Archäologie in Bitburg Das alte Stadttor und das Horn der Gäße

Bitburg · Ein archäologisches Grabungsteam legt Reste eines größeres Bauwerks der Bitburger Stadtbefestigung frei.

 Hier, am Ende der Schakengasse, gegenüber der Brauerei, soll sich das mittelalterliche Stadttor befunden haben. Rechts, wo der Meterstab liegt, sind Reste einer Torwange zu sehen.  

Hier, am Ende der Schakengasse, gegenüber der Brauerei, soll sich das mittelalterliche Stadttor befunden haben. Rechts, wo der Meterstab liegt, sind Reste einer Torwange zu sehen.  

Foto: Tv/Maria Adrian

Zunächst ist das Grabungsfeld in  der unteren Schakengasse unweit der Bitburger Brauerei in der Hand junger Frauen:  Louise Lamberty, Grabungsarbeiterin von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), schwingt eine  Hacke. Dass der Boden sehr trocken  ist, macht die Sache nicht leichter. Trockene Bodenschichten erschweren die Arbeit der Archäologen zunehmend.

Elena Mertens von der Mosel, Lotta Gauer aus dem Hochwald und Jessica Preiß aus Hessen legen derweil  mit Handkratzern und Spitzkellen Reste der alten Stadtbefestigung frei, die auf das Jahr 1340 datiert, dem Jahr der Stadterweiterung. Die drei Letztgenannten machen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Kultur.

Dann  beginnen Louise Lamberty und Ferdinand Heimerl, der häufiger in Bitburg anzutreffen ist, weil er sich in seiner Doktorarbeit vor allem mit dem spätrömischen Beda befasst, mit der Vermessung des Geländes.  Und Grabungsleiter  Dr. Lars  Blöck von der  GDKE  kommt hinzu und informiert über den Stand der Grabungen. „Wir sind noch ganz am Anfang“, sagt der Archäologe. Seit Donnerstag, 1. August, ist sein Team in der Gasse zugange, und die Arbeit der Altertumsforscher wird sich noch ein paar Monate hinziehen.

Neben der Schakengasse wird auch noch der ganze Platz „Am Markt“ aufgebuddelt, der ganz umgestaltet werden soll.

„Zuvor werden neue Leitungen verlegt, und bei solchen Bodeneingriffen werden wir immer informiert“, sagt Blöck, der dabei noch mal die gute Zusammenarbeit mit der Stadt betont.  Das bestätigt auch Ralf Mayeres, Projektleiter bei der Stadtverwaltung:  „Das war alles genauso geplant, und die Grabungen sind auf die Bauarbeiten abgestimmt, das passt“.  Er ergänzt: „Der Fund des Fundaments der Stadtbefestigung ist ein Super-Auftakt.“

„Bisher haben wir die  Wange eines größeren Tor-Turms der Stadtbefestigung und Straßenpflaster entdeckt“, sagt Grabungschef Blöck. Weniger bekannt ist, wie  der genaue Verlauf der Straße und der Befestigung letztendlich war. Auf einem Plan aus dem Jahr 1550 ist am Ende der Schakengasse ein wasserführender Stadtgraben zu sehen, der in mittelalterlichen Städten Standard war. Aber auf einem  Plan aus dem Jahr 1808 ist kein Graben, sondern eine Straße eingezeichnet, wie Blöck erläutert. Seiner Ansicht nach ist die Theorie eines Stadtgraben unwahrscheinlich, da es keinen Bach gab, den man hätte umleiten können und da auch keine Quellen vorhanden waren. Wasser war also eher ein knappes Gut.

 Auch ein Ziegenhorn ist bei den Grabungen gefunden worden. Ob es da wohl eine Verbindung zur Gäßestrepper-Legende gibt?

Auch ein Ziegenhorn ist bei den Grabungen gefunden worden. Ob es da wohl eine Verbindung zur Gäßestrepper-Legende gibt?

Foto: TV/Maria Adrian
 Dr. Lars Blöck zeigt Scherben, die in der Gasse gefunden wurden.

Dr. Lars Blöck zeigt Scherben, die in der Gasse gefunden wurden.

Foto: Tv/Maria Adrian
 Grabung in der Schakengasse

Grabung in der Schakengasse

Foto: Tv/Maria Adrian

„Es gibt noch vieles zu klären“, sagt Blöck. Der Tor-Turm selbst  wirft Fragen auf über seine Beschaffenheit und seine Nutzung. Außerdem gilt es, den zweiten Turm auf der anderen Seite noch zu entdecken. Wie ist die Straßenschichtung  aufgebaut? Gab es schon eine Nutzung zur römischen Zeit? Eine römische Scherbe ist in der Gasse gefunden worden. Sie ist bereits ins Landesmuseum nach Trier gebracht worden. Dabei handelt es sich um eine Scherbe von sogenannter Gebrauchskeramik. Sehr interessant sei auch die Frage, ob es einen Bezug zum römischen Gräberfeld aus dem 5. und 6. Jahrhundert gebe, das  unter dem Brauereigelände entdeckt worden war, oder ob es sich dabei um ein isoliertes Gräberfeld handele. Der Grabungsleiter zeigt zudem die kleinen Funde, die bislang gemacht wurden: Scherben aus dem 11.,12. und 13. Jahrhundert sowie das Horn eines Tieres. Blöck vermutet, dass es sich um ein Ziegenhorn handelt.  Und  das ist bei Bitburgs Stadtgeschichte  doch sehr  naheliegend.

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