Bildung Auszubildende des Euro-BBW in Bitburg kämpfen mit der Heimlernphase

Bitburg · Die Heimlernphase macht vielen psychisch erkrankten Auszubildenden des Euro-BBW in Bitburg zu schaffen. Mit sogenannten Rehateams versucht die Einrichtung, ihre Schüler bestmöglich zu unterstützen.

 Im Moment ist der Campus leer: Die Auszubildenden sind vorübergehend aus den angeschlossenen Internaten gezogen und lernen von zuhause aus.

Im Moment ist der Campus leer: Die Auszubildenden sind vorübergehend aus den angeschlossenen Internaten gezogen und lernen von zuhause aus.

Foto: TV/Christian Altmayer

Von einer „extremen Herausforderung“ spricht Ronald Fröhling, wenn es um die derzeitige Corona-Situation geht. Als stellvertretender Leiter des Europäischen Berufsbildungswerks (Euro-BBW) in Bitburg weiß Fröhling um die Probleme der Auszubildenden. Die Einrichtung kümmert sich um Menschen mit Behinderung und ist auf psychische Erkrankungen spezialisiert.

Seit Beginn des Jahres befinden sich die über 180 jungen Erwachsenen in der sogenannten Heimlernphase, zumeist in ihrem Elternhaus. Davor hat der Großteil in den angeschlossenen Internaten gelebt, nur ein kleiner Teil ist täglich gependelt.

Besonders gefährlich: die alten Verhaltensmuster, die viele junge Erwachsene mit dem Einzug ins BBW durchbrechen wollten. Sie laufen nun Gefahr, mit der Rückkehr ins Elternhaus wieder in alte Strukturen zu fallen.

„Menschen mit depressiven Beeinträchtigungen neigen dazu, Dinge aufzuschieben. Ihnen fehlt teilweise der Antrieb und die Eigeninitiative“, erklärt der stellvertretende Leiter. Was fehle, seien „klare Strukturen, konstante und verlässliche Partner und ein allseits wertschätzender und auf Augenhöhe gestalteter Umgang miteinander“.

Das Euro-BBW bildet schwerpunktmäßig im kaufmännischen Bereich aus. Auch wenn sich viele Ausbildungsinhalte virtuell gut vermitteln ließen, seien Auszubildende wegen Schwierigkeiten mit der Technik, der Umgewöhnung und der schwindenden Perspektive frustriert, weiß Fröhling.

Um dem Tief entgegenzuwirken, kümmern sich sogenannte Reha-Teams um ihre Schüler. Dazu gehören der Ausbilder, ein Klassenlehrer, ein Wohngruppenbetreuer sowie ein Psychologe oder ein Pädagoge.

„Morgens ruft etwa der Psychologe kurz an, damit die Auszubildenden den Tag auch pünktlich und zuverlässig beginnen. Die Ausbilder sind im Chat und teilen Arbeiten sowie Arbeitsteams ein, an den Schultagen bedienen die Lehrkräfte die Plattform Moodle  und stehen ebenso für Fragen oder Hilfestellungen per Mail oder Chat zur Verfügung“, sagt Fröhling.

Im ganzen Corona-Dunkel gibt es jedoch auch Hoffnung: Der letzte Ausbildungsjahrgang hat sich ebenfalls zu Hause auf die Prüfungen vorbereitet. „Mehr als 60 Absolventen haben ihre Prüfung bestanden, trotz vorhergegangenem Lockdown.“ Es ist für beide Seiten kräftezehrend, sowohl für die Auszubildenden als auch für das Personal des BBW. Von „seinen Azubis“ ist Fröhling daher schwer beeindruckt. „Wir verzeichnen bis dato keine größeren Abbrüche, die Auszubildenden bleiben im Kontakt und nutzen die Möglichkeiten der virtuellen Betreuung.“

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