Soziales Von denen, die auf der Straße leben

Bitburg · Anders als die Stadt findet der Caritasverband die Situation mit den Obdachlosen in Bitburg keineswegs entspannt. Vor allem bei der Unterbringung junger Menschen sehen die Mitarbeiter des Sozialdiensts nach wie vor großen Handlungsbedarf.

 Bretter vor den Fenstern: Die Unterkünfte für Obdachlose in der Mötscher Straße in Bitburg werden nur noch zum Teil genutzt. Das Bild zeigt ein Nachbarhaus der „39a“.

Bretter vor den Fenstern: Die Unterkünfte für Obdachlose in der Mötscher Straße in Bitburg werden nur noch zum Teil genutzt. Das Bild zeigt ein Nachbarhaus der „39a“.

Foto: TV/Dagmar Schommer

Waltraud Alten hat es aus der Zeitung erfahren. Bis vor wenigen Wochen war die Mitarbeiterin des Caritasverbands Westeifel noch davon ausgegangen, dass das, worüber Anfang des Jahres in den städtischen Gremien gesprochen wurde, nun auch irgendwann umgesetzt wird. Angesichts der damals hohen Zahl an Obdachlosen und des Mangels an bedarfsgerechten und menschenwürdigen Unterkünften hatte die Stadt überlegt, zusätzlich Wohncontainer anzuschaffen. 130 000 Euro waren dafür im Haushalt vorgesehen.

Vor einem Monat dann teilt die Stadt auf TV-Anfrage mit, dass die Container nun doch nicht benötigt würden. Die Zahl der Obdachlosen habe sich wieder drastisch reduziert, erklärte die Verwaltung zur Begründung. Gab es zu Beginn des Jahres zeitweise fast zwei Dutzend Obdachlose in Bitburg, habe sich die Zahl inzwischen bei fünf bis sieben eingependelt. Und dafür reiche das städtische Gebäude in der Mötscher Straße 39a aus (der TV berichtete).

„Wir haben eigentlich auf die Container-Lösung gewartet und gehofft, dass wir dann dort auch unsere Jugendlichen unterbringen können“, sagt Alten, die bei der Caritas in der Jugendberatung tätig ist. Alten und ihre Kollegen kümmern sich unter anderem um Jugendliche und Heranwachsende bis 25 Jahre, die weder einen Job oder Ausbildungsplatz noch einen Wohnsitz haben. Und wie die Caritas-Mitarbeiterin erklärt, hat sich die Situation, was das betrifft, alles andere als entspannt. Im Gegenteil: Gerade im Winter seien diese jungen Menschen darauf angewiesen, ein Dach über dem Kopf zu haben, erklärt Alten. Weshalb sie auch mit der Container-Lösung gerechnet hatten.

„Wir haben durchgehend um die 20 junge Menschen, die keinen Wohnsitz haben und für die wir dann nach Übernachtungsmöglichkeiten suchen“, sagt Alten. „Die Jugendlichen haben sich das Leben auf der Straße nicht ausgesucht“, ergänzt Caritas-Streetworker Holger Stodulka. „Das sind keine Aussteiger, sondern Menschen, die sich im Rahmen ihre Möglichkeiten bemühen“, so Stodulka. Die meisten seien in irgendeiner Form am Leben gescheitert. Und wenn dann die Unterstützung von Zuhause fehle, sei der soziale Absturz vorprogrammiert.

„Man sieht es denn Jugendlichen nicht unbedingt an, dass sie auf der Straße leben“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Es handle sich vielmehr um verdeckte Obdachlosigkeit. „Die wollen gar nicht dazu gehören“, sagt Stodulka. Und dass sei auch der Grund, warum eine Unterbringung „in der 39a“ soweit wie möglich vermieden werde. „Wir können dort doch keine 19-Jährige unbeaufsichtigt einquartieren“, meint der Streetworker.

Vor einer Woche dann hatte Alten einen Termin bei Bürgermeister Joachim Kandels und dem zuständigen Sachbearbeiter, um mit ihnen über die Situation zu sprechen. Und wie die Sozialarbeiterin erklärt, habe die Stadt ihr mitgeteilt, dass die Unterkunft in der 39a so ausgestattet sei, dass man dort auch junge Menschen einquartieren könne. Es gebe dort Strom, warmes Wasser und Öl zum Befüllen der Heizöfen. Zudem habe die Stadt auch eine halbe Stelle für die Betreuung der Obdachlosen in Aussicht gestellt.

Letzteres wurde seitens der Stadt bereits Anfang des Jahres angekündigt, als man über die Anschaffung der Containern diskutiert hatte (der TV berichtete). Aber bei der Ankündigung ist es bisher auch geblieben. Laut Bürgermeister soll sich das ändern. So hat Kandels bei der Sitzung des Hauptausschusses von dem Gespräch mit der Caritas berichtet. In diesem Zusammenhang hat er darauf verwiesen, dass eine halbe Stelle für einen Sozialarbeiter eingeplant ist, die nur eben noch nicht besetzt sei.

Die Caritas-Mitarbeiter Alten und Stodulka hoffen, dass dieser Ankündigung – anders als bei den Containern – jetzt auch Taten folgen. Zudem wären sie froh, wenn sie auch zukünftig auf eine Unterbringung ihrer Klienten in 39a weitgehend verzichten könnten. „Wir sind ja hier eigentlich nur für die Beratung zuständig“, erklärt Alten. Doch damit die jungen Menschen nicht auf der Straße schlaffen müssen, werde immer nach Lösungen gesucht. Nicht selten sogar auf eigene Kosten. „Manchmal müssen wir die jungen Menschen in Trier unterbringen, weil wir hier nichts finden.“ Überhaupt werde die Situation in Bitburg immer schwieriger, erklären die Caritas-Mitarbeiter. Die Mietpreise seien inzwischen so hoch, dass immer weniger Vermieter bereit seien, kleine Wohnungen für unsere Zwecke zur Verfügung zu stellen, sagt sie. „Und alles, was derzeit in Bitburg neu gebaut wird, ist ganz sicher nichts für unser Klientel.“

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