Baumeister zwischen Tradition und Moderne

Bitburg/Köln · Das vom Kölner Architekten Johannes Götz geplante Wohn- und Geschäftshaus an der Römermauer in Bitburg ist kürzlich vom Land Rheinland-Pfalz mit dem Staatspreis für Architektur und Wohnungsbau ausgezeichnet worden. Mit dem TV spricht der gebürtige Utscheider Götz über seine Projekte in der Eifel, was ihn antreibt und warum er auch Aufträge ablehnt.

Schöne Häuser sind sein Metier: Johannes Götz, Architekt aus Köln mit Eifeler Wurzeln, hat jüngst mit dem Entwurf eines Wohn- und Geschäftshauses an der Römermauer in Bitburg für Aufsehen gesorgt. Vom Land Rheinland-Pfalz gab es dafür den Staatspreis für Architektur und Wohnungsbau. Für sich selbst mag er es bescheidener: Mit seiner Frau lebt der gebürtige Utscheider in Köln zur Miete, fuhr bis vor kurzem einen Golf und tut seine Projekte bescheiden als Nostalgie ab.

Na gut, das mit dem Auto hat sich mittlerweile geändert, und nun hat er, auf Wunsch seiner Frau, kürzlich ein 100 Jahre altes Haus in Köln gekauft. Bleibt das mit der Nostalgie. "Anfangs war ich davon überzeugt, dass unsere Architektur von gesellschaftlicher Bedeutung wäre. Zwischenzeitlich bin ich aber zu der ernüchternden Erkenntnis gekommen, dass die Entfaltung eines klassischen Hauses so abhängig von seiner Umgebung ist wie ein Orchestermusiker von seinen Mitspielern," sagt Johannes Götz, der Büros in Bitburg und Köln führt. Und "gute Mitspieler" finde man fast nur noch in gewachsenem Umfeld. "In Neubaugebieten sind sie in aller Regel mäßig und was ein noch viel größeres Problem ist: Es gibt keine einheitliche Partitur und somit entsteht oft keine Musik sondern nur Geräusch", sagt er.

Doch Fachleute finden das, was Götz macht, sehr wohl bedeutend. Insgesamt hat er etwas mehr als 100 Häuser geplant, 60 wurden gebaut und davon 30 in Publikationen vorgestellt oder mit Preisen versehen.
Mit ebensolcher Leidenschaft wie über das Planen spricht Götz über den Architekten als Unternehmer. Der Sohn eines Landwirts bewies schon als Jugendlicher Verkaufstalent. Besonders das Veräußern der Ferkel hatte er im Griff. "Manchmal bin ich mit 10 000 Mark in der Tasche mit dem Mofa von der Viehwaage nach Hause gefahren", erzählt er. Auf dem Hof seiner Eltern habe er das kaufmännische Denken gelernt. Doch auch sein handwerkliches Geschick zeigt sich früh. Zusammen mit seinem Onkel Hermann Götz hat er immer wieder am Gehöft herumgewerkelt, Dinge verbessert und das Gebäude instandgehalten.
In seine Arbeit lässt Johannes Götz sich nicht gerne reinreden. Wer ein Haus von ihm geplant haben möchte, muss ihm vertrauen. "Entweder man macht, was die Leute wollen, oder man sucht die Leute, die das haben wollen, was man machen will", sagt Götz, der die zweite Variante favorisiert und kein Problem damit hat, Aufträge abzulehnen. "Ich mache nur, wovon ich überzeugt bin."

So nimmt der 47-Jährige nur Aufträge an, wenn das Ergebnis verspricht, ein stimmiges, ganzheitliches und vor allem ins Umfeld passendes Projekt zu werden: "Einen Auftrag für eine toskanische Villa in einem Eifeldorf würde ich nicht annehmen." Ein Architekt sei wie ein Schneider. So wie der sich bei seinem Entwurf nach der Figur des Menschen richtet, ist für den Architekten das Umfeld die wichtigste Ausgangslage. "Der Ort ist der Fond für die Suppe", sagt Götz.
Er fühle sich der Tradition verpflichtet. Götz will nichts neu erfinden. Er orientiert sich an alten Bauregeln, seine Häuser haben oft etwas Klassisches. Die Fachpresse schreibt, dass seine Bauten die "Qualität des Beständigen" prägt, dass er sich an "Prinzipien der klassischen Villa" orientiere.
"Ich bin so eine Mischung aus Missionar und Robin Hood. Missionar, weil ich meine Bauherrn vom Glauben an Styropor, Plastikfenster und Solarzellen abzubringen versuche, und Robin Hood, weil ich diejenigen, die es sich leisten können, gut zu bauen, dazu bringe, das auch zu tun", sagt Götz.

Extra

Johannes Götz wurde 1965 in Utscheid geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Aachen. Danach hat er sieben Jahre lang im Architekturbüro von Oswald Ungers in Köln gearbeitet, bis er 1998 ein eigenes Büro in Köln und 2002 ein zweites Büro in Bitburg gründete. Mit seinem Bitburger Mitarbeiter Michael Garcon und Projektpartner Guido Lohmann arbeitete Götz schon im Büro Ungers zusammen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.johannesgoetz.com snExtra

Das Architekturbüro von Johannes Götz hat einen Großteil seiner Projekte in der Eifel realisiert, darunter: Häuser Sohns in Wiersdorf, Villa Limbourg in Bitburg, Haus Billen in Dockendorf, Haus Ersfeld in Speicher, Haus Schönhofen in Ernzen, Geschäftshaus Brillen und Uhren Messerich in Bitburg, Wohn- und Geschäftshaus an der Römermauer in Bitburg. Derzeit hat Götz kein aktuelles Projekt in der Eifel, was er sehr bedauert. Es gebe allerdings eine "Vor-überlegung" für ein Objekt auf dem ehemaligen Müller & Flegel-Gelände in Bitburg, bei dem er hofft, dass es sich noch konkretisieren wird. sn

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