Becker springt eine Stufe höher

SPEICHER. Heiße Diskussion, klares Ergebnis: Mit einer letztlich deutlichen Mehrheit hat der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Speicher die Gehaltserhöhung für Bürgermeister Rudolf Becker beschlossen.

Es schien eine rekordverdächtig kurze Ratssitzung in Speicher zu werden. Nach zehn Minuten waren bereits drei von fünf Tagesordnungspunkten einvernehmlich abgehandelt. Einstimmig beschloss der Rat den ersten Nachtragshaushalt 2004 und die Verleihung des VG-Kulturpreises an den Eifelverein Speicher. Wolfgang Faber (CDU) hob denn auch optimistisch zu einer Laudatio auf seinen Parteifreund und Bürgermeister Rudolf Becker (55) an. CDU-Fraktion und FDP-Ratsmitglied Klaus Thiel beantragten nämlich eine Höherstufung des Verwaltungschefs von der Besoldungsgruppe A 16 in B 2. Da Becker bisher aufgrund seines Dienstalters in der Endstufe 5372 Euro monatlich brutto verdient, ist der Abstand zur altersunabhängigen Gruppe B 2 (5604 Euro) relativ gering. Die monatlich 232 Euro mehr Gehalt summieren sich auf 2784 Euro pro Jahr. "Das sollte es uns Wert sein", befand Faber und verwies auf das große Engagement, die Fachkompetenz sowie die Tatkraft Beckers. Werner Pick (SPD) mochte sich damit nicht anfreunden: "Ich kann manche politische Weichenstellung der jüngsten Zeit nicht nachvollziehen." Einerseits werde die desolate Finanzlage beklagt. Andererseits würden Beteiligungen an Millionenprojekten beschlossen, wofür der Bürgermeister auch noch belohnt werden solle. Pick sprach Becker eine "solide Leistung" zu und plädierte für eine Erhöhung erst 2006 nach der Hälfte der Amtsperiode."Beschämend ist es, alte Würmer auszugraben"

Rudolf Mayer (Junge Liste) beklagte ein Informationsdefizit. Bei vielen Entscheidungsprozessen werde der Rat nicht einbezogen. Mayer nannte als Beispiele das Altenheim, das Schwimmbad und die Schulen. Als Karin Plein (CDU) Mayer empfahl, künftig besser zuzuhören und seine Sitzungsunterlagen zu lesen, entwickelte sich ein Wortgefecht mit dem JL-Vertreter. Erhard Hirschberg (CDU) fand es "beschämend, alte Würmer auszugraben". Genau das taten anschließend Pick und Günter Schneider (CDU) mit der Diskussion über die Frage, wer denn wohl die Verantwortung für den Niedergang der Amtssparkasse Speicher und die Schulden der VG trage. Faber verwies unterdessen auf die Höherstufung des damaligen Bürgermeisters Norbert Schröder (UBL), als die heutige Opposition ganz anders argumentiert habe (siehe Hintergrund) . Klaus Rodens (UBL) fasste sich kurz: "Auch wenn jemand anderes da vorne sitzen würde, würde ich einer Erhöhung zustimmen." Weil Becker als befangen vom Tisch abgerückt und kein Beigeordneter anwesend war, hatte Ferdinand Lexen (CDU) als ältestes Ratsmitglied die Leitung übernommen. Bei der Abstimmung votierten elf Räte für eine sofortige Erhöhung des Gehalts (CDU, FDP, UBL), vier dagegen (SPD, JL). "Das wird ein weiterer Ansporn sein, mich für die Belange der VG und der Ortsgemeinden einzusetzen", kommentierte Becker zunächst gewohnt sachlich das Ergebnis. Wie blank die Nerven wirklich lagen, wurde deutlich, als Becker ein langatmiges Schreiben der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion zum Thema Orientierungsstufe Realschule/Gymnasium vorlas. Rudolf Mayer forderte, den VG-Rat angemessen heranzuziehen und auch schriftlich zu informieren. In gehobener Lautstärke wies Becker den Vorwurf mangelnder Information zurück und schoss einen verbalen Giftpfeil in Richtung Mayer: "Sie lesen häufig ihre Unterlagen nicht." Nur langsam beruhigten sich die Gemüter wieder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort