Bei der Jugend beliebt, vom Bischof versetzt

Feusdorf · Über eine Rente mit 67 kann Edward Latzke wohl nur milde lächeln. Doch jetzt, im biblischen Alter von 99 Jahren, hat er beschlossen, seinen wohlverdienten Ruhestand anzutreten. Sonntagabend wird er seine letzte heilige Messe zelebrieren.

Feusdorf. Im August feiert Pastor Latzke den nächsten runden Geburtstag - seinen hundertsten. Wer ihn erlebt, mag es kaum glauben: Der angehende Pensionär strotzt vor Energie und hat sich bis ins hohe Alter einen hellwachen Geist bewahrt.
Aufhören möchte er trotzdem, sagt der Pastor, während er mit der vierten gewonnenen Partie "Mensch ärgere Dich nicht" seinen Neffen zur Verzweiflung treibt. "Vor einiger Zeit habe ich in der Messe das Vaterunser nicht gebetet - ich habe es einfach vergessen", erzählt Latzke. "Da habe ich mir gedacht, dass es Zeit wird, in den Ruhestand zu gehen." Allzu ruhig soll es um ihn aber nicht werden: "Ich werde weiterhin die Menschen in den Krankenhäusern besuchen und für meine Schäfchen bin ich weiterhin da", sagt er. In Zukunft könne er die Fahrten in die Krankenhäuser in Daun, Gerolstein und Prüm als Beifahrer genießen: "Ich habe im vergangenen Jahr meinen Führerschein abgegeben, bevor es noch Scherereien mit der Polizei gibt", lächelt der Senior. Die Krankenbesuche will er nicht aufgeben, denn: "Wenn ich da in meinem Alter aufkreuze, fühlen sich alle plötzlich viel gesünder."
Die lange Lebensgeschichte des beliebten Pastors beginnt im westpreußischen Lossini, wo er 1912 als zweites von acht Geschwistern geboren wird. Seine Jugend verbringt Edward Latzke in Hinterpommern und Posen, wo er die Volksschule und später ein humanistisches Gymnasium besucht. Es folgt ein Theologiestudium in Ostpreußen, 1939 empfängt er die Priesterweihe.
Die Wirren in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, den Latzke als Sanitäter in Frankreich und Russland erlebt, bringen ihn schließlich in die Eifel: 1946 wird er Kaplan in Freilingen/Ahr.
Dort hält es ihn nicht lange. Nach einigen Zwischenstationen in Tübingen, Gerolstein, Völklingen und Rodershausen ist er seit 1958 Pfarrer in Jünkerath, Glaadt und Esch. "Ich bin oft versetzt worden, weil ich mich nicht immer an die Anweisungen meiner Vorgesetzten gehalten habe", lächelt der Pastor.
Dafür macht er sich bei der Eifeler Jugend schnell beliebt. 1951 baut er eines der ersten Jugendhäuser der Eifel in Lissingen. Natürlich gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten und ohne Baugenehmigung. "Das war ein tolles Haus, in dem die Jugend feiern konnte - sogar eine richtige Bühne haben wir gebaut", berichtet Latzke. Das Ende vom Lied: Das Gebäude wird abgerissen und der renitente Kaplan versetzt. Solche und ähnliche Geschichten wiederholen sich im Leben von Edward Latzke, der in all dem Ernst des Lebens nie seinen Humor verloren hat - für ihn stand immer der Mensch im Mittelpunkt seines Glaubens.
"Pastor Latzke ist für jeden Einwohner in Feusdorf ein Teil seines Lebens", sagt Bürgermeister Franz-Josef Hilgers. "Wir werden seine Gottesdienste vermissen."
Im vergangenen Dezember wurde an Pastor Edward Latzke das Ehrenbürgerrecht der Ortsgemeinde Feusdorf verliehen. Seine letzte heilige Messe zelebriert er morgen um 18 Uhr in der Kirche St. Germanus, Feusdorf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort