Bei Blömsches, Böffjes, Schull und Schneggisch

Wie in vielen Dörfern gibt es auch in Steffeln alte Hausnamen. Bevor sie in Vergessenheit geraten, hat sie der Eifelverein dokumentiert, ebenso wie die Wegekreuze im Dorf und in den Ortsteilen Auel und Lehnerath.

Steffeln. (fpl) "Spesser", "Schneggisch", "Schrüdisch": alte Hausnamen aus Steffeln, Auel und Lehnerath. Sie erzählen unter anderem davon, wer sie baute oder welchen Beruf er hatte.

Diese Namen waren - nicht nur in der Eifel - ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal in Zeiten, als es noch keine Hausnummern gab. Die nämlich wurden erst im 18. Jahrhundert überall eingeführt. Die Hausbezeichnungen verhinderten außerdem Verwechslungen bei Bürgern mit gleichem Vor- und Zunamen.

Heute drohen die Hausnamen zu verschwinden. Der Eifelverein Steffeln hat sie deshalb im Dorf und den Ortsteilen erfasst: "Unser ehemaliger Ortsbürgermeister Bruno Gorges hatte die Idee", sagt Schriftführer Werner Grasediek. "Und wir haben sie jetzt umgesetzt." Vor allem der Vorsitzende Karl Harings habe das Vorhaben vorangebracht und organisatorisch begleitet.

"Das geht ja sonst alles verloren", sagt Harings, der mit Grasediek den richtigen Mann in seinen Vereinsreihen hat: Er ist gelernter Historiker und Referent des Fachbereichs 3 (unter anderem Geschichte und Archäologie) an der Universität Trier.

Grasediek ermittelte auch die Bedeutung der Namen: So entwickelte sich "Haus Feyen" aus dem Vornamen Sophie - "übrigens wohne ich da drin", sagt Grasediek und lacht. Eine weitere Entdeckung machte er an einem der Fenster: Darüber ist ein "Chronostichon" angebracht, ein einzeiliger Sinnspruch in Kombination mit lateinischen Zahlzeichen: "Wird non mein Gott wachen, so kan ich den Feigent (Feind) auslachen." Korrekt entschlüsselt ergeben die lateinischen Zahlzeichen das Erbauungsjahr 1679.

Weitere Namen: "Böffjes" ist die Verkleinerungsform von "Bove" (Bube), bei "Schull" lebte einst ein Lehrer. "Ennen" wiederum geht auf den Rufnamen "Anna" zurück - das so bezeichnete Haus ist wohl das älteste neben dem Pfarrhaus und dem Rest der Burg: Es stamme vermutlich aus dem 16. Jahrhundert, sagt Grasediek.

Im nächsten Schritt lässt der Verein nun Plexiglastafeln mit dem Namen, seiner Erläuterung und dem Entstehungsjahr herstellen und an allen Häusern anbringen, deren Eigentümer das wollen. Bis auf wenige Ausnahmen machen alle mit: "Rund 100 Hausbesitzer möchten eine Tafel anbringen", sagt Grasediek. "Ein überwältigender Zuspruch, mit dem wir in dieser Größenordnung nicht gerechnet hatten."

Ein schönes Projekt - und ein sinnvolles. Das fand man auch bei der EU, zumal die Gesamtkosten von etwa 6600 Euro überschaubar sind. Deshalb gewährte man den Steffelern für die Hälfte der Summe eine Förderung.

Sie umfasst auch die Dokumentation aller Wegekreuze in der Gemeinde, die in einer Broschüre beschrieben werden. So erfährt man darin, dass zum Beispiel das Kreuz "Auf Stockerhüh" einst für erschossene Schmuggler errichtet wurde. Extra Hausnamen in der Region: Seit Jahren sorgt zum Beispiel der Brauchtumsverein in Feusdorf dafür, dass die Tradition der Hausnamen erhalten bleibt. An jedem Kirmesmontag Mitte Juni werden die neu gebauten oder gekauften Häuser im Dorf feierlich getauft und begossen. In Steffeln geschieht das am Karnevalsdienstag. In einigen weiteren Orten der Region haben sich Kommunen oder Bürger mit dem Thema befasst, unter anderem in ihren Ortschroniken. Zum Beispiel in Kopp: www.kopp-eifel.de. Mit Hausnamen in Gerolstein befasst sich ein Beitrag im Kreis-Jahrbuch. Nachzulesen unter www.jahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1979/hjb1979.14.htm (fpl)