Wohnen Der Traum vom Eifel-Bauernhof: Wo es Häuser gibt und was sie kosten

Bitburg/Prüm · Ein Haus mit Charme, Land und Scheune: ein Ziel für viele, die ein naturverbundenes Leben fernab vom Stadtstress führen wollen. Einige solcher Höfe stehen aktuell auch im Eifelkreis zum Verkauf. Immobilienmakler verraten, welche Menschen sich diesen Traum erfüllen können.

Mit dem behutsamen Umbau einer Hofanlage wie hier in Bettingen kann die Realisierung eines attraktiven, zeitgemäßen Wohnprojektes gelingen. Wer bereit ist Arbeit und Geld zu investieren, findet in der Eifel vielleicht ein entsprechendes Bauernhaus. Archivfoto: TV/Helmut Fink

Mit dem behutsamen Umbau einer Hofanlage wie hier in Bettingen kann die Realisierung eines attraktiven, zeitgemäßen Wohnprojektes gelingen. Wer bereit ist Arbeit und Geld zu investieren, findet in der Eifel vielleicht ein entsprechendes Bauernhaus. Archivfoto: TV/Helmut Fink

Eine malerische Fassade mit Vorgarten. Bunte, hölzerne Fensterläden und ein abgerundetes Scheunentor verzieren die Frontseite des renovierten Bauernhauses. Draußen hinter dem Gebäude stehen Pferde auf der Weide, drinnen eine moderne Küchenzeile. Trotzdem durchziehen schwere Holzbalken die Räume und verpassen ihnen ein rustikales Flair.

Genauso stellen viele sich ihr Traumhaus vor. Ein historisches Gebäude mit Land und Ruhe: ein Kontrast zu modernen Einfamilienhäusern im Quadrat- oder Kasten-Look, wie sie heutzutage häufig in Neubaugebieten zu finden sind. Man würde denken in einer so ländlichen Region, wie dem Eifelkreis wimmelt es von Möglichkeiten, den Traum vom Bauernhaus wahr zu machen. Doch ist das wirklich so? Wie viele solche Objekte gibt es zurzeit? Wer kauft so was normalerweise und wie viel muss man dafür zahlen? Dazu haben wir einen Blick auf die Online-Immobilien-Portale geworfen und uns mit zwei Maklern unterhalten, die Bauernhäuser in der Region vermarkten.

So sieht aktuell der Markt für Bauernhäuser im Eifelkreis aus

Die erste Wahrheit: „Der Markt für Bauernhäuser scheint nicht allzu groß zu sein“, schildert Immobilienmakler Jörg Apfelbach seinen Eindruck. Auch Maklerin Kati Niederprüm stimmt zu: „In den letzten Jahren ist die Auswahl ein wenig geschrumpft.“

Tatsächlich. Ein Blick ins Internet zeigt: Selbst nach einer Stunde Suche auf mehreren Websites sind für den Landkreis Bitburg-Prüm nur rund 15 Objekte zu finden. Doch selbst wenn die Auswahl vergleichsweise gering ist: Es wird deutlich, dass Immobilien, die in die Kategorie „Bauernhaus“ passen, preislich und qualitativ immer extrem individuell zu betrachten sind.

Es finden sich stark sanierungsbedürftige Ruinen, wie ein Objekt in Bickendorf für nur 39.000 Euro, das trotzdem Haus, Stall, Scheune und eine ikonische Fassade bietet. Auf der anderen Seite des Spektrums steht zum Beispiel ein 650.000-Euro-Haus in Scheitenkorb in sofort bewohnbarem Zustand, mit den üblichen Nebengebäuden sowie Reitplatz und einer große Weidefläche für Pferde.

Wieso die Preise von Bauernhäusern in der Eifel so stark schwanken

Was den Preis am meisten lenkt, ist laut Apfelbach aber nicht die Grundstücksgröße oder der Zustand der Gebäude. Die Lage sei am wichtigsten. Apfelbach: „Wo es wirklich ländlich ist, sind die Preise nicht so hoch. Je weiter das Haus zum Beispiel von einer Autobahnauffahrt entfernt steht, desto günstiger ist es. In stadtnaher Lage sind Grundstücke gut und gerne doppelt so teuer.“

Was Bauernhäuser im Eifelkreis kosten – Und was sie alles bieten

Betrachtet man alle Häuser, die im Eifelkreis zum Verkauf stehen, liegen die Preise meistens im Bereich zwischen 200.000 und 500.000 Euro. Diese Spanne bestätigt auch Apfelbach. Für zahlreiche unterschiedliche Geschmäcker sind Beispiele über die ganze Region verteilt: ob ein mit 180 Quadratmetern Wohnfläche und Scheune ausgestattetes Haus in Sellerich, ein im Jahr 1799 erbautes Objekt in Dackscheid oder ein romantisches Anwesen mit Holzbalken in der Decke in Auw bei Prüm. Für dieses Geld bekommen Käufer dann ein meist sofort bewohnbares Haus, wo Renovierungsarbeiten eher aus ästhetischen oder energetischen Gründen erforderlich sind.

