Barockes Wahrzeichen zu verschenken
Malberg · Wer träumt nicht davon, einmal im Leben Schlossherr zu sein? Die Verbandsgemeinde Kyllburg jedoch würde das Wahrzeichen der Kyllburger Waldeifel lieber heute als morgen loswerden: Der Kreis könne es doch übernehmen, so die Idee von Bürgermeister Bernd Spindler. Am kommenden Montag wird der Kreistag über diesen Vorschlag entscheiden.
Malberg. Es soll eine Zeit gegeben haben, in der um Burgen und Schlösser erbitterte Kriege geführt wurden. Wie sich die Zeiten doch ändern. Mit Kusshand würde wohl heute derjenige begrüßt werden, der sich des Malberger Schlosses annehmen würde. Denn für die Eigentümerin des Schlosses, die Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg, ist das Wahrzeichen der Kyllburger Waldeifel eher ein Klotz am Bein. Seit die VG Inhaberin des Schlosses ist, seit also nunmehr 22 Jahren, sucht sie nach einem Käufer. Um das Schloss für Interessenten attraktiver zu machen, wurden in der Zwischenzeit für knapp zehn Millionen Euro - rund 886 000 Euro davon übernahm die VG - unter anderem die Stützmauern saniert, das Dach- und Mauerwerk im Alten Haus und im Arkadenbau erneuert, der Außenputz und die Fenster des Alten Hauses saniert und zuletzt die Fassade sowie Räume im Neuen Haus saniert. Gebracht hat\'s optisch eine Menge, nur der Käufer lässt weiter auf sich warten.
Auch die Hoffnung, ein Geschäftsmann aus Bangladesch möge das Schloss als repräsentative europäische Niederlassung für sein Unternehmen kaufen (der TV berichtete), hat sich inzwischen zerschlagen. "Man hat uns gesagt, es bestehe derzeit kein Interesse, weil der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Interessen woanders hinverlegt wurde", sagt Bernd Spindler, Bürgermeister der VG Kyllburg. Ihm reicht\'s: "Wir sind bald mit unserem Latein am Ende und haben dazu noch die Kassen des Bundes und des Landes leergeräumt!" Was ihn besonders ärgert: "Wir bekommen Kreditmittel des Kreises, beispielsweise für unsere Schulsanierungsmaßnahmen, nur noch unter Vorbedingungen - mit Hinweis auf die hohen Kosten, die uns durch Schloss Malberg entstehen." Er fühlt sich vom Kreis im Stich gelassen und geht deshalb nun in die Offensive: Für die Sitzung des Kreistags am kommenden Montag, 30. Mai, hat er den Antrag gestellt, der Eifelkreis möge das Eigentum an Schloss Malberg ganz oder teilweise übernehmen. Immerhin habe das Schloss "Ausstrahlungswirkung weit über die Kreisgrenzen hinaus", außerdem engagiere sich der Kreis in vielen touristischen Projekten, so dass auch "Gründe der interkommunalen Gleichbehandlung" dafür sprächen, dass der Kreis Eigentümer von Schloss Malberg werde.
Dass dieser Vorschlag seitens des Kreises auf große Gegenliebe stoßen wird, glaubt der VG-Chef allerdings selbst nicht. Und tatsächlich: Landrat Joachim Streit gibt sich auf TV-Nachfrage äußerst zurückhaltend ob der Aussicht, künftig Schlossherr in Malberg zu sein: "Das wäre ja eine aufgedrängte Bereicherung", kommentiert er Spindlers Vorschlag hörbar amüsiert.
Die Kreistagsvorlage zu diesem Tagesordnungspunkt liest sich nüchterner - und deutlicher: "Ablehnen", lautet der Beschlussvorschlag. Rechtliche Gründe stünden dem Vorhaben entgegen: Der Kreis dürfe nur Vermögensgegenstände erwerben, soweit dies zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlich sei. Da spiele es auch keine Rolle, sollte das Schloss für einen symbolischen Preis von einem Euro übertragen werden.Meinung
Verständliche Verzweiflungstat
Es ist ein Akt der Verzweiflung, der in den beiden Anträgen von Bernd Spindler zum Ausdruck kommt. Der VG-Chef - selbst von Haus aus Jurist - weiß sehr wohl, dass er im Kreistag damit scheitern wird. Doch so abwegig sein Vorstoß auch sein mag, so verständlich ist der Gedanke, der ihm zugrunde liegt. Fakt ist: Die VG hat sich mit dem Eigentum an der Schlossanlage übernommen. Sie ist und war nie in der Lage, dieses Abenteuer finanziell zu stemmen. Sicher, das hätten die Verantwortlichen von damals durchaus erkennen können und sich diesen Klotz gar nicht erst ans Bein hängen müssen. Doch auch andersherum wird ein Schuh draus: Wäre die Kommunalaufsicht, die heute jede noch so kleinste Investition genauestens beäugt, 1989 ihrer Aufgabe ähnlich streng nachgegangen, dann wäre die VG Kyllburg heute nicht Eigentümerin eines Schlosses. Damals mögen andere auf Kreisebene das Sagen gehabt haben - aus der Verantwortung darf sich der Kreis deswegen allerdings nicht stehlen. n.ebner@volksfreund.de Auf der Kreistagssitzung am Montag, 30. Mai, wird noch ein weiterer Vorschlag Spindlers zu Schloss Malberg zur Abstimmung kommen: Der Kyllburger VG-Chef beantragt, einen noch nicht ausgezahlten Kreiszuschuss in Höhe von knapp 470 000 Euro, der der VG im Jahr 2002 zum Ausbau des Arkadenbaus des Schlosses zugesagt worden war, nun doch an die VG auszuzahlen, "um damit auch die hohen Belastungen aus der Schlossanlage zu senken und der Verbandsgemeinde die Möglichkeit zu verschaffen, die erforderliche Sanierung des Schulgebäudes endlich abschließen zu können". Doch auch dieser Antrag scheint wenig Aussicht auf Erfolg zu haben: Laut Kreistagsvorlage sind die Bedingungen, um den Betrag auszuzahlen, nicht erfüllt: Der VG gehe es nicht um die Inwertsetzung des Arkadengebäudes, sondern um die Sanierung des Schulgebäudes. Eine Auszahlung des genannten Betrags stünde damit einer freiwilligen Leistung gleich, die bei einem unausgeglichenen Haushalt grundsätzlich nicht zulässig sei. neb