Bäume ausreißen für den Naturschutz

Es sieht aus, als schlügen sie Weihnachtsbäume im Sommer. Statt dessen entfernen Freiwillige des Bergwaldprojektes Douglasien, die Eichen und Buchen Konkurrenz machen. Für manche Teilnehmer ist die harte Arbeit wie Urlaub.

 Aus dem Birkendickicht holt Tobias Härtl eine Douglasie. Die Teilnehmer des Bergwaldprojektes dürfen nicht zimperlich sein. Anja Schmidt (oben rechts) zieht eine Pflanze aus dornigem Brombeergestrüpp. Projektleiter ist Axel Jakob (unten). Fotos: Ronald Larmann

Aus dem Birkendickicht holt Tobias Härtl eine Douglasie. Die Teilnehmer des Bergwaldprojektes dürfen nicht zimperlich sein. Anja Schmidt (oben rechts) zieht eine Pflanze aus dornigem Brombeergestrüpp. Projektleiter ist Axel Jakob (unten). Fotos: Ronald Larmann

Bleibuir. Mit dem "Douglasien-Blick" kämpft sich Anja Schmidt durch die Brombeersträucher. Eine Astschere gehört dabei genauso zu ihrer Ausrüstung wie Arbeitshandschuhe. Eigentlich macht sie Urlaub - auch wenn das für den Außenstehenden eher wie Arbeit aussieht. Die Bankkauffrau aus Köln empfindet das aber überhaupt nicht so. "Wenn man, wie ich, den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, ist es doch schön, mal in der Natur zu arbeiten und abends so richtig seine Knochen zu spüren", sagt Schmidt.

Mit 18 Gleichgesinnten nimmt sie am Bergwaldprojekt teil. Unter fachkundiger Anleitung von Projektleiter Axel Jakob entfernen sie im Nationalpark Eifel, im Wald südwestlich von Bleibuir, Douglasien, die dort den Buchen und Eichen Konkurrenz machen. Dabei ist es gar nicht so einfach, die jungen Douglasien von anderen Nadelbäumen wie Tanne oder Lärche zu unterscheiden. Für eine Biologin aber doch, oder? "Das dachte ich auch", sagt Heike Rahmsdorf lächelnd. Die Biologin ist auch Krankenschwester, kommt aus Osnabrück und macht dort Führungen durch den Botanischen Garten. Am Anfang habe auch sie sich schwer getan, eine Douglasie sicher zu identifizieren. "Aber wir haben hier schnell den Douglasien-Blick entwickelt", sagt Rahmsdorf. Dieser Lerneffekt sei es, der sie an dem Arbeitseinsatz im Urlaub reizt.

"Wir möchten den Teilnehmern natürlich auch das faszinierende Ökosystem Buchenwald näher bringen und ihnen die vielfältigen Facetten des Nationalparkgedankens vermitteln", sagt Axel Jakob. Daher gebe es neben der praktischen Arbeit Exkursionen und Vorträge. Einen hat Gerhardt Ahnert gehalten, der das Projekt als Leiter des Biotop- und Wildtiermanagements im Nationalpark begleitet. "Wir sind froh, dass wir so engagierte Freiwillige hier haben", sagt Ahnert. Für diese wichtigen Arbeiten sei es schwer, Arbeitskräfte zu finden.

Unterdessen hat Tobias Härtel mit seiner Hippe, einem langen Messer zum Abschlagen von Ästen, eine etwas größere Douglasie gefällt. Der angehende Student des Forstingenieurwesens kommt aus Regensburg. "Einerseits ist das für mich Vorbereitung fürs Studium, andererseits hatte ich noch etwas freie Zeit im Sommer", sagt Härtl. Die meisten Nationalparks in Deutschland habe er bereits gesehen. "Die Eifel fehlte mir noch", sagt er. Mit dem Bergwaldprojekt könne er neben der Arbeit, zu der neben der Douglasienrodung auch das Mähen von Feuchtwiesen, das Entrinden gefällter Bäume als Vorbeugung gegen Borkenkäfer oder der Bau von Zäunen gehört, einiges entdecken. Und das günstig. "Wir haben hier Kost und Logis frei", sagt Härtl.

Die Teilnehmer wohnen im "Jugendferienhaus Krekel". Gemütliche Abende kommen nicht zu kurz. "Dann werden Gesellschaftsspiele gespielt und es entwickeln sich gute Gespräche", sagt Axel Jakob. Und Astrid Schmidt ergänzt lächelnd: "Nach der Arbeit sieht man sogar den Rosmarin mit dem Douglasien-Blick an."

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