Müssen alle Bauernhäuser nach dem Kauf noch saniert werden?

Stichwort Renovierung: einen historischen Resthof zu finden, in den gar keine Arbeit mehr hineingesteckt werden muss, ist „ganz selten“, sagt Maklerin Niederprüm. Böden, Dämmung und Dach sind meistens sehr alt und entsprechen nicht modernen Standards. Das zeigt sich auch beim durchschnittlich sehr hohen Energiebedarf, den diese Häuser mit sich bringen. Das schrecke Käufer, die sich in ein Haus verliebt haben allerdings eher selten ab, so Niederprüm. Die Dämmung eines historischen Bauernhauses sei zwar meist schwieriger zu verbessern, als bei jüngeren Gebäuden, aber man könne schon einiges machen. Und wer sich richtig in ein Haus verliebt hat, sei auch bereit selbst mit anzupacken.

Opfer der Krise: Renovierungspreise für Häuser explodieren

Obwohl, aktuell? Da sei es noch mal ein deutlich größeres Problem. Durch die Corona-Pandemie, die Flut von 2021 und den Ukraine-Krieg seien nicht nur Baustoffpreise in astronomische Höhen gestiegen. Die Handwerker in der Region hätten auch so viel zu tun, dass Hausbesitzer kaum noch Termine bekommen, berichtet Niederprüm von den Erfahrungen ihrer Kunden. Die Hemmschwelle, sich so ein Projekt aufzubürden sei damit für viele größer geworden.

Welche Menschen sich den Traum von Eifel-Bauernhaus erfüllen

Überhaupt: Wer sind eigentlich die Menschen, die sich üblicherweise den Traum vom Bauernhaus erfüllen? Sowohl Niederprüm als auch Apfelbach erkennen zwei klare Charakteristika für den typischen Hofkäufer in der Eifel. Zum einen: Fast nie sind sie in ihren Zwanzigern. Hauptsächlich Menschen zwischen 30 und 50 Jahren, die in Beruf und Familie gefestigt sind, interessieren sich für eine solche Immobilie. Zum anderen: Die meisten stammen selbst tatsächlich nicht aus der Region. Interessenten kämen oft aus Nordrhein-Westfahlen oder anderen Regionen Deutschlands, die eher städtisch geprägt sind und suchen in der Eifel ein ruhiges Zuhause in der Natur.

Wegen Vorkaufsrecht: Kaum Immobilien mit großem Grundstück verfügbar

Falls Käufer doch in der Region aufgewachsen sind, ist ein Bauernhaus meist für Tierhalter von Pferden und Eseln eine Option, die von den großen Wiesen und Weiden des ehemaligen Betriebs profitieren möchten. Doch da gibt es ein weiteres Problem. Als Privatkunde Häuser mit einem großen Grundstück zu finden, sei in der Eifel eine Seltenheit, erklärt Niederprüm. Warum? „Weil die Landwirte die Flächen brauchen und gesetzlich ein Vorkaufsrecht für alle Häuser mit Grundstücken über zwei Hektar haben.“ Von allen von unserer Zeitung recherchierten Immobilien lagen auch nur zwei der Grundstücke über diesem Wert.

Zusammenfassend ist also zu sagen: Wer sich ein Leben in einem alten Bauernhof aufbauen möchte, hat viele Hürden zu überwinden. Guter Zustand und gute Lage bedeuten hohe Preise. Tiefe Preise bedeuten einen hohen Sanierungsaufwand. Und für Pferdeliebhaber gilt: Sie müssen sich auf eine lange Suche einstellen. Denn es ist schwer, ein Anwesen mit genügend Land zu finden, dass auch allen anderen Ansprüchen entspricht. Doch klar sollte auch sein: Niemand hat gesagt, es wäre leicht, sich einen Traum zu erfüllen.

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