sind bis zum 31. Dezember im Museum zu sehen.
Alltagshüte sind in der Dauerausstellung integriert und können einen Raum weiter besichtigt werden.
Werner-Peter Streit kann sich noch daran erinnern, dass seine Urgroßmutter in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts nur mit Hut oder Haube unterwegs war. "Meine Großmutter war noch Modistin hier in Speicher. Die Familie meiner Frau hatte den Hausnamen ,Kappenschneidisch', erklärt Streit. Auf Drahtgestelle wurden die Stoffe damals gezogen, und die beiden Experten schätzen, dass man für ein einfaches Exemplar "bestimmt zwei Tage gebraucht hat, für aufwendigere Modelle auch mehr".
An die Hüte kommt Lenz, der Antiquitäten und Eifeler Kulturgut sammelt, oft auf Flohmärkten oder durch Bekannte. Viel sei aber nicht mehr in diesem Bereich zu bekommen, weil "die Frauen die Hüte oft an Weiberdonnerstag getragen haben und dann nach den Veranstaltungen oft der Sonntag raus war", berichtet Lenz.
Besondere Stücke hat er ebenfalls in seiner Sammlung. "Ich hänge natürlich an Hüten, die ich aus dem Bekanntenkreis bekommen habe. Und ein besonderes Stück ist dabei, allerdings bei den wenigen Herrenhüten, die wir ausstellen. Und zwar ist das ein Zylinder aus Maulwurfsfell."
Für seine Hüte zahlt er auf den Märkten zwischen drei und 35 Euro. Zum Rheinland-Pfalz-Tag oder wenn Dorfjubiläen anstehen, hat er sie auch schon verliehen. "Das waren oft sehr schöne Gruppen, die beispielsweise Hochzeitsgesellschaften nachgestellt haben", sagt Lenz. Neben Hüten, die typisch für die Eifel im 18. und 19. Jahrhundert waren wie Hauben, Kapotthüte, Kapuzen, halbe Hauben, Zylinder und Bibis, das sind schwarze Melonenhüte, sind Modeartikel wie Schirme, Kopftücher, Muffe und Taschen zu sehen. Streit weiß, dass man früher an der Farbe der Haube erkennen konnte, ob eine Frau verheiratet war oder nicht. Er erklärt: "Die schwarze Haube war für die verheiratete Frau, die weiße haben unverheiratete getragen."
In diesem Jahr ist die Ausstellung der Hüte die dritte Sonderausstellung im Heimatmuseum in Speicher. Es gab bereits eine mit alten Schullandkarten und eine mit Alben, die mit Bildern aus Zigarettenpackungen gefüllt waren. "Das war früher so ähnlich wie heute die Paninialben, aber die Bilder waren den Zigarettenpackungen beigelegt", erklärt der ehrenamtliche Museumsmitarbeiter.Extra: DER KAPOTTHUT IST AUS DER BIEDERMEIERZEIT


Der Kapotthut ist ein oft unter dem Kinn gebundener, kleiner, hoch auf der Frisur sitzender Damenhut der Biedermeierzeit. Durch die kunstvolle Frisurenmode kam der Kapotthut in Mode. Es waren kleine Hutformen, die auf der Frisur saßen oder in die Stirn oder den Nacken rutschten. Die Ohren waren frei. Die Hüte hatten verspielte Dekorationen.Extra: AUSSTELLUNG IST AB SONNTAG ZU SEHEN


Die Ausstellung über alte Mode und Kopfbedeckungen "Der Kapott-Hut stand der Eifelerin gut!", ist von Sonntag, 10. September, bis zum 31. Dezember im Heimatmuseum Speicher zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von 14 bis 17 Uhr an allen Tagen außer samstags und montags.

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