Beberijer Platt und Rotkreuz

BITBURG. Das hätte ihr gefallen: In Gedenken an die Bitburger Mundartdichterin Gerda Dreiser lädt die Kulturgemeinschaft Bitburg am 16. Februar zum Eefeler Owend in den Festsaal des Hauses Beda ein.

"Wir wollten uns alle treffen und gemeinsam auf den Friedhof gehen, Blumen an ihr Grab legen und an sie denken", sagt Franziska Walter, Stiefschwester von Gerda Dreiser. Die Bitburger Mundartdichterin wäre am 16. Februar 100 Jahre alt geworden. Ihr zu Ehren organisiert die Kulturgemeinschaft Bitburg in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Bitburg-Prüm einen Eefeler Owend und hat damit die Familienpläne durcheinander gebracht. Doch die Verwandten von Gerda Dreiser freuen sich sehr auf diesen Abend. Über 20 aus der Familie werden da sein, wenn am Donnerstag, 16. Februar, 20 Uhr, im Festsaal des Hauses Beda an die Eifeler Mundartdichterin (1906 - 1991) gedacht wird. En Geschicht voan zwing Lömmelen

Vielen Bitburgern wird die produktivste Eifeler Mundartdichterin noch in Erinnerung sein. Über 80 Beiträge hat sie in ihrem Leben verfasst. Neben ihren vielen Veröffentlichungen in den Heimatkalendern hat sie unter anderem das "Vater unser" und "Max und Moritz" in Bitburger Platt umgeschrieben. Auch die Chronik der Stadt Bitburg und die Geschichte des Clemens-August-Krankenhauses von 1930 bis 1983 zählen zu ihren Werken. Um ein bisschen mehr über die 1991 verstorbene Eifelerin zu erfahren, sprachen wir mit ihrer Stiefschwester Franziska Walter und Dreisers Nichte Christa Berscheid. "Gerda hat nach dem Krieg angefangen zu schreiben. Meist drehten sich die Texte um Alltägliches. Sie schrieb über alles, was sie erlebt hat," erinnert sich Franziska Walter. Ihr persönlich liebster Text der Schwester ist die Geschichte des alten Birnenbaums, der vor dem Steinmetzbetriebs ihres Vaters stand. Dieser erzählt aus seiner Sicht ihre Familiengeschichte (Eesen ahlae Bierebom). Gerda Dreiser war die älteste von sechs Kindern. Während ihre Eltern Platt sprachen, redeten die Geschwister untereinander Hochdeutsch. Trotzdem war es ihr ein Anliegen, das Beberijer Platt zu erhalten. Gerda Dreiser sei ein geselliger Mensch gewesen, sagt ihre Nichte Christa Berscheid. Sie habe ganze Gesellschaften unterhalten können. Fastnacht habe sie bei den Frauengemeinschaften viele Büttenreden gehalten. "Sie hat gerne im Mittelpunkt gestanden", pflichtet ihr Franziska Walter bei. "Der Eifeler Owend hätte ihr mit Sicherheit sehr gefallen." Auf der anderen Seite sei Gerda Dreiser aber auch eine Respektperson gewesen, erinnert sich die jüngste Schwester. "Was sie gesagt hat, hat gegolten." Sie sei ein Typ mit Ecken und Kanten gewesen - eine ganz eigene Persönlichkeit eben. Ihre zweite große Leidenschaft neben der Mundartdichtung war das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Das Fräulein Dreiser (auf die Bezeichnung legte sie ausdrücklichen Wert) war maßgeblich an der Neugründung des DRK nach dem Krieg beteiligt. Für ihren außergewöhnlichen Einsatz bei fast 3000 Exhumierungen bekam sie die Florence-Nightingale-Medaille (siehe Hintergrund). "Für eine Frau waren die Exhumierungen eine unvorstellbare Arbeit", sagt ihre Stiefschwester, steht auf und zeigt die Medaille, die sie in einer grünen Schatulle aufbewahrt. "Das Rote Kreuz war ihr Leben", sagt ihr Nichte. Ihr Vater habe immer gesagt, die Gerda sei mit dem Roten Kreuz verheiratet, erinnert sich ihre Schwester. Pilgerfahrt: 33 Mal ging es nach Rom

Interessiert habe sie sich für klassische Konzerte, Theater und Antiquitäten. Das Moderne sei nicht so ihre Sache gewesen, meint Franziska Walter. 33 Mal ist sie nach Rom gepilgert. Auch eine Audienz beim Papst habe ihre Pilgergruppe gehabt. Zusammen mit Christa Berscheid blättert sie in alten Fotoalben. Neben Fotos gibt es auch eine Schallplatte von Gerda Dreiser, sowie Tonbänder mit alten Radioaufzeichnungen. Verschiedene Präsentationen aus Gerda Dreisers Leben und Werk sind am Donnerstag, 16. Februar, im Haus Beda in Bitburg, um 20 Uhr zu hören. Den Festvortrag hält Dr. Peter Neu, Dankesworte spricht Pfarrer Sven Dreiser. Musikalisch umrahmt wird das Programm vom Quartett des Kirchenchors Liebfrauen. Veranstalter sind die Kulturgemeinschaft Bitburg und die Kreisvolkshochschule Bitburg-Prüm.

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