Beharrlich besser sein

SCHALKENMEHREN. Gegen den allgemein negativen Trend in der Hotelbranche entwickelt sich das Traditionshaus Landgasthof Michels mit 80-prozentiger Auslastung zum touristischen Zugpferd. Die Spezialisierung auf Wellness, ausgefeilte Kundenorientierung und treffsichere Marktanalyse gehören zur Erfolgsstrategie.

Bei Kreditinstituten gilt die Hotellerie in der Region seit einiger Zeit als Sorgenkind. Experten in Sachen Fremdenverkehr verkünden, dass sich in der Branche die Spreu vom Weizen trennen wird. Der Landgasthof Michels in Schalkenmehren, der seit 1986 vom badischen Küchenmeister Hubert Drayer und seiner Ehefrau Melanie geführt wird, gehört ganz offenbar zu den Häusern, die eine positive Entwicklung nehmen: Anfang November geht ein weiterer Anbau mit 14 Zimmern auf höchstem Niveau mit einem Investitionsvolumen von 1,3 Millionen Euro an den Start. Für 2005 soll der Nettoumsatz bei 94 Betten die zwei Millionen Euro überschreiten, und als mittelfristige Perspektive winkt die Klassifizierung "vier Sterne superior". Das Rating für Basel II durch die Hausbank ist sehr gut, die Auslastung liegt bei spektakulären 80 Prozent und die 32 fest Angestellten und 19 Aushilfen hatten im vergangenen Jahr mit 21 000 Übernachtungen alle Hände voll zu tun.Wellnessfans und Hobby-Detektive

Mit speziell auf die Zielgruppe "50 plus" zugeschnittenen Angeboten, mit einem umfassenden Wellness-, Fitness und Beauty-Programm und einer so genannten Freundschaftswoche, die von Sonntag bis Freitag preisgünstiger ist als eine normale Wochenendbuchung, geht Drayer auf den Markt. Alles Entspannende von der Sauna bis zur Massage, das in Kooperation mit dem Dauner Haus der Gesundheit und dem Ulmener Fitness-Rondell terminlich frei vereinbart werden kann, steht auch Einheimischen zur Verfügung. "Blutspur-Wochenenden" für Hobbydetektive im vergangenen Jahr oder "Picknick & Cabrio" im Jahr 2004 locken Gäste aus einem Umkreis von 250 Kilometern an: "Da machen wir gezielt Werbung, da liegt unser Haupteinzugsgebiet, von dem aus wir bequem erreichbar sind", beschreibt Drayer einen Pfeiler der konzentrierten Marketingstrategie, die vor allem auf Stressfreiheit für die Gäste setzt. Ansonsten gilt: "Ohne Beharrlichkeit und Geduld geht es nicht. Man muss über Jahre hinweg ausprobieren, was gut ankommt, und bereit sein, aus Fehlern zu lernen." In etlichen Kleinigkeiten spiegelt sich die Firmenphilosophie wider, immer ein wenig mehr zu bieten, als erwartet wird. Ein Beispiel von vielen ist der tägliche TV -Wetterbericht, der im Foyer aushängt. Es gibt eine spezielle Kindertoilette oder eine "Wanderschuh-Waschanlage" vor dem Eingang: "So ist es nach einer ausgedehnten Eifelwanderung einfach angenehmer, als wenn die Gäste ihre verschmutzten Schuhe in ihrem Badezimmer säubern müssten." Dass den Touristen ausgearbeitete Ausflugstipps oder Wanderrouten an die Hand gegeben werden, ist für Drayer ein selbstverständlicher Service. "Am liebsten würde ich öfter mit den Gästen wandern gehen", bedauert er den eigenen Zeitmangel, "denn da erfährt man am ehesten, was sie mögen und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Die eigenen Kunden liefern den besten Input für Ideen". Wertvolle Tipps für die stetige Verbesserung des Angebots gibt es auch durch die Hotelkooperation "Landidyll", der Drayer angeschlossen ist. "Wir sind alles familiär geführte Häuser in landschaftlich reizvollen Lagen, und durch den Gebietsschutz haben wir keine Konkurrenz untereinander." Fortbildungen in Sachen Service- und Kundenorientierung, aber auch betriebswirtschaftliches Know-How sind wichtig, so seine Erfahrung: "Man muss den Markt genau analysieren und die eigenen Umsatzstrukturen kennen." Mit mehreren Mailings pro Jahr werden die Gäste über neue Offerten des Landgasthofs auf dem Laufenden gehalten. Der Rücklauf wird kontrolliert. Mit solchen PR-Instrumenten erklärt sich ein Teil des Erfolges. Im Übrigen spiele die Freundlichkeit der Mitarbeiter und ihre Einsatzbereitschaft eine wesentliche Rolle. Die Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern der Region etwa in Sachen Jeep-Safaris oder Planwagenfahrten sei für alle Beteiligten letztlich ein Gewinn: "Man muss sich auch engagieren, wenn wenig sofortiger Profit abfällt. Hauptsache, die Gäste fühlen sich wohl." Dazu gehört auch der Verzicht auf den Sektor Bustourismus, der bei vielen Hotels sonst gern gesehen ist, doch "der würde bei uns die Ruhe stören". Insgesamt ist Drayers Strategie klar: nichts "Verrücktes", sondern langfristig planen. Dazu gehört als Nächstes auch ein zusätzlicher Tagungsraum und eine Schauküche mit Büfett.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort