Bagger verschonen römische Villa

Aus Sorge, dass bei der Aufrüstung des Windparks bei Nusbaum eine römische Villa zerstört werden könnte, hat der Mettendorfer Norbert Meyer den TV eingeschaltet. Mit Erfolg, denn der Windpark-Betreiber ändert seine Planung. Die römischen Überreste bleiben verschont.

Mettendorf/Trier. Norbert Meyer ist alles andere als ein Rebell. Der Eifeler betreibt eine Gärtnerei in Mettendorf. In seiner Freizeit vertieft er sich mit Vorliebe in das römische Erbe seiner Heimat, das unter Feldern schlummert.

Der TV bringt's voran



Lange war er als Kulturwart im örtlichen Eifelverein tätig und 2008 daran beteiligt, als in Mettendorf eine der größten Villenanlagen in der Region entdeckt wurde. Daher schrillen beim Mettendorfer die Alarmglocken, als er erfährt, dass der Betreiber des Windparks diesen bei Nusbaum aufstocken will. Bei den Arbeiten könnten die Reste einer römischen Villa zerstört werden, denn die Versorgungstrassen hinab ins Tal könnten seinen Berechnungen nach direkt durch die archäologische Fundstelle führen. Das will er verhindern.

Derzeit lässt die Firma Zephyr Eifelwind GmbH & Co. KG auf dem Ferschweiler Plateau bei Nusbaum die bestehenden 18 Windräder durch 14 neue, 180 Meter hohe Anlagen ersetzen. Norbert Meyer bereitet die Ankunft der turmhohen Windriesen Sorgen. Er fürchtet, dass den Trassen vom Windpark ein Villenkomplex aus spätrömischer Zeit im Weg liegt. Die Versorgungstrassen der Windräder durchkreuzen auf ihrem Weg in Richtung Sinspelt, wo der Strom eingespeist wird, die im Acker schlummernden antiken Überreste. Seine Bedenken teilt er dem Rheinischen Landesmuseum in Trier mit. Die Trierer Archäologen haben ein Mitspracherecht bei Bauvorhaben, bei denen historische Funde betroffen sind. Besteht bereits Baurecht, können die Historiker noch baubegleitend versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten.

Ruine schlummert im Acker



Noch ist Zeit, schützend einzuschreiten. Das Römer-Anwesen schlummert im Erdboden. Meyer klaubt, ohne lange zu suchen, antike Scherben von Dachziegeln und alte Putzbrocken aus dem Acker. Unter der Erde liegt ein römischer Bau, ohne Zweifel. "Ich bin nicht gegen die Windkrafträder. Aber auch ökologische Stromquellen können viel kaputt machen", sagt Meyer. Hans Nortmann, zuständiger Archäologe vom Landesmuseum, hatte die römische Fundstelle bei Mettendorf nicht auf dem Schirm, als ihm die Pläne für die Aufrüstung des Windparks auf den Tisch flatterten. "Es gibt über 200 Fundstellen in der Region, die wir noch nicht vollständig katalogisieren konnten", sagt Nortmann. Es fehle an Zeit und Kapazität, alle Fundstellen im Blick zu behalten.

Meyers Hinweis, dass in der "Schusslinie" der Trassenführung römische Gemäuer liegen, veranlasste Nortmann, den Bauplan für die Trassen erneut zu prüfen. Auf Anfrage des TV ließ sich der Betreiber des Windparks von Meyer die Fundstelle vor Ort zeigen. Ergebnis: Die Trassen werden zum größten Teil durch befestigte Wege sowie an der römischen Villa vorbeigelegt. "Das ist kein Problem für uns. Wir umgehen einfach das Areal", sagt Erich François, einer der beiden Geschäftsführer von Zephyr Eifeldwind. Meyer freut es, dass der Windpark-Betreiber die Trassenführung auf seine Intervention hin ändert. Auch wenn eher Bescheidenheit seine Natur ist als die Jubelpose.

Nach dem geänderten Plan tangieren die Trassen den Villen-Komplex lediglich, stoßen nicht mitten durch die Relikte. Hans Nortmann: "Der Betreiber ist sehr kooperativ, bei einer derartig großen Planung so etwas noch zu ändern. Ich bin überzeugt, dass der Verlust relativ gering bleibt." Und wenn die Fundstelle doch ein wenig in Mitleidenschaft gezogen werde, dann sei das ein "lässlicher Kollateralschaden", den man guten Gewissens hinnehmen könne. "Immerhin gehen in der Eifel viele römische Schätze durch Flugscharen kaputt", gibt Nortmann zu bedenken.

Die im Erdreich verborgene Römer-Villa von heute auf morgen auszugraben, das fordert Meyer nicht: "Die kann da ruhig noch 20 Jahre liegen. Ausgraben kann man sie immer noch, wenn Geld dafür da ist." Doch so lange soll sie unbeschädigt bleiben.

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