Bei Visionen ist es nicht geblieben

WISSMANNSDORF. Nach 30 Jahren als Ortsbürgermeister von Wißmannsdorf kandidiert Rudolf Leisen nicht mehr. Leisen möchte sich in Zukunft stärker anderen Beschäftigungen widmen.

Rudolf Leisen hat das geschafft, wovon viele seiner Amtskollegen träumen: Unter seiner Ägide haben sich mehrere Orte zusammengefunden und firmieren als eine Ortsgemeinde. 1979 vereinigten sich Wißmannsdorf, Hermesdorf und Koosbüsch. Da war Rudolf Leisen 44 Jahre alt und seit fünf Jahren Ortsbürgermeister der Gemeinde Wißmannsdorf. "Eigentlich sollte auch Brecht Teil der Gemeinde werden. Aber die Brechter wollten nicht", erinnert sich Rudolf Leisen. 15 Jahre später nach dem "Einigungsvertrag" hat Leisen beschlossen, das Amt an einen jüngeren Kandidaten weiterzugeben. "Die Gesundheit will nicht mehr so", sagt Leisen, in dessen Amtszeit sich die Gemeinde rasant entwickelt hat. Rund 850 Einwohner hat Wißmannsdorf heute. Wichtige Handlungsgrundlage war für Leisen immer, "dass alle Ortsteile gleich behandelt werden". Ob Straßenbau, Friedhof oder Baugebiet. Wenn möglich sollte jeder der drei Teile von Wißmannsdorf am Fortschritt partizipieren. In Hermesdorf sind Leisen und seinen Mitstreitern gleich zwei Ansiedlungen gelungen, um die Wißmannsdorf beneidet wird. "Um den Standort der Westeifel-Werke hat es ein längeres Hickhack gegeben", erinnert sich Leisen. Als die Entscheidung gefallen war, erfüllten sich die Wißmannsdorfer gleich noch einen Traum mit. Ortsgemeinde und Verbandsgemeinde Bitburg-Land halfen mit, eine Turnhalle zu verwirklichen, die größer ist als an anderen Westeifel-Werke-Standorten.. "Wir können die Halle auch für unsere Feste nutzen", sagt Leisen. Die Zusammenarbeit mit den Werken sei hervorragend. Zum 95 Hektar großen Golf-Ressort Bitburger Land - ebenfalls in Hermesdorf - kam man eher durch Zufall. Der Jagdpächter, eine Weihnachtsfeier und mehrere Bier waren an der Standortfindung beteiligt. "Nur acht Tage nach der Feier haben wir das Gelände zum ersten Mal besichtigt", berichtet der scheidende Ortsbürgermeister. "Man muss eben Visionen haben", sagt der 69-Jährige Rentner im Rückblick, der früher für die Volksbank Bitburg arbeitete. Deshalb ist es auch nicht außergewöhnlich, dass Wißmannsdorf eine Partnergemeinde - sonst eher eine Angelegenheit von Städten - in Frankreich hat. "Die standen irgendwann vor der Tür", sagt Leisen über die erste Begegnung mit den Menschen aus Montaigut-en-Combraille nahe Grenoble in Frankreich. Wenn der Ortsbürgermeister nach der Wahl im Juni das Amt übergibt, tut er dies mit dem Wissen, "gewusst zu haben, wann genug ist". Auch dem Verbandsgemeinderat wird Leisen vermutlich nicht mehr angehören. Auf der Liste der FWG hat er sich unter ferner liefen aufstellen lassen.Aus einem Schnellhefter wurden dicke Ordner

Aufhören möchte er aber nicht mit allen seinen Hobbys und Ämtern. Rudolf Leisen ist unter anderem Mitbegründer und Vorsitzender des örtlichen Sportvereins, seit 30 Jahren für den Pfarrbrief zuständig, Leiter des Volksbildungswerks Bitburg-Land und engagiert in der geschichtlichen Erforschung seiner Heimat. Als Heimatforscher hat er an der Chronik der Pfarrgemeinde Wißmannsdorf mitgearbeitet und ein Archiv mit alten Fotografien und Totenzetteln aufgebaut. Seinem Nachfolger hinterlasse er ein bestelltes Feld, sagt Rudolf Leisen. "Von meinem Vorgänger bekam ich zum Amtsantritt einen Schnellhefter mit den die Ortsgemeinde betreffenden Angelegenheiten", sagt Leisen. Seinem Nachfolger wird Leisen einen gehörigen Stapel Aktenordner übergeben. "In Zukunft habe ich mehr Zeit für andere Dinge", hat sich Rudolf Leisen vorgenommen. Dann könne er "Sachen auch Mal acht Tage liegen lassen".

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