Basisdemokratie und Hautunreinheiten

Prüm · Die AfD hat am Sonntag zum Wahlkampftermin mit ihrem Spitzenkandidaten Uwe Junge in die Prümer Karolingerhalle eingeladen. Etwa 60 Bürger nahmen daran teil, nicht alle von ihnen zeigten sich als Anhänger der Partei.

Prüm. "Die Dreyer muss weg. Und die Merkel gleich hinterher." Es stimmt, was Uwe Junge, Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) bei der Landtagswahl am 13. März, vor seiner Ansprache in Prüm angekündigt hatte: Er werde eine "knackige" Rede halten. Aber erst ruft er zur Pause, nachdem der Kreiskandidat, Otto Freiherr Hiller von Gärtringen, und der Trierer Parteikollege Michael Frisch gesprochen haben.
Deren Worte haben einer jungen Besucherin indessen nicht gefallen: Sie bekennt, an "AfD-Akne" zu leiden. Nicht die einzige kritische Stimme in Prüm, aber Junge lächelt das bei einem Zigarettchen weg, der Oberstleutnant der Bundeswehr und Dezernatsleiter für Operative Kommunikation mit zwei Einsätzen in Afghanistan hat Härteres hinter sich.
Wahlkampf mit AfD in Prüm: Drei Stunden mit einer Partei, deren Vertreter wiederholt darauf pochen, die einzig verbliebene basisdemokratische Vereinigung im Land zu sein. Die Einzigen, die den Rechtsstaat noch schützen wollen, vollkommen "ideologiefrei", zugleich aber "von den Altparteien" und, das hört man in Prüm etliche Male, "von Teilen der Medien" permanent und pauschal diffamiert.Landtagswahl 2016


34 Jahre lang, sagt Uwe Junge, sei er CDU-Mitglied gewesen, 2009 aber wegen deren "Sozialdemokratisierung" aus- und in die "Freiheit" eingetreten - "ein Fehler", bekennt er. Kann man so sehen bei einer Partei, die vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird, weil sie laut Innenminister Joachim Herrmann "pauschale Ängste vor Muslimen" schürt und als rechtspopulistisch einzustufen ist.
2011 war Junge wieder draußen, seit 2013 ist er in der AfD, der "einzigen brauchbaren Alternative und letzten Oppositionspartei". An dieser Stelle stehe "Beifall" in seinem Manuskript, sagt der Oberstleutnant. Teile des Publikums folgen aufs Wort.
Ja, die Gefahr bestehe, dass sich rechtsradikale "Trittbrettfahrer" der AfD anschließen wollten. "Aber nehmen Sie es mir ab", sagt er, man prüfe jeden "Verdachtsfall" und nehme keine Extremisten auf, "um diesem Vorwurf die Kraft zu entziehen". Und noch einmal betont er: "Ich bin kein Rechtsradikaler."
Dafür aber einer, der sich um dieses Land große Sorgen mache. Nicht nur wegen der Asylproblematik, die er folgendermaßen regeln will: Grenzen kontrollieren, die Lage im Inland konsolidieren und "weiteren Zuzug nach unseren Gesetzen und Bedürfnissen steuern".
Wer aus Ländern wie Tunesien, Algerien oder Marokko komme - "da machen wir Urlaub" - gehöre zurückgeschickt.
Manchem Zuhörer fällt auf, dass viele der Ankündigungen sich nahezu wortgleich mit dem decken, was CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner vor anderthalb Wochen in Prüm gesagt hat - etwa zu den Themen Familie, Bildung oder Asylsuchende.Zu jung zum Regieren


Was unterscheide denn die AfD von der CDU, will ein Besucher wissen. Nicht viel, gibt Junge zurück. Das liege eben daran, "dass Frau Klöckner unsere Positionen übernommen hat". Diese Strategie, hatte Junge schon während seiner Rede gesagt "ist unglaubwürdig und schon jetzt verbrannt." Das Original sei eben die AfD.
Und die werde sich nach dem Einzug in den Landtag mit niemandem auf eine Koalition einlassen: Da sei man gezwungen, Dinge mitzutragen, zu denen man nicht stehe. Man sei kompromissbereit, "ja, aber es muss kompatibel sein mit unseren Überzeugungen.
Diese Freiheit finde ich gut, die will ich behalten. Wir sind ja auch noch zu jung, um jetzt Regierungsverantwortung zu übernehmen", sagt der 58-Jährige. Schlusssatz in seiner Rede: "Gott schütze unser Vaterland." fpl

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