Barockes Schmuckstück: Vom Bordell zum Büro

Bitburg · Herrschaftliches Wohnhaus, Bordell, Bürogebäude und eines von Bitburgs Denkmälern. Das Haus Schakengasse 12 hat seit dem 18. Jahrhundert viele Höhen und Tiefen erlebt. 1984 rettete es die Restaurierung vor dem Verfall. Heute steht es repräsentativ in einem historischen Umfeld und wird von der Bitburger Brauerei als Verwaltungsgebäude genutzt.

Bitburg. Von außen mutet es an, als habe der Zahn der Zeit seit dem Richtfest am Ende des 18. Jahrhunderts Pause gehabt. Und nicht mal der Krieg scheint Spuren hinterlassen zu haben. Der "gesprengte" Giebel am Pilasterportal des herrschaftlichen Barockhauses ist eine rein architektonische Angelegenheit und als dekoratives Element absolut gewollt.
Doch die Unversehrtheit täuscht. Bevor die Bitburger Brauerei das Gebäude 1984 kaufte und restaurierte, sah es anders aus. Es sei in einem schlimmen Zustand gewesen, erinnert sich Marie-Luise Niewodniczanska, die ihr gewichtiges Wort als Denkmalschützerin für den Kauf des Schmuckstücks einlegte, um es vor dem Verfall zu bewahren. "Was der Krieg nicht zerstört hatte, hat man danach rasch weggeputzt. Es gab keinen Denkmalschutz", bedauert die Architektin den unsensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz.
Das als Wohnhaus errichtete Gebäude ist von stolzer Größe. Zweigeschossig, mit fünf Fensterachsen und französischem Mansarddach bot es reichlich Platz. Die Fassade zieren ein Gurtgesims über dem Erdgeschoss, mit Sandsteinbögen eingefasste Fenster und ein Eingang, der durch ein Portal mit beidseitigen Pilastern deutlich hervorgehoben ist. Auf der Ostseite erhielt das Haus 1984 einen Anbau, auf der Westseite wurde die ursprüngliche Mauer mit einer Torbogeneinfahrt wieder hergestellt.
BITBURGER BAUSCHÄTZE


Innen ist die neue Zeit seit der Restaurierung in den 1980er Jahren deutlich erkennbar. Die Raumaufteilung wurde den Anforderungen eines Verwaltungsgebäudes angepasst. Geschäftiges Treiben herrscht in den Gängen und Zimmern, in denen Mitarbeiter der Bitburger Brauerei ihrer Arbeit nachgehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war in der Schakengasse 12 jedoch vorübergehend ein anderes Gewerbe angesiedelt. Marie-Luise Niewodniczanska, die als Kind im Haus gegenüber lebte, verrät hinter vorgehaltener Hand: Es habe sich hier einst um ein Bordell gehandelt. In den 1950er Jahren, als mit dem Flugplatz Spangdahlem die Soldaten kamen. Aber nicht allzu lange. Als die Ehefrauen aus den USA hinterherzogen wurde es wieder ruhiger in der Schakengasse.
Einmal im Jahr herrscht bis heute ausgelassene Stimmung in dem großzügigen Bau, in dem einst reiche Herrschaften ein vermutlich gediegenes Leben lebten: Dann feiert die Belegschaft der Brauerei im Gewölbekeller traditionell den Karneval.

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