Badesaison fällt ins Wasser

Bitburg/Prüm · In den Freibädern des Eifelkreises ist der Jammer groß: Wegen des anhaltend kühl-nassen Wetters bleiben die Besucher aus. Schwimmmeister sprechen von der schlechtesten Saison, die es jemals gab oder schlicht von "einer Katastrophe". Einige Bäder öffnen derzeit gar nicht erst.

 Jana (12) und Sina (12) sind aus dem Hunsrück in Ferien in Bitburg und zeigen sich hartgesotten und haben so richtig viel Platz zum Austoben im Cascade-Freibad in Bitburg. TV-Foto: Klaus Kimmling

Jana (12) und Sina (12) sind aus dem Hunsrück in Ferien in Bitburg und zeigen sich hartgesotten und haben so richtig viel Platz zum Austoben im Cascade-Freibad in Bitburg. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg/Prüm. Juli 2010. Es ist heiß. Selbst der generell etwas kühleren Eifel beschert eine Hitzewelle an sieben Tagen Durchschnittstemperaturen von mehr als 30 Grad und die Freibäder freuen sich über viele Besucher. Ein Jahr später sieht alles anders aus. Schon seit Wochen warten Urlauber wie Einheimische vergeblich darauf, dass der Sommer endlich kommt - und denken gar nicht erst daran, bei dem für Juli viel zu kühlnassen Wetter ins Freibad zu gehen.
"Es ist eine Katastrophe", sagen gleich mehrere Schwimmmeister, "die Saison können wir abhaken" oder "wenn ich meinen Juli-Abschluss mache, werde ich hier sitzen und weinen". Der Grund: Viele der Freibäder haben bisher nur etwa halb so viele Besucher gehabt wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und die Hoffnung, dass der August alles rausreißen wird, ist bei den Schwimmbadbetreibern relativ gering. Zumal sich das Wetter in der kommenden Woche nicht wesentlich ändern soll.
Gute Nachrichten gibt es lediglich vom Freibad Oberweis, das wegen des benachbarten Campingplatzes dennoch Umsatz macht und dem Cascade-Bad in Bitburg, das Wasserratten nicht nur draußen, sondern auch drinnen die Möglichkeit zu sommerlichem Badespaß bietet. Hier, was die einzelnen Freibäder berichten:

