Bei Plaketten brummt das Geschäft

"Mit Beginn des Jahres ist der helle Wahnsinn über uns hereingebrochen", seufzt Rainer Jansen von der Tüv-Prüfstelle in Schleiden. Zum 1. Januar ist die sogenannte "Umweltzone" in der Kölner Innenstadt verbindlich eingeführt und somit die Ausweisung der Feinstaubbelastung des eigenen Wagens Pflicht.

Schleiden. "Uns hat der Ansturm völlig überrascht", berichtet Jansen. Schließlich sei das Thema "Feinstaubplakette" nicht primär ein Thema der Eifeler: "Wann fährt der klassische Eifeler schon mal tatsächlich in die Kölner Innenstadt?", fragt er schmunzelnd — und nicht ganz ernst gemeint.Auf jeden Fall sei die Nachfrage in den vergangenen Tagen unglaublich groß gewesen, so dass man neben dem "normalen Geschäft" teilweise kaum nachgekommen sei, alle Anfragen zu bearbeiten. Und das, obwohl erst ab dem 1. April 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in der Verkehrssünderkartei drohen. Jansen erklärt sich den Ansturm mit den zahlreichen Medienberichten zum Thema. "Insbesondere ältere, sicherheitsorientierte Eifeler waren es", so der Fachmann, "die für alle Fälle mit grünen, gelben oder roten Plaketten gerüstet sein wollen."Ähnlich erlebte es auch Verena Büstorf, Mitarbeiterin der Kaller Firma Mönikes. "Uns wurden die Plaketten aus den Händen gerissen. Manchmal kamen wir mit dem Nachschub nicht mehr nach und haben an andere Werkstätten verwiesen — doch denen ging es ähnlich..."So kam es auch vor, dass einige Fahrzeughalter auf ihre Plakette warten mussten. Büstorf: "Wir sind schon ein paar Mal ,leergefahren', die neue Lieferung ist auch schon fast komplett vorbestellt." 1000 Plaketten habe man insgesamt ausgegeben, etwa 400 davon alleine in den vergangenen Tagen. Was also ist das Gebot der Stunde? Gelassen warten, bis die nächste Fahrt in die City ansteht oder lieber vorsorgen? Jansen rät "Fahrzeuge der Schadstoffklasse 3 (entspricht der gelben Plakette) sowie 2 (entspricht der roten Plakette) mit einem Rußfilter nachzurüsten, um die nächstbessere Klasse erreichen zu können. Ansonsten, erläutert er, drohe eine starke Wertminderung des Wagens. Sicher sei, dass nach einer gewissen Testphase Messungen in Köln durchgführt würden: "Ich rechne damit im Januar 2010." Sollten sich die Feinstaubwerte dann nicht verbessert haben, vermutet Jansen eine weitere Verschärfung der Richtlinien: "Dann könnte die Genehmigung für Fahrzeuge mit gelber und roter Plakette ganz wegfallen." Hinzu komme, dass die Umweltzonen im Laufe des Jahres in zahlreichen anderen Städten und Gebieten eingeführt werden sollen. Jansen nannte auch eine geplante 10-mal 70-Kilometer-Zone im Ruhrgebiet. Auf sein eigenes Auto angesprochen, lacht Jansen: "Ich habe eine rote Plakette — kann den Wagen jedoch leider nicht nachrüsten. Aber meine Frau hat einen Benziner, mit dem kann ich zur Not nach Köln fahren." Allerdings sei das eher unwahrscheinlich: "Wenn ich in die Innenstadt fahre, nehme ich den Zug."Plaketten Zum Erwerb der Umweltplakette (5 bis 5,50 Euro) muss die Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) vorgelegt werden. Es genügt eine Kopie. Die Plaketten weisen die vier verschiedenen Schadstoffklassen aus: Keine Plakette erhalten Fahrzeuge der Klasse 1, Klasse 2 erhält eine rote, Klasse 3 eine gelbe und Klasse 4 eine grüne Plakette. Rainer Jansen von der Tüv-Prüfstelle in Schleiden erläutert: "Benziner haben meist keinen Feinstaub-Ausstoß und erhalten die grüne Plakette. Bei Diesel-Fahrzeugen richtet sich die Schadstoffklasse nach der Euro-Norm. Ist der Wagen vor 1994 zugelassen, bekommt er in der Regel keine Plakette. Bei einer Zulassung bis 2000 ist es meist die rote und bis 2004 die gelbe Plakette. Ab diesem Zeitpunkt stehen die Chancen gut für die grüne Plakette — also freie Fahrt in der Umweltzone." Mehr Infos unter www.stadt-koeln.de/ bol/zulassung

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