Im Waldfreibad Prüm geht nur der Anrufbeantworter dran. Eine Männerstimme teilt mit, dass das Bad wegen der wechselhaften Witterung und Wassertemperaturen von unter 20 Grad zurzeit geschlossen ist. "Es ist eine Katastrophe", sagt Schwimmmeister Rainer Raskopp. "Wir hatten noch keine 5000 Besucher." Normalerweise seien es um die Jahreszeit schon zwei- bis dreimal so viele. Einziger Trost: Wenn das Wetter ganz schlecht ist, kommen die Gäste ins Hallenbad, das ebenfalls der Verbandsgemeinde gehört.
Freibad Waxweiler: "Es ist eine Katastrophe", sagt auch Thomas Gruss, Schwimmmeister im Freibad Waxweiler. Insgesamt kamen seit Mai erst 6500 Besucher. Allein im Juli 2010 seien es mit 8500 deutlich mehr gewesen. Er spricht von Einbußen, die bei mindestens 40 Prozent liegen. "Und das Schlimme ist: In zwei Wochen sind die Ferien vorbei."
Freibad Aqua Fun Neuerburg: Im Juli kamen im Schnitt täglich nur 150 Gäste in das Neuerburger Freibad. Normal wären 400, sagt der Schwimmmeister, der die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben hat: "Wir haben noch sechs Wochen auf und hoffen auf einen guten August."
Freibad Körperich: Rund 50 Prozent weniger Besucher als in den vorangegangenen Sommern zählt Andres Bongarts, Leiter des Körpericher Freibads. "Nur 50 Prozent und nicht mehr", wie er betont: "Von der Witterung her gesehen ist es erstaunlich, dass überhaupt so viele Gäste in unser Freibad kommen." Dass trotz des schlechten Wetters immer noch regelmäßig 50 und sogar mehr Gäste da sind, liegt laut Bongarts vor allem an dem nahe gelegenen Campingplatz, außerdem sei das Wasser mit 24 Grad "vernünftig warm".
Freibad Kyllburg: "Ich jammere mit", sagt Bernd Spindler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kyllburg, die ebenfalls ein Freibad betreibt. Genaue Zahlen liegen ihm zwar nicht vor. Doch ist die Situation ähnlich wie in anderen Bädern auch: Es ist deutlich weniger los als in den Vorjahren. "Das Wetter verhagelt uns die Ernte", sagt Spindler.
Freibad Bollendorf: Schwere Einbußen hat auch das Freibad Bollendorf zu verzeichnen. "In den vergangenen 14 Tagen war teilweise gar keiner hier, an manchen Tagen haben wir gar nicht erst geöffnet", sagt Willi Johanns. Er kann sich an keine Saison erinnern, die so schlecht verlief wie die bisherige - und er hat wenig Hoffnung auf Besserung: "Das Zickzack-Wetter soll ja auch im August noch so weitergehen. Ich glaube, diese Saison kann man abhaken."
Freibad Echternacherbrück: Dem guten Juni folgte eine "Flaute" im Juli: So beschreibt Erwin Thiex vom Freibad Echternacherbrück die aktuelle Saison. Gegenüber den guten Jahren habe man mindestens die Hälfte der Besucher verloren. Dabei profitiere das Freibad an der Sauer noch vom nahe gelegenen Campingplatz. "Die Urlauber kommen trotzdem, aber die Eifeler wollen 30 Grad haben, wenn sie ins Freibad geben." Da es diese Temperaturen zuletzt nicht gab, waren die drei Becken in den vergangenen Wochen nicht immer gut gefüllt. Dennoch bleibt das Bad weiterhin täglich geöffnet.
Freizeitzentrum Prümtal: "Von einer Katastrophe würde ich nicht sprechen", sagt Fritz Brüders, Leiter der Verbandsgemeinde-Werke Bitburg-Land, denen das Freizeitzentrum Prümtal in Oberweis gehört, wo es neben einem Campingplatz auch ein Freibad gibt. "Der Mai war für uns ein sehr guter Monat, und da wir eines der ersten Freibäder waren, die aufgemacht haben, konnten wir die Sonnenwochen auch ganz mitnehmen und haben guten Umsatz gemacht", sagt Brüders. Natürlich sei das Bad derzeit wegen des durchwachsenen Wetters nicht mehr so gut besucht. "Aber es ist ja beheizt, das Wasser hat 21 Grad und wir haben gerade Hochsaison auf dem Campingplatz. Einige Campingurlauber, aber auch einige hartgesottene Einheimische ziehen tapfer ihre Bahnen", sagt Brüders.
Cascade-Bad Bitburg: Was den Freibädern in der Eifel zu schaffen macht, ist für das Bitburger Cascade-Bad eher ein Gewinn: das schlechte Wetter. "Wir haben ja auch ein großes Erlebnisbad im Innenbereich. Deshalb ist der verregnete Sommer für uns nicht so dramatisch. Im Gegenteil: Wir sind bisher ganz zufrieden mit der Saison", sagt Elfriede Grewe, Geschäftsführerin der Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft (BVB), die als 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt Bitburg das Bad betreibt. Grewe schätzt, dass in den Ferien etwa 1200 Gäste pro Tag im Cascade-Bad waren. Darunter auch viele Urlauber. "Das hört man ja an der Sprache. Da waren einige Urlauber von umliegenden Campingplätzen dabei, die das regnerische Wetter zu einem Ausflug ins Cascade genutzt haben." Das Schwimmbad wirbt seit Jahren gezielt auf Campingplätzen und Hotels. Der meiste Betrieb war im Erlebnisbad. "Nur einige Kinder sind mal raus zum Springen und einige hartgesottene Schwimmer haben ihre Bahnen in fast leeren Außenbecken gezogen", sagt Grewe.